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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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überlegt sich gut, gegen wen er antritt, und sucht sich nur Gegner aus, die er auch besiegen kann.«
    Er hielt inne. Alva hatte ihm mit wachsender Besorgnis zugehört. Diese Aneinanderreihung von Klischees beleidigte ihre Intelligenz mehr als die plumpe Taktik der offiziellen Befragung. Aber Homewood war nicht dumm, und er sprach mit der ruhigen Gewissheit eines Menschen, der sicher war, eine Auseinandersetzung zu gewinnen.
    Sie sagte: »Mag ja sein, dass ein kluger Mann das tut. Aber ich fechte meine Kämpfe selbst aus, Simon. Und Sie sollten wissen, ob ich gewinne oder verliere, diesen hier werde ich bis zum bitteren Ende durchstehen!«
    Sie sprach mit einer Überzeugung, die sie nicht mehr empfand.
    Er sagte: »Das ist mir klar. Etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet. Aber da ist noch etwas, das Sie wissen sollten.«
    Erneut spürte sie diese durch Mark und Bein dringende Kälte, die das Gespräch mit Proctor am Vorabend bei ihr ausgelöst hatte. Jetzt kam es, das schlagende Argument, oder die Drohung, oder der Bestechungsversuch, der ihren Verdacht bestätigen würde.
    Er legte eine Pause ein, als wartete er auf eine Frage von ihr.
    Ihr Schweigen zwang ihn, weiterzureden.
    Er sagte: »Irgendwie ist einer der Personen, die von Anfang an gegen Ihre Einstellung waren, ein Gerücht über Sie und Hadda zu Ohren gekommen. Über eine unangemessen enge Beziehung zwischen Ihnen.«
    » Wie bitte? «
    Er lächelte sie beruhigend an.
    »Keine Sorge, ich weiß, das ist absurd. Aber Sie haben ihn immerhin in Cumbria besucht. Und noch dazu die Nacht in seinem Haus verbracht, glaube ich. Ich habe der betreffenden Person gesagt, dass mich das in keinster Weise beunruhigt, dass es unter den gegebenen Umständen völlig verständlich ist, aber solche Sachen können leicht eine unerwünschte Eigendynamik entwickeln, wenn man ihnen nicht von vornherein Einhalt gebietet …«
    »Dann gebieten wir ihnen doch Einhalt!«, entfuhr es ihr. »Das ist ungeheuerlich. Wer behauptet das? Ich will selbst mit dieser Person reden …«
    »Ich glaube kaum, dass das hilfreich wäre«, sagte Homewood gelassen. »Im Gegenteil, es könnte kontraproduktiv sein. Schauen Sie, ich will damit keineswegs sagen, diese lächerliche Unterstellung wäre ein Grund, den Vertrag mit Ihnen zu beenden. Jedenfalls noch nicht. Aber betrachten Sie die Dinge doch mal aus der Perspektive der Gegenseite. Ihre jährliche Leistungsbewertung bietet Ihnen die Gelegenheit, sich ehrenvoll und mit Würde und ohne jeden Schaden Ihres beruflichen Ansehens zurückzuziehen. Aber falls Sie diese Gelegenheit nicht nutzen, wer weiß, was für andere Unterstellungen noch aufkommen? Können Sie sich vorstellen, wohin das führen könnte? Eine ungebührliche Beziehung zwischen einem Häftling und der Psychiaterin, die den Bewährungsausschuss fast im Alleingang davon überzeugt hat, besagten Häftling auf freien Fuß zu setzen … Alles würde plötzlich fragwürdig. Eine gründliche Untersuchung der Vorgänge wäre das Mindeste. Weiß der Himmel, wie lange sich die hinziehen würde. Ich bin sicher, Sie würden das nicht tatenlos hinnehmen …«
    »Darauf können Sie wetten!«, rief sie. »Ich würde durch alle Instanzen gehen!«
    »Genauso kenne ich Sie. Und Sie hätten auch meine volle Unterstützung. Aber …«
    Sie hatte ihre wachsende Empörung nur mühsam im Zaum gehalten. Dieses Aber half ihr dabei. Wieder hatte sie das Gefühl, dass auch diese Rede, wie die Fragen und die Klischees, nur die Ouvertüre zum Hauptereignis war.
    Jetzt wollte sie endlich zur Sache kommen und sie lieferte ihm sein Stichwort.
    »Aber was?«, zischte sie.
    »Aber«, sprach er leise weiter, »in Anbetracht der Art der Unterstellung müsste Haddas Freilassung auf Bewährung selbstverständlich widerrufen werden und er müsste wieder in Haft genommen werden, bis die Untersuchung abgeschlossen ist, und wenn das noch so lange dauert.«
    Sie öffnete den Mund, um »Aber er ist unschuldig!«, zu rufen. Und schloss ihn wieder.
    Der Dreckskerl lächelte sie mitleidig an. Er verstand ihr Dilemma. Wenn sie sich gegen ihre Entlassung wehrte, würde Hadda wieder im Gefängnis landen. Und wenn sie jetzt anfing, Haddas Unschuld zu beteuern, würde das nur den Eindruck einer ungebührlichen Beziehung zwischen ihnen bestärken!
    Homewood sagte beschwörend: »Alva, die Welt der nationalen Sicherheit ist undurchsichtiger, als sich das sogar eine Kriminalpsychiaterin vorstellen kann. Manchmal hat grimmige

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