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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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unterschiedlichen Schwarzschattierungen durchdrungen, und einige Paddelschläge weiter konnte er den Steilhang ausmachen, der sich sechshundert Meter hoch über ihn erhob.
    Er legte das Paddel ins Schlauchboot und versuchte, den Leichnam seitlich über den Rand zu rollen. Ihn in das Auto und wieder raus zu hieven, war schon schwer genug gewesen. Ihn in diesem wackeligen kleinen Boot zu bewegen war fast unmöglich und noch dazu gefährlich. Eine Seite tauchte für einen Moment unter die Oberfläche und Wasser schwappte herein. Hadda machte sich keine Illusionen. Mit den schweren Stiefeln und der dicken Kleidung würde er bei diesen Wassertemperaturen wohl kaum lange genug überleben, um das Ufer in Sichtweite zu erreichen. Und wenn doch, müsste er den ganzen Weg über felsiges Gelände bis zu dem einen oder anderen Ende des Sees gehen und dann wieder die Straße zurück bis zum Auto.
    Das würde bestimmt zwei Stunden dauern, er wäre klatschnass, durchgefroren und erschöpft, und er hätte noch immer die zweite Leiche zu entsorgen.
    Der Gedanke ließ ihn ruhiger werden. Vermeidung fällt Menschen leichter als Leistung. In einer misslichen Lage sollte man nicht versuchen, eine optimale Lösung anzustreben, sondern etwas noch Schlechterem zu entgehen!
    Er fragte sich, wie dieser pessimistische Blick auf die menschliche Psyche Alva wohl gefallen würde. Aber jetzt war entscheidend, dass er ihm half. Schließlich gelang es ihm, mehr von dem in Plastik gewickelten Paket aus dem Schlauchboot rauszubekommen, als noch drin war, und plötzlich, als hätte nun auch das Paket einen Entschluss gefasst und sich für die friedliche Ruhe in der dunklen Tiefe entschieden, glitt es widerstandslos ins Wasser und verschwand.
    Ohne das tote Gewicht kam es ihm vor, als bewegte sich das Schlauchboot jetzt wie ein elfenleichter Kahn (wo hatte er diesen Ausdruck her?) unter seinen starken gleichmäßigen Paddelschlägen, und das, was ihm auf dem Hinweg unermesslich weit erschienen war, hatte er jetzt im Handumdrehen bewältigt, und Sneck begrüßte ihn zurück auf festem Boden mit wildem Schwanzwedeln.
    Aber jetzt musste er die ganze Prozedur wiederholen.
    Er legte keine Pause ein, weil er fürchtete, dass ihn dann der Mut verlassen könnte.
    Es heißt, eine schwierige Aufgabe einmal zu meistern verleiht Zuversicht, so dass sie einem beim zweiten Mal schon leichter fällt.
    Wie üblich ist auch das erstunken und erlogen!
    Der See kam ihm breiter vor, die Nacht kam ihm dunkler vor, das Schlauchboot hing tiefer im Wasser, und einmal hatte er völlig die Orientierung verloren und wusste nicht mehr, in welche Richtung er eigentlich paddelte.
    Dann erhielt er einen Anhaltspunkt, aber in einer Form, die noch beängstigender war als die Lage, aus der er ihn rettete.
    Die Scheinwerfer eines Autos durchschnitten die Dunkelheit auf der Straße, die das Tal hinaufführte.
    Es schien für einen Moment langsamer zu werden, als es die Stelle passierte, wo er den Toyota abgestellt hatte. Doch dann, vielleicht weil der Fahrer sich dachte, dass der wahrscheinlichste Grund, warum ein Auto so spät nachts in so einer einsamen Gegend parkte, der war, dass die Insassen einer äußerst intimen Beschäftigung nachgingen, beschleunigte er, und schon bald verlor sich das Licht auf dem Weg zu dem Gasthof in der Ferne.
    Nach dem kurzen hellen Intermezzo war die zurückkehrende Finsternis undurchdringlich, aber Hadda wusste wieder, wo er war. Noch ein paar weitere Paddelschläge, dann rollte er die zweite Leiche über den Rand, ohne sich drum zu scheren, wie viel Wasser dabei hereinschwappte, und machte sich auf den Rückweg zum Ufer.
    Das Schlauchboot war jetzt wahrhaftig kein elfenleichter Kahn mehr, sondern fühlte sich bleiern an und schob sich eher durch als übers Wasser. Aber endlich hatte er es geschafft. Er überlegte kurz, ein Loch ins Boot zu stechen und es zu versenken, aber das wäre dumm. Es würde nicht auf den Grund sinken, wäre leicht zu entdecken, die Leute würden anfangen, sich Sorgen zu machen, der Autofahrer könnte sich an das geparkte Fahrzeug erinnern, und selbst wenn Hadda recht damit hatte, dass die Leichen zu tief abgesunken waren, um noch geborgen zu werden, könnte der Vorfall irgendwem zu Ohren kommen, der gespannt auf Nachricht von den beiden Männern wartete, die er auf eine mörderische Mission geschickt hatte …
    Er ließ die Luft aus dem Schlauchboot, sprang mehrmals darauf, um den letzten Rest herauszupressen, und warf es dann

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