Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)
Gälisch hätte sein können.
Sie schielte zu Murray hinüber, und der übersetzte: »Geht das in Ordnung, wenn Duff sich ein bisschen umsieht?«
»Aber ja«, sagte sie. »Das Haus steht Ihnen offen.
Der Mann schlurfte davon, gebeugt unter dem Gewicht eines Rucksacks, der vermutlich seine Gutachterutensilien enthielt.
»Sie haben ihn extra aus Schottland mitgebracht, nicht wahr?«, sagte sie staunend.
»Ja. Wenn ich für eine Dienstleistung bezahle, nehme ich gern jemanden, dem ich vertrauen kann.«
»Ist ja Ihr Geld«, sagte sie. »Gibt es vielleicht irgendetwas, das Sie sich noch mal genauer anschauen möchten, während er seine Arbeit macht, Mr Murray?«
Er lächelte sie seltsam an, und einen Moment lang fürchtete sie schon, er wollte ihr an die Wäsche. Nicht, dass sie prinzipiell etwas dagegen hatte – ganz gleich, ob sie sich darauf einließ oder nicht, normalerweise führte das zu einer Beziehung, in der sie die Oberhand behielt. Aber ihrem Gefühl nach wäre es im Fall von Mr Murray keine gute Idee, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden.
Zum Glück hatte sie sich getäuscht, oder er verwarf den Gedanken wieder.
»Klar«, sagte er. »Ich würd gern noch mal einen kleinen Rundgang machen, nur um zu sehen, ob wirklich alles so großartig ist, wie ich es in Erinnerung habe.«
Während sie ihn herumführte, erst draußen, dann drinnen, war von Duff nichts zu sehen, allerdings hörten sie Knarren und Klopfen, was vermuten ließ, dass er fleißig bei der Arbeit war.
Schließlich landeten sie in der Küche, wo sie anbot, Kaffee zu kochen. Er sagte Ja, und sie fragte, ob er ins Wohnzimmer gehen wolle, aber er sagte, nein, die Küche sei ihm sehr recht, er fände, sie sei immer das Herz eines Hauses.
»Ist Mr Nutbrown nicht da?«, fragte er.
»Nein. Er hat geschäftlich zu tun«, log sie.
»Dann müssen Sie sich allein um den Verkauf kümmern? Der Mann kann sich glücklich schätzen, so eine fähige Frau zu haben«, sagte er.
Er hörte sich an, als ob er das ernst meinte.
Sie sagte: »Denken Sie, Mr Duff hätte auch gern ein Tässchen?«
»Duff ist kein Kaffeetrinker«, sagte er. »Irn-Bru und einen Whisky hinterher. Aber nie bei der Arbeit. Konzentration ist ihm wichtig. Würde ihn fuchsen, wenn er irgendwas übersähe, das dann später rauskommt.«
»Ich hoffe, er findet gar nichts, was später rauskommen könnte«, sagte sie spitz.
Wieder musterte er sie mit einem seltsamen Blick, dann sagte er: »Denken Sie nicht, ich wollte Sie übers Ohr hauen, Mrs Nutbrown. Ich kauf ein Haus gern so, wie das bei uns in Schottland üblich ist: Ich mache ein Angebot, Sie nehmen es an, wir geben uns die Hand drauf, und fertig ist die Kiste. Andererseits wäre ein klitzekleiner Nachlass auch nicht schlecht. Aber wir müssen ja alle irgendwie sehen, dass wir klarkommen, sogar Maklerfirmen, was? Wie viel verlangt Skinners eigentlich? Fünf Prozent?«
»Sechs«, sagte sie.
Er stieß einen Pfiff aus.
»Donnerwetter. Sechs Prozent ist ein ordentlicher Batzen Geld, wenn man mal im sechsstelligen Bereich ist.«
Jetzt kommt’s, dachte sie. Das war die Art von Annäherungsversuch, auf die sie seit ihrer ersten Begegnung mit Murray gewartet hatte.
Sie sagte: »Wie wär’s mit einem Stückchen Kuchen?«
Er betrachtete die Zitronenbiskuit-Torte, die sie auf den Tisch gestellt hatte.
»Später vielleicht«, sagte er. »Apropos Skinners, was für eine Vereinbarung haben Sie eigentlich mit denen getroffen?«
»Eine, die ich schnell wieder auflösen kann«, sagte sie. »Darauf hab ich Wert gelegt, als ich ihre Provisionsforderungen gehört hatte. Im Gegenzug haben sie mich darauf aufmerksam gemacht, dass die Bedingungen auch nach Vertragsauflösung weiterhin Gültigkeit haben, falls ich das Haus an jemanden verkaufe, den sie mir vermittelt haben.«
»Klar, das ist so üblich«, sagte er. »Sonst würde ja nie einer diesen Haien das Geld in den Rachen schmeißen, was? Aber Vermuten und Beweisen sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe, wie der Priester sagte, als er aus dem Massagesalon kam.«
»Will heißen?«
»Will heißen, dass ich ebenso wie der Priester möglicherweise ein bisschen vage gewesen bin, als ich den Termin gemacht hab. Und es lief rein telefonisch, also bin ich nie jemandem von Skinners persönlich begegnet. Außerdem, Mrs Nutbrown, falls wir uns einig werden, würde ich das Ganze aus steuerlichen Gründen wahrscheinlich über eine kleine Holdinggesellschaft laufen lassen, die ich ab und
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