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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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an benutze.«
    Er schaute sie erwartungsvoll an.
    Sie sagte: »Hätten Sie jetzt vielleicht Lust auf das Stückchen Kuchen, Mr Murray?«
    »Und wie«, sagte er. »Und wie.«

2
    Erst in der zweiten Januarwoche kam Alva Ozigbo zurück nach London.
    Der Rückfall ihres Vaters war schwer gewesen, aber er hatte überlebt.
    »Das Gute daran ist«, hatte sein Stellvertreter gesagt, »dass Ike sich jetzt vielleicht nicht länger einbildet, er wüsste alles besser, und davon absieht, sich selbst behandeln zu wollen.«
    »Ich würde nicht drauf wetten«, sagte Alva.
    Mit Beginn des neuen Jahres war die Prognose wieder optimistischer, aber jetzt verließ sich Elvira nicht mehr darauf, und Alva sah ein, dass sie ihre Mutter unmöglich allein lassen konnte, solange die sich nicht von dem Schock erholt hatte. Kurz nach Neujahr war Ike so weit genesen, dass er nach Hause entlassen werden konnte, aber nur unter der Bedingung, dass er rund um die Uhr von einer Krankenschwester betreut wurde. Als er erbost dagegen protestierte, sprach Alva ein ernstes Wörtchen mit ihm.
    »Hör auf, dich wie eine Diva aufzuführen, und denk doch auch mal an Mum«, sagte sie streng. Dann fügte sie in sanfterem Ton hinzu: »Außerdem, hab ein paar Tage Geduld, dann schmeißt Elvira die Krankenschwester wahrscheinlich selbst raus.«
    Und so ähnlich kam es dann auch, als Elvira der Schwester, einer gutmütigen Frau aus Oldham namens Maggie Marley, erklärte, sie sei durchaus in der Lage, die medizinische Versorgung ihres Mannes allein zu bewältigen.
    »Meinetwegen«, sagte Schwester Marley. »Aber ich komm trotzdem jeden zweiten Tag vorbei, nur um nach dem Rechten zu sehen, okay?«
    Ike betrachtete das als gewonnene Schlacht.
    »Was bist du doch für eine schlaue kleine Psychiaterin«, sagte er. »Und wie geht’s jetzt weiter, Coach?«
    »Ich lass euch zwei miteinander allein«, sagte Alva. »Und Gott stehe euch bei!«
    Sie hatte per Telefon und Internet ihr Möglichstes getan, um ihren beruflichen Verpflichtungen nachzukommen, aber natürlich mussten alle Termine mit ihren Patienten entweder verschoben oder fürs Erste gestrichen werden, was alles andere als zufriedenstellend waren. Wolf Hadda war völlig in den Hintergrund gerückt. Sie hätte ihre Mutter nicht allein lassen können, um erneut nach Cumbria zu fahren, selbst wenn sie das gewollt hätte. Sie hatte Luke Hollins angerufen, um ihm die Situation zu erklären und ihm zu sagen, dass Hadda ihrer inoffiziellen Einschätzung nach für niemanden eine Gefahr darstellte, dass der Vikar aber, sollte er neuerlichen Grund zur Besorgnis haben, selbstverständlich die Maßnahmen ergreifen müsse, die er für notwendig hielt, und sie hatte indirekt durchblicken lassen, dass ihr eigenes Engagement in dem Fall damit bis auf Weiteres beendet war.
    Was sowohl ihren Besuch im Schloss betraf als auch das, was sie dabei erfahren hatte, so nahm sie jedes einzelne, scheinbar bedeutsame Detail genau unter die Lupe.
    Imos Behauptung, was die Vaterschaft ihrer Tochter betraf, war, ob nun wahr oder falsch, ohne Bedeutung. Wolfs Trauer über ihren Tod würde es nicht lindern, wohingegen der Schmerz über den Verrat seiner Frau kaum noch gesteigert werden konnte.
    Sir Leons Aussage, er habe sich der Heirat widersetzt, weil er um Wolfs Wohl besorgt gewesen sei, nicht etwa um Imogens, war nur so lange verblüffend, bis man bedachte, was für ein Leben der Ärmste mit seiner dominanten Frau und der eigensinnigen Tochter geführt haben musste. Außerdem hatte er gesehen, was Wolfs Verschwinden mit seinem treuen und geschätzten Oberförster Fred Hadda angerichtet hatte. Die Vorstellung, dass dem armen Teufel noch mehr Schmerz zugefügt wurde, weil sein Sohn auf einer in Freds Augen törichten und möglicherweise verhängnisvollen Heirat beharrte, hatte ihn gewiss stark beeinflusst. Kein Wunder, dass er sich mit der wenigen Kraft, die er aufbieten konnte, gegen die geplante Ehe aufgelehnt hatte.
    Und schließlich das Foto. Vielleicht hatte der alte Herr sich mit dem Geburtstag vertan. Vielleicht war Wolfs Erinnerung fehlerhaft gewesen. Vielleicht hatte er eingedenk seiner späteren sexuellen Vorlieben unbewusst versucht, zu betonen, dass pubertierende Mädchen aktive Verführerinnen sein konnten.
    Schlussfolgerung: Einzeln betrachtet, war jedes dieser »bedeutsamen« Details erklärbar und vernachlässigbar.
    Es gab jedoch noch etwas anderes, das sich einer genauen Analyse erstaunlicherweise stärker

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