Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)
Achseln.
»Pasha war hier, und er war wie immer ausgesprochen frustriert von der Art, wie du mit ihm gespielt hast. Der arme Junge musste Druck ablassen. Und ich brauchte … Wie soll ich das ausdrücken? – ein bisschen Druck. Tu nicht so schockiert, meine Liebe. Du bist meine Tochter, du weißt, was wir für Bedürfnisse haben.«
»Rein interessehalber, wie lange hast du diese tiefer gehenden mütterlichen Dienste schon angeboten? Und wem? Oh Gott, sag bitte nicht, dass du und Toby …?
Kira winkte mit ihrer Gabel ab.
»Ist lange her«, sagte sie. »Er war besser, als ich gedacht hatte. Nachdem du und dein Bauer euch getrennt hattet, fand ich, Estover würde sich gut für dich eignen. Geld, Ansehen, gute Schule, alte Familie – es gibt sogar einen Titel, weißt du, aber leider ist er drei widerwärtig gesunde Vettern davon entfernt.«
Imogen konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
»Mutter, ich dachte, du hättest schon lange die Fähigkeit verloren, mich zu überraschen, aber wie ich sehe, hab ich mich getäuscht. Nun ja, zumindest kann ich mir sicher sein, dass meine erste Wahl von niemandem getestet wurde außer von mir selbst. Du hättest dich doch nie im Leben mit einem Bauern eingelassen!«
»Nicht so voreilig, meine Liebe. In der guten alten Zeit hatten unsere Vorfahren bestimmt keine Hemmungen, sich mit einem gut gebauten Kulaken zu vergnügen. Und allem Anschein nach sind gerade Holzfäller besonders gut gebaut …«
Sie lächelte, während sie das mit einer bedeutungsvollen Verschämtheit sagte, die bei ihrer Tochter die Alarmglocken gellen ließ.
Imogen sagte: »Mutter, falls du damit andeuten willst, dass du und Wolf … Das glaub ich dir nicht!«
»Und wenn es so gewesen wäre, was würdest du dann empfinden?«, fragte Kira. »Oder genauer gesagt: Was empfindest du für Hadda? Die Frage beunruhigt mich. Du scheinst ihn nicht so zu hassen, wie du solltest. Und schlimmer noch, du scheinst ihn nicht so zu fürchten, wie du solltest! Um Himmels willen, du begehrst ihn doch hoffentlich nicht noch immer?«
»Was ich für Wolf empfinde, hat nichts mit dir zu tun«, sagte Imogen.
Lady Kira betrachtete ihre Tochter mit einem eisigen, vernichtenden Blick, bei dem Leibeigene früher wahrscheinlich sehnsüchtig an die guten alten Zeiten denken mussten, als sie bei Minustemperaturen draußen auf den Feldern schuften durften, bis ihnen die erfrorenen Finger abfielen.
Dann entspannte sie sich und lächelte ein Lächeln, das schlimmer war als der starre Blick.
»Nun ja, meine Liebe, das stimmt nicht ganz«, sagte sie. »Ich werde dir jetzt mal eine Geschichte erzählen …«
Fünfzehn Minuten später stand Kira am Fenster und sah dem Mercedes ihrer Tochter nach, der die Einfahrt hinunterbrauste.
War das nun gut oder schlecht gelaufen?, fragte sie sich. Sie wusste es nicht, aber sie würde sich davon nicht das Frühstück verderben lassen.
Sie trug die erkalteten Reste ihrer ersten Auswahl zurück zum Sideboard, stellte sie ab und begann, sich einen neuen Teller zu füllen. Ihre Arroganz hinderte sie nicht daran, für die Segnungen des Schicksals dankbar zu sein. Neben der Fähigkeit, sich nicht über Dinge aufzuregen, die sie nicht ändern konnte, war ihr Körper eine der größten Segnungen, denn er konnte nahezu alles aufnehmen, was Essen, Trinken oder Männer betraf, das größtmögliche Vergnügen daraus gewinnen und dann einfach weitermachen, als wäre nichts gewesen, ohne nennenswerte Spuren davon zurückzubehalten.
Sie hob die nächste Tellerhaube an, und jetzt ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf!
Keine Blutwurst!
Diese Stümper in der Küche konnten sich auf was gefasst machen!
3
Wolf Hadda trat unter den eiskalten Wasserfall und schrubbte sich kräftig mit einem Stück Kernseife ab.
Er blieb so lange dort stehen, bis das rauschende Wasser ihm den Schaum vom Körper gespült hatte, dann ging er ein paar Schritte in den flachen Teich hinein.
Am Ufer stand jemand. Sneck blickte wachsam auf, hielt die Person aber alles in allem für harmlos.
Hadda sagte: »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie voyeuristische Neigungen haben.«
Alva Ozigbo sagte: »Ich wollte nur sehen, ob Sie tatsächlich jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe hier duschen oder ob Sie bloß bei mir Eindruck schinden wollten.«
»Das nennen Sie in aller Herrgottsfrühe, Sie Stadtmensch? Es ist doch bestimmt schon fast neun Uhr! Ich komme jetzt raus.«
»Und was soll ich machen? Mich errötend
Weitere Kostenlose Bücher