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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Einlass verlangen. Sie könnte rüber nach Birkstane fahren und auf Hadda warten. Sie könnte …
    Sie schüttelte ungehalten den Kopf. Entscheidungsfreiheit ist größtenteils illusionär, hatte ihr Studienleiter oft gesagt. Wir haben sehr viel weniger davon, als wir uns einbilden, sei es in der Politik, in moralischen Fragen oder beim Einkaufen. Das, was wir letzten Endes tun müssen, taucht gar nicht auf unserer Liste von Pseudomöglichkeiten auf.
    Sie holte ihr Handy hervor und hörte die Nachricht ihrer Mutter ab, und wieder einmal wurde ihr bewusst, wie recht ihr Studienleiter doch hatte.
    »Alva! Wo bist du? Du musst so schnell wie möglich zurückkommen. Deinem Vater geht es schlecht. Sie sagen, er könnte sterben!«

10
    Wolf Hadda gab sich gern dem Glauben hin, seine Gefühle fest im Griff zu haben. Man überstand keine lange Haftstrafe, wenn man seiner Fantasie freien Lauf ließ. Kümmere dich um die Minute und überlass die Stunde sich selbst. Ein Mann kann sich mit einem Teelöffel in die Freiheit graben, aber nur, wenn er nichts überstürzt, schön konzentriert Löffel für Löffel weitergräbt. Wenn du dich zu sehr entspannst, kann es passieren, dass Gefühle und Fantasie sich hinterrücks anschleichen und dich überrumpeln.
    Er hatte einen Gutteil des Nachmittags damit verbracht, mit Davy McLucky zu reden, dann hatte er auf dem Heimweg noch einen Abstecher zum Supermarkt gemacht. Es war schon ein paar Wochen her, dass er Luke Hollins eine Einkaufsliste gegeben hatte, und er hatte praktisch nichts Frisches mehr im Haus. Auf dem Rückweg hielt er auf einem Bergrücken, um Sneck ein bisschen Auslauf zu gönnen, und so war es fast acht Uhr, als er Birkstane erreichte.
    Vielleicht hatte er sich in der Vorfreude auf den einzigen Ort, den er als sein Zuhause betrachtete, zu sehr entspannt, jedenfalls wurde ihm klar, dass sein Gehirn irgendwie auf den letzten paar Meilen vor seinem geistigen Auge ein so lebendiges Bild davon abgespielt hatte, wie er um die letzte Kurve vor der Zufahrt nach Birkstane bog und Alva Ozigbos grauen Fiesta dort parken sah, dass er einen völlig unlogischen Schock der Enttäuschung empfand, als der Wagen nicht dort stand.
    »Also bloß wir zwei Hübschen, Sneck«, sagte er, als er mit dem Defender vor der geschlossenen Scheunentür hielt.
    Der Hund sprang heraus und begann, den Hof abzusuchen. Mit gesenkter Schnauze beschnüffelte er die Pflastersteine und knurrte leise tief in der Kehle.
    Wolf beobachtete ihn einen Moment, ehe er steifbeinig ausstieg. Die Einkaufstüte vom Supermarkt baumelte ihm in einer Hand, und mit der anderen lehnte er sich schwer auf den Stock, während er langsam zum Haus hinkte.
    Die Küche war kalt und ungemütlich. Seine Fantasievorstellung, so wurde ihm klar, hatte sich klammheimlich dahingehend erweitert, dass Alva jetzt schon den Kamin angezündet hatte und dabei war, eine Kanne Kaffee zu kochen. Aber jetzt schlug seine anfängliche Enttäuschung in Erleichterung um. Als er die Tür schloss, sah er ein Blatt Papier, das jemand darunter hindurchgeschoben haben musste.
    Er strich es auf dem Küchentisch glatt und las, was darauf stand.
    Ich bin bis Neujahr im Schloss. Wir sollten miteinander reden.
    Keine Unterschrift. Die war auch nicht erforderlich.
    Er benutzte den Zettel, um Feuer zu machen, und während es langsam in Gang kam, setzte er den Kessel auf, schaltete das Radio ein und stellte es laut. Das alles tat er mit langsamen und schwerfälligen Bewegungen, die Ed und Dolly Trapp ernsthaft Sorgen bereitet hätten. Als das Wasser kochte, brühte er sich eine Tasse Kaffee auf und setzte sich mit dem Rücken zu dem kleinen Fenster an den Tisch. Nach einer Weile erhob er sich mit einem Frösteln und ging zum Fenster, um die Vorhänge zu schließen, als könnte er so die Zugluft abhalten.
    Aber als er sich wieder umdrehte, ging er nicht zurück zum Tisch. Mit entschlossener Schnelligkeit durchmaß er die Küche, nahm im Vorbeigehen seine Axt mit dem langen Stiel von der Wand und eilte die Treppe hinauf zu dem Schlafzimmer auf der dem Hof abgewandten Seite des Hauses. Das Fenster dort ging nach Norden hinaus und war selbst für ein cumbrisches Farmhaus klein, aber Hadda schob sich auf dem Rücken hindurch, Kopf voran, griff nach oben, um in einer Ritze zwischen zwei groben Granitblöcken Halt zu finden, und zog sich nach draußen, bis er auf dem Fenstersims stand. Dann ließ er sich runter, bis seine Arme auf dem Sims ruhten, griff ins Zimmer und nahm

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