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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Reginald Hill
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abwenden?«
    »Selbstverständlich nicht. Ein Mann sollte nichts vor seiner Psychiaterin verbergen. Aber wenn ich zu lange hier stehen bleibe und mich bewundern lasse, hab ich bald Eiszapfen. Gehen wir ins Haus. Möchten Sie vor oder hinter mir gehen?«
    »Ich denke, vor Ihnen. Hinter Ihnen wüsste ich nicht, wo ich hingucken soll.«
    »Kein Problem für mich«, sagte er und tappte hinter ihr her. »Hollins war gestern hier. Hat mir gesagt, Sie würden sich wahrscheinlich hier blicken lassen. Wann sind Sie angekommen?«
    »Gestern Abend. Ich hab im Pfarrhaus übernachtet.«
    »Zugige alte Hütte, wenn ich mich recht erinnere. Hier hätten Sie’s schöner gehabt. Was hat seine Frau denn dazu gesagt, dass ihr auf einmal so eine heiße Schnitte aus der Großstadt ins Haus schwirrt?«
    Wieso freue ich mich, wenn er mir sagt, dass ich in Birkstane hätte übernachten können und mich als heiß bezeichnet?, fragte Alva sich.
    Sie sagte: »Ich glaub, sie kann mich nicht besonders leiden.«
    »Damit hätten wir zwei wohl noch etwas gemeinsam.«
    Noch etwas …
    Um sich das Gefühl nicht zu verderben, fragte sie nicht nach, was denn noch, sondern ging voraus in die Küche, wo sie erleichtert feststellte, dass in dem alten Kamin bereits aus einem Wigwam aus Holzscheiten Flammen züngelten.
    Hadda sagte: »Entschuldigen Sie mich kurz. Machen Sie sich nützlich. Sie wissen ja, wo der Kaffee steht.«
    Als er vollständig angezogen zurückkam, sagte sie beiläufig: »Um noch mal auf Luke zurückzukommen, ich hab ihm gesagt, ich bin sicher, Sie sind unschuldig; Sie wurden reingelegt.«
    »Da muss ihm ja ein Stein vom Herzen gefallen sein. Ist bestimmt nicht besonders spaßig, für einen Perverso einzutreten. Hat er Ihnen so ohne Weiteres geglaubt? Keine unwiderlegbaren Beweise verlangt?«
    »Er hat nur genickt, als hätte ich bloß etwas bestätigt, was er schon die ganze Zeit gewusst hat.«
    »Klar hat er das. Deshalb hat er sich ja auch fast ins Chorhemd gemacht, als er das Geld entdeckt hat. Schütten Sie den Kaffee auch irgendwann mal ein oder warten Sie aufs Dienstmädchen?«
    Die gut gelaunte Schroffheit bestätigte das, was sie von dem Moment an gespürt hatte, als sich ihre Blicke draußen am Teich trafen. Er war froh, sie zu sehen! Das war … Sie wusste nicht genau, was es war, aber es war schon mal etwas.
    Aber es wurde Zeit, zur Sache zu kommen.
    Sie sagte: »Ehe ich’s vergesse. John Childs hat mich gebeten, Ihnen etwas auszurichten.«
    »Großer Gott!«
    Er war wirklich überrascht. Gut so! Er musste auch mal überrascht werden.
    Er setzte sich schwerfällig hin und blickte sie unter gerunzelten Augenbrauen hinweg an.
    »Was zum Teufel haben Sie mit Childs zu tun?«, fragte er.
    Sie erklärte es ihm knapp, aber ohne wichtige Details auszulassen.
    Er hörte aufmerksam zu, und als sie fertig war, sagte er vorwurfsvoll: »So, so. Ein Jammer, dass Sie seinen Namen nicht schon viel früher mal erwähnt haben.«
    »Warum hätte ich das tun sollen?«, wollte sie wissen.
    Er dachte nach, entspannte sich dann und sagte: »Egal. Also, was sollten Sie mir ausrichten?«
    »Dass Nikitin Bescheid weiß und der Mann mit dem gebrochenen Kiefer frei herumläuft oder so ähnlich.«
    »Mehr nicht?«, fragte er ruhig.
    »Mehr nicht.«
    »Sehr mysteriös. Der gute alte JC hat sich schon immer gern kryptisch ausgedrückt. Über was Nikitin wohl Bescheid weiß, frage ich mich?«
    Alva sagte: »Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, er weiß, dass Sie es waren, der Estover eine Falle gestellt hat, damit der Russe Ihnen die Drecksarbeit abnimmt.«
    Das war schon das zweite Mal innerhalb weniger Minuten, dass sie ihn überraschte. Beim dritten Mal durfte sie ihn vielleicht behalten!
    Er sagte: »Psychiater sollten nicht raten. Sie waren also die ganze Zeit über dick mit JC befreundet. Der alte Knabe ist wirklich auf Draht. Hat ein eigenes Gefängnis mit einer Rundumabhöranlage, eine echte Glanzleistung der Kapelle! Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich vielleicht so einiges anders gemacht.«
    »Sie meinen, Sie hätten nicht so ein Spielchen mit mir getrieben?«, fragte sie, wobei sie ihn über den Rand ihrer Kaffeetasse hinweg fixierte.
    »Spielchen?«
    Sie sagte: »Tun Sie nicht so, als hätte es Ihnen keinen Spaß gemacht, mich hinters Licht zu führen.«
    Er sagte: »Natürlich hab ich meinen Spaß gehabt. Jedenfalls am Anfang. Wer trickst nicht gerne mal Experten aus? Aber andererseits hatte ich ja auch den besten Ratgeber, wie
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