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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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hatte Homewood angefangen, Erkundigungen über ihre Arbeitsleistung einzuholen. Bestimmt war er ziemlich geschockt gewesen, dass Proctor sie nicht für völlig unqualifiziert hielt! Zumindest schien es, als wären sie der Meinung, sie könnten die Situation lösen, indem sie ihren Vertrag beendeten – und nicht ihr Leben.
    Sie riss sich zusammen.
    Ohne konkrete Beweise konnte sie nicht einfach von der Annahme, dass Joe Ruskins Tod ein tragischer Unfall gewesen war, zu der Überzeugung umschwenken, er sei ermordet worden!
    Was waren das für Leute, die fähig waren, mit einem Menschenleben so achtlos umzugehen?
    Und in welcher Eigenschaft hatte Childs den jungen Hadda, den Holzfäller, eingestellt?
    Ich bin keine Privatdetektivin!, beschwor sie sich.
    Tatsächlich fragte sie sich allmählich, ob sie überhaupt das Zeug zur Psychiaterin hatte. Plötzlich war sie es satt, nach verborgenen Wahrheiten zu suchen, dunkle und mitunter schändliche Geheimnisse erzählt zu bekommen. Es wäre doch besser gewesen, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten, nur fiktionale Charaktere auszuloten und deren Traumata zusammen mit der Theaterschminke abzuwischen. Oder in die Fußstapfen ihres Vaters, wo man gelegentlich Blut an den Händen hatte, aber es am Abend abwaschen konnte.
    Plötzlich merkte sie, dass sie sich ein Leben ohne Parkleigh ausmalte. Ein Leben, in dem sie das Gefängnis ohne jede Reue einfach hinter sich ließ. Lange Urlaub bei ihrer Familie machte und sich dann einen bequemen Job als Universitätsdozentin irgendwo weit weg von England suchte, in einem Land, in dem es richtige Sommer gab, beispielsweise!
    Aber sie würde nicht aufhören, sich um Wolf Hadda zu kümmern. Sie wusste nicht, was er vorhatte, aber was immer das war, auf die eine oder andere Weise hatte sie damit zu tun.
    Sie ging zurück zu ihrem Auto. Sie hatte den Motor laufen lassen, und die Heizung war voll aufgedreht.
    Irgendwann hörte sie auf zu zittern, aber als sie weiterfuhr, spürte sie tief in ihrem Inneren eine Kälte, die keine Heizung der Welt vertreiben konnte.

10
    Am nächsten Morgen bestellte Simon Homewood Alva zu sich in sein Büro.
    Dort wartete bereits eine streng aussehende junge Frau mit einem Notizblock. Es handelte sich nicht um die Sekretärin des Direktors, und Alva blickte sie fragend an.
    »Das ist Miss Leslie vom Innenministerium«, sagte Homewood. »Sie wird bei unserer Besprechung Protokoll führen.«
    »Das klingt nicht gut«, murmelte Alva.
    »Eine reine Formalität«, sagte Homewood bemüht heiter. »Dr. Ozigbo, Sie wissen ja, dass diesen Monat wieder die jährliche Beurteilung Ihrer Leistung ansteht, wie es der Arbeitsvertrag für alle unsere Beschäftigten vorsieht, und deshalb hab ich Sie hergebeten.«
    »Ja, das weiß ich. Aber die Leistungsbewertung im letzten Jahr ging meiner Erinnerung nach ohne diesen ganzen Aufwand über die Bühne.«
    »Ach ja? Nun, unsere Verfahrensweisen werden modernisiert, vor allem in den sensiblen Bereichen. Also fangen wir an, ja?«
    Während der folgenden halben Stunde wurde sie mit Fragen zu ihrer Arbeit bombardiert. Der Ton der beiden blieb durchgängig höflich, aber sie legten es unverkennbar darauf an, sie dazu zu bringen, Probleme einzuräumen und Schwierigkeiten einzugestehen. Sie wehrte alle entsprechenden Versuche einigermaßen ruhig, aber mit wachsender Gereiztheit ab. Falls sie sie loswerden wollten, sollten sie sich schon ein bisschen anstrengen!
    Schließlich schaute Homewood auf seine Uhr und sagte: »Machen wir eine Pause. Miss Leslie, vielleicht wären Sie so nett, meiner Sekretärin Kaffee und ein paar Kekse abzuluchsen, damit wir bei Kräften bleiben.«
    Miss Leslie sah nicht aus wie eine Frau, die bei ihrer Arbeit gern die Kellnerin spielte, aber sie stand anstandslos auf und verließ den Raum.
    Das gehört mit zum Spiel, dachte Alva. Oder besser, jetzt geht das Spiel vermutlich erst richtig los.
    Sie hatte recht. Aber sie war nicht darauf gefasst, wie brutal dieses Spiel tatsächlich war.
    Homewood sagte: »Alva, es fällt mir nicht leicht, das zu sagen, aber ich denke, wir kennen uns so gut, dass ich offen zu Ihnen sein kann. Ihre Anstellung hier war immer recht umstritten, und der Widerstand dagegen hat sich eigentlich nie gelegt. Ich hab mich selbstverständlich immer für Sie eingesetzt, und Sie haben auch weiterhin meine volle Unterstützung. Aber wenn man in der Öffentlichkeit steht, muss man beim Boxen bisweilen äußerst gewieft sein. Ein kluger Mann

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