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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Kognakflasche. Er hob sie an die Lippen und trank einen großen Schluck. Als er fertig war, musste er all seine Willenskraft aufbieten, um die Flasche nicht gegen die Hauswand zu schleudern. Stattdessen stellte er sie behutsam wieder auf den Tisch und sagte: »Wann haben Sie gemerkt, dass ich unschuldig war, Mr Medler?«
    »Nach rund einem Monat. Die Aufmerksamkeit der Presseleute war verflogen, die haben es gern, wenn ihre Beute noch auf zwei Beinen rumläuft, deshalb war ich überrascht, als mein Boss von mir auf den neuesten Stand in Ihrem Fall gebracht werden wollte. Er und ich kannten uns schon ewig, also erklärte ich ihm, ich hätte Besseres zu tun, als gegen eine lebende Leiche zu ermitteln, und er sagte mir, das hätte er sich nicht selbst ausgedacht, sondern es gebe da ›gewisse Interessen‹. Tja, das heißt bei uns so viel wie Politik oder Geheimdienst oder beides. Irgendwo wollte irgendwer wissen, ob Sie’s mit kleinen Mädchen getrieben haben oder nicht. Irgendeine Ahnung, wer das gewesen sein könnte, Mr Hadda?«
    Er klang mittlerweile wieder viel zu sehr wie sein altes großspuriges Ich. Und sein altes großspuriges Ich würde Wahrheiten durchkämmen, Alternativen abwägen, nach Gelegenheiten suchen.
    Wolf hackte mit dem Beil in die Armlehne des Sessels seines Gegenübers, bloß einen Fingerbreit von Medlers Handgelenk entfernt, der so heftig zusammenschreckte, dass ihm das Glas aus der Hand flog und auf den Fliesen zerbarst.
    »Um Himmels willen! Was sollte das denn? Sie hätten mir ja fast die Hand abgehackt!«
    »Ihre Hände sollten Ihre geringste Sorge sein, wenn Sie anfangen, mich zu verarschen, Medler. Das hier ist kein Plauderstündchen. Erzählen Sie mir einfach, was passiert ist!«
    »Schon gut, schon gut, regen Sie sich ab!«
    Er griff nach dem Kognak und nahm einen tiefen Schluck direkt aus der Flasche.
    »Daraufhin bin ich hingegangen und hab das gemacht, was ich sowieso gemacht hätte, wenn Sie nicht den großen Actionhelden gespielt hätten. Ich bin die Akten und Beweisunterlagen gründlich durchgegangen. Auf den ersten Blick hatte das alles Hand und Fuß, aber als ich erst mal angefangen hatte zu graben, wurde schnell klar, dass da was faul war.«
    »Ihnen kam also der Verdacht, dass ich reingelegt worden war? Wieso?«
    »Ich hab auf bestimmte Muster geachtet. Wissen Sie, das war ja nicht das erste Mal, dass so was passiert ist. Da erlebt man so einiges, von entlassenen Angestellten bis zu betrogenen Ehefrauen oder sogar wütenden Kids, die auf die Idee kommen: Wäre doch eine prima Idee, ein paar Schmuddelbilder auf den PC von dem alten Sack zu laden und den Bullen dann einen anonymen Tipp zu geben. Oft springt es einem förmlich ins Auge. Wer auch immer das bei Ihnen gemacht hat, der war jedenfalls auf Zack. Hat mich fast eine ganze Woche gekostet, mit Unterbrechungen, aber am Ende kam ich dahinter.«
    »Wie schön, meinen Glückwunsch«, höhnte Hadda. »Warum sind Sie dann nicht zu Ihren Vorgesetzten gegangen, haben denen erzählt, was Sie rausgefunden hatten, und dafür gesorgt, dass ich öffentlich rehabilitiert werde?«
    Medler lächelte verbittert. »Oh, das hatte ich vor, glauben Sie mir. Aber zuerst – das wird Sie amüsieren – dachte ich, wäre es nicht schön, den Typen auf die Schliche zu kommen, die Sie reingelegt hatten? Klar, Sie hatten mir die Lippe aufgeschlagen, zweimal, aber so was hatten Sie deswegen noch lange nicht verdient.«
    »Ich bin zutiefst gerührt. Was haben Sie dann gemacht?«
    »Ich bin zu diesem Toby Estover gegangen. Damals war er natürlich noch Ihr Anwalt. Das war, bevor bekannt wurde, dass er mit Ihrer Gattin ins Bett ging. Sorry. Ich wollte bloß ein bisschen mit ihm reden, rausfinden, ob er mir einen Hinweis geben könnte, wer am ehesten in Frage kam. Aber wissen Sie was? Ich war noch keine zwei Minuten in seinem Büro, da wusste ich schon, dass ich nicht weitersuchen musste. Was auch immer da gelaufen war, wer auch immer es angeleiert hatte, Toby Estover steckte bis zu seinem schneeweißen Oberschichtenhals mit drin!«
    Als er Hadda jetzt ansah, war sein Blick nicht mehr boshaft, sondern mitleidig.
    »Kommen Sie, Hadda«, sagte er. »Sie hatten jahrelang Zeit, darüber nachzudenken. Sie müssen doch einen Verdacht gehabt haben.«
    »Ich habe einen Verdacht gehabt … gegen so einige Leute«, sagte Hadda. Dann atmete er tief durch und fragte: »Mit Ihrer superfeinen Spürnase hatten Sie also Estover aufgestöbert. Was haben Sie dann

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