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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Notwendigkeit Vorrang vor allem anderen: Gesetze, Loyalitäten, Moral. Ich bin Ihr Freund. Wie Sie wissen, wäre ich auch gern mehr gewesen als nur Ihr Freund. Das wird nun vermutlich unmöglich sein. Aber ich hoffe, dass ein wenig von unserer Freundschaft bestehen bleibt. Und als Freund sage ich Ihnen, es ist keine Schande, diese Arbeit aufzugeben. Der Druck hier ist gewaltig. Und der äußere Druck, den Sie aufgrund ihrer familiären Situation erlebt haben, hat gewiss sein Übriges getan. Verbringen Sie etwas Zeit mit Ihrem Vater. Beruflich steht Ihnen die Welt offen. Und ich verspreche, falls ich Ihnen ein Zeugnis ausstellen soll, werde ich Sie in den höchsten Tönen loben. So, sollen wir jetzt ein Tässchen Kaffee trinken und uns wieder der Leistungsbewertung widmen?«
    Alva antwortete nicht. Es war für eine Psychiaterin schwer, das zuzugeben, aber manchmal sind Worte unzulänglich und nur eine Ohrfeige würde der Situation gerecht.
    Wenige Augenblicke später kam Miss Leslie mit dem Kaffeetablett herein.
    Hat die blöde Ziege etwa gelauscht?, fragte Alva sich.
    Sie merkte, dass es ihr egal war.
    Denn plötzlich wurde ihr Zorn von einer gewaltigen Welle der Euphorie hinweggespült! Sie brauchte nur ein paar Sekunden, um den Grund dafür zu benennen.
    Ohne jede Anstrengung ihrerseits würde sie genau das bekommen, wovon jeder Insasse von Parkleigh träumte, was sie selbst sich noch am Vorabend sehnsüchtig ausgemalt hatte – Freiheit! Sie würde diesen Ort mit all seinen Zwängen, seinen Ängsten, seinen Geheimnissen, seinen Klängen, seinen Gerüchen, seiner bedrohlichen Präsenz hinter sich lassen. Sie wusste, einen Teil davon würde sie mitnehmen, und das wollte sie sogar. Aber da, wo es drauf ankam, in ihrer Entscheidungskraft, ihrer Wahlfreiheit, wäre sie wieder ihr eigener Herr.
    Sie schüttete schnell ihren Kaffee in sich hinein, lächelte Homewood zuckersüß an und sagte: »Dann wollen wir mal.«

BUCH FÜNF
    Ein erschreckendes Licht
    … dann, in jenem Moment, da sie sich schon in Sicherheit wähnten, in der stillsten Stunde der Nacht – dann begab sich’s, daß in einer der oberen Kammern von lautloser Hand angefacht ward ein erschreckendes Licht!
    Zunächst war es wie ein gewöhnliches Licht, doch so unheilverkündend, wie auch ein gewöhnliches Licht zu so ungewöhnlicher Stunde sein kann. Aber da es den dreien zu folgen begann gleich einem wandernden Auge, und röter und röter sich färbte bei solcher Verfolgung, ward auch die letzte Hoffnung zunichte.
    Und der kopflose Sippy versuchte zu fliehn [sic], und der kopflose Slorg suchte nach einem Versteck.
    Lord Dunsany: Glaubhaft berichtetes Abenteuer dreier Liebhaber der schönen Literatur

1
    Den ganzen Januar hindurch hatte es immer mal wieder geschneit, und im Osten waren die Schneefälle besonders heftig gewesen. Gegen Ende des Monats stiegen die Tagestemperaturen allmählich an, und schon bald tauten die vom Wind geglätteten Schneewehen, die den Park um Poynters in einen surrealistischen Skulpturengarten verwandelt hatten, zu dreckigem Matsch. Die Landschaft, die über etliche Wochen hinweg etwas Überirdisches an sich gehabt hatte, sah jetzt aus wie ein Streifen Niemandsland in einem winterlichen Krieg.
    Aus irgendeinem Grund brachte Johnny Nutbrown diesen Verfall mit Wolf Haddas Besuch in Verbindung. Seine euphorische Stimmung nach der Begegnung mit ihm war am darauf folgenden Tag noch verstärkt worden, als Pippa einen Anruf von ihrem Anwalt bekommen hatte.
    Johnny lag noch im Bett, als er ihren wütenden Aufschrei von unten hörte.
    »Schlechte Nachrichten, Schatz?«, fragte er überflüssigerweise, als sie ins Schlafzimmer gestürmt kam.
    »Dieses schottische Arschloch ist vom Kauf zurückgetreten!«, tobte sie. »Familiäre Probleme. Wenn ich das Schwein in die Finger kriege, sorge ich dafür, dass er nie wieder irgendwelche familiären Probleme hat!«
    Insgeheim jubelte Johnny. Der gute alte Wolf hatte mal wieder die richtige Nase gehabt. Auf Wolf war wirklich Verlass.
    Aber er hütete sich sorgfältig, sich irgendetwas anmerken zu lassen.
    Er hatte sich vorgenommen, Pippa sein Treffen mit Wolf zu verschweigen, aber als sie gar nicht mehr aufhören wollte, über den gescheiterten Verkauf zu jammern, als wäre das der Weltuntergang, beschloss er schließlich, ihr von dem Gespräch zu erzählen; wenn sie hörte, wie gut die Begegnung verlaufen war, wie harmlos Wolf sich verhalten hatte, würde sie sich vielleicht beruhigen.
    Ihm wurde

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