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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Toten.
    Er untersuchte ihre Taschen und fand nichts, aber in der Scheune entdeckte er einen kleinen Rucksack mit zwei Handys, einem Autoschlüssel für einen Toyota und der Generalstabskarte für das Gebiet. Den Schlüssel steckte er ein, die Handys legte er beiseite, um sie später genauer zu untersuchen, die Karte schlug er auf. An der Landstraße, etwa eine halbe Meile oberhalb der Stelle, wo die Zufahrt nach Birkstane abging, war ein Kreuz. Er rief sich den Ort in Erinnerung. Dort zweigte ein alter, seit Langem unbenutzter Feldweg ab, der zu einem traurigen Steinhaufen führte, den Überresten einer ehemals blühenden Farm. Büsche und Bäume boten ein gutes Versteck für ein Fahrzeug. Dann waren die Männer offenbar zu Fuß die Straße zurück und die Zufahrt hochgegangen, und als sie merkten, dass er nicht zu Hause war, hatten sie sich auf die Lauer gelegt.
    Demnach mussten sie gewusst haben, dass er bald kommen würde.
    Auch dieses Problem würde er wie die Handys später genauer untersuchen.
    In der Scheune lagen viele alte Plastikplanen herum, Überbleibsel aus einer besseren Zeit.
    Er machte sich daran, die Leichen zu verpacken, indem er große Steine um sie herum verteilte, ehe er die Planen mit Bindegarn und Draht verschnürte. Dann lud er die makabren Pakete in den Defender und ging ins Haus zurück, um die Sauerei oben im Flur zu beseitigen. Die Axtschneide wusch er unter fließendem Wasser in der Küche ab.
    Die Kugel, die Sneck gestreift hatte, steckte in der Schlafzimmerwand. Er würde sie später herauspulen.
    Er ging zurück in die Scheune und klappte den Deckel einer alten, aber noch immer stabilen metallenen Futtermittelkiste auf. Darin hatte er bei seiner Rückkehr alles gefunden, was ihm als Kind gehört hatte, ordentlich verpackt und etikettiert. Irgendwann während der Jahre, in denen er verschwunden gewesen war, musste sein Vater das alles sicher eingelagert haben, damit es vollständig erhalten und noch brauchbar wäre, wenn er zurückkam. Ihm waren die Tränen gekommen, als er sah, mit wie viel Sorgfalt Fred vorgegangen war, und sich vorstellte, wie seinem Vater dabei zumute gewesen sein musste.
    Natürlich war er bei seiner Rückkehr zumindest seiner eigenen Einschätzung nach ein Mann, der die Dinge der Kindheit weit hinter sich gelassen hatte. Im Rückblick fand er es unverzeihlich, dass er durch seine Fixierung auf Imogen und die Euphorie, als er sie dann für sich gewonnen hatte, für jede echte Einsicht, was er seinem Vater angetan hatte, blind gewesen war. Erst als er selbst viele Jahre später den alles durchdringenden Schmerz des Verlustes erlebte, wurde ihm das allmählich und viel zu spät klar.
    Jetzt hob er das Schlauchboot aus der Kiste, das bei Luke Hollins’ erstem Besuch in der Küche gelegen hatte. Es war ein Kinderspiel gewesen, es wieder gebrauchsfähig zu machen. Sei gut zu deiner Ausrüstung, dann ist deine Ausrüstung auch gut zu dir, das war eine Lektion, die Fred ihm eingetrichtert hatte, und er hatte sich stets an seine eigenen Maximen gehalten. Das Gummi war gründlich eingeölt worden und das Aufblasventil dick mit Fett eingeschmiert. Wie viele Male sein Vater die Schutzschicht im Laufe der Jahre wohl erneuert hatte – als hätte er nicht nur das Boot erhalten, sondern damit auch die Hoffnung, dass der Junge, der ihn verlassen hatte, irgendwie unverändert heimkehren würde?
    Er legte das Schlauchboot und die Fußpumpe hinten in den Defender. Dann ging er in die Küche, schürte das Feuer und brachte erneut Wasser im Kessel zum Kochen.
    Er hatte keinen großen Appetit, aber es würde eine lange Nacht werden und sein Körper brauchte Nahrung. Also öffnete er eine Dose Eintopf, wärmte ihn auf und aß ihn direkt aus dem Topf, den er anschließend noch mit einem Stück Brot sauber wischte. Während er am Tisch einen Tee trank und an einem Müsliriegel knabberte, untersuchte er die Handys. Keine der Nummern sagte ihm etwas. Als Nächstes sah er die gespeicherten Fotos durch. Auf dem einen waren hauptsächlich Großaufnahmen weiblicher Genitalien. Vielleicht war das eine Art Trophäensammlung. Sie ließen Hadda kalt. Auf dem anderen waren Aufnahmen von einem Familienpicknick, eine hübsche Frau mit osteuropäischen Gesichtszügen und zwei kleine Kinder auf einem sonnigen Hang mit Blick aufs Meer. Das ließ ihn nicht kalt. Das bedrückte ihn.
    Er schaute auf die Uhr. Es war elf. Drei Stunden waren vergangen, seit er nach Hause gekommen war. Aber es war noch zu

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