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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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unternommen?«
    »Ohne Beweise blieb mir nichts anderes übrig, als abzuwarten und ihn in dem Glauben zu lassen, dass ich sein Spielchen durchschaut hatte. An diesem Punkt wollte ich ihn nur dazu bringen, dass er sich selbst belastete, damit ich ihn drankriegen konnte! Estover, Mast und Turbery stehen bei den meisten Kollegen im Yard ganz oben auf der Hassliste! Ich wäre zum Cop des Monats gewählt worden, wenn ich denen einen Schraubenschlüssel ins gut geölte Getriebe geschmissen hätte. Und als er anfing, irgendwas von Entschädigung zu erzählen, hab ich mir innerlich die Hände gerieben bei der Vorstellung, ihm auch noch versuchte Bestechung nachzuweisen.«
    »Aber dann hat er so viel geboten, dass Sie Ihre Meinung geändert haben«, sagte Hadda.
    »Ganz so war es nicht. Zumindest nicht am Anfang. Nachdem ich rund eine Stunde lang so getan hatte, als wüsste ich alles, obwohl ich in Wirklichkeit einen Scheißdreck wusste und er genug juristische Rauchbomben zündete, um Feueralarm auszulösen, vereinbarten wir, uns am nächsten Tag noch einmal zu treffen. Natürlich nutzte ich die Gelegenheit, um mich verdrahten zu lassen. Wenn er den Bestechungsversuch laut und deutlich aussprach, wollte ich das auf Band haben.«
    »Da dachten Sie also immer noch wie ein ehrlicher Polizist«, spöttelte Hadda.
    »Ja, erstaunlicherweise war das so. Aber offenbar hatte irgendwer genau verfolgt, womit ich beschäftigt war. Ich saß gerade am Schreibtisch und schrieb meinen Bericht, als mein Chef mit einem merkwürdigen Typen in mein Büro kam und sagte: »Das ist Mr Wesley. Er möchte mit Ihnen über den Hadda-Fall reden. Er ist in alles einzuweihen.« Dann ließ er mich mit diesem Wesley-Kauz allein.«
    »Wesley?« Hadda runzelte die Stirn. »Wie sah er aus?«
    »Ganz normal. Irgendwas zwischen fünfzig und sechzig. Schütteres Haar, ein bisschen flaumig, bräunlich mit Grau durchsetzt. Knapp einsachtzig groß, sehr schlank, blaue Augen, wenig Kinn, roch gut, nettes Lächeln, das aber nicht immer zu dem passte, was er sagte. Teurer Anzug, Krawatte vom Marylebone Cricket Club. Leises Auftreten, vornehm, aber nicht hochnäsig, von der Sprache her vielleicht ein leichter Anflug von East Anglia.«
    »Dafür dass er ganz normal war, scheint er Sie aber mächtig beeindruckt zu haben«, sagte Wolf.
    Medler zuckte die Achseln und sagte: »Als ich hörte, was er zu sagen hatte, hab ich ihn mir genau gemerkt. Und Sie? Kommt Ihnen bekannt vor, nicht?«
    Er hatte seine superfeine Spürnase nicht verloren, dachte Hadda.
    »Möglich. Was hat dieser Mr Wesley gesagt?«
    »Ich hab ihm erzählt, was los war und welchen Verdacht ich gegen Estover hatte. Er hat gefragt, wer sonst noch wusste, was ich vorhatte. Ich sagte, mein Chef, aber nicht ganz genau. Sonst keiner. Er sagte, ich sollte dafür sorgen, dass das so blieb. Und falls Estover mir Schmiergeld anbieten würde, sollte ich rausfinden, wie weit er gehen würde. Aber nichts unternehmen, ehe ich wieder mit ihm gesprochen hatte. Und nichts Schriftliches oder auf meinem Computer. Ich sagte: ›Wie kann ich Sie erreichen?‹, und er lächelte und sagte: ›Machen Sie sich darüber keine Gedanken.‹«
    »Und Sie haben nicht widersprochen oder mit Ihrem Chef darüber geredet?«
    Medler zuckte die Achseln und sagte: »Er war nicht der Typ, dem man widerspricht. Aber wenn Sie ihn kennen, wissen Sie das bestimmt. Jedenfalls hab ich mich wieder mit Estover getroffen. Ich hab direkt gemerkt, dass er mir einen Deal vorschlagen wollte. Er fing an, über Sie zu reden, zeigte mir die letzten ärztlichen Untersuchungsberichte. Bloß ein Schritt vom Totenschein entfernt, sagte er. ›Und den Toten kann man nicht mehr helfen‹, erklärte er mir, ›warum dann den Lebenden schaden?‹ Ich schätze, er wollte mich weich klopfen. Aber er sagte noch immer nichts in der Art wie, hier haben Sie zehntausend, die gehören Ihnen, wenn Sie den Mund halten.«
    »Zehntausend? Das alles hier hat mehr als zehntausend gekostet«, sagte Hadda.
    »Richtig. Ich hab das gemacht, was der ganz normale Mr Wesley mir gesagt hatte, und ihm einen Schubs gegeben.«
    Er lächelte, als würde er sich gern daran erinnern.
    »Ich bin plötzlich aufgestanden und hab so richtig übertrieben entrüstet gesagt: ›Mr Estover, ich hoffe, Sie versuchen nicht, mir ein Angebot zu machen. Falls doch, sollten Sie wissen, dass ich kein Polizist bin, der seinen Ruf für eine Handvoll Silber aufs Spiel setzt.‹ ›Wie wär’s dann mit einer

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