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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Reginald Hill
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bevor. Der erste Schuss würde ihn erledigen. Ein nackter Krüppel, der in einem eisigen Bach badete, wäre wohl kaum in der Lage, den kurzen Aufschub zu nutzen, der sich ihm durch diese Ablenkung bot.
    Er machte gerade Anstalten, sein Versteck zu verlassen, als er in der Ferne einen Motor hörte. Wenige Augenblicke später kam eine schwarze Frau die Zufahrt hoch auf den Hof. Wer zum Teufel ist das denn?, fragte er sich. Vielleicht würde sie ja wieder gehen, wenn sie feststellte, dass das Haus verlassen war.
    Sie öffnete die Tür und lugte hinein. Einen Moment lang zögerte sie auf der Schwelle. Dann drehte sie sich um und ging denselben Weg, den der hinkende Mann genommen hatte.
    »Scheiße!«, murmelte er. Ein Mann und ein Hund waren machbar, aber diese Frau verkomplizierte die Sache. Wer würde sie vermissen und wie bald? Vielleicht wartete sogar jemand in ihrem Wagen auf sie. Bei Säuberungsaktionen waren Fluchtrouten ungemein wichtig, und in dieser Scheißwildnis spielte der Faktor Zeit eine wesentliche Rolle in seinem Fluchtplan. Pudo wollte längst über alle Berge sein, ehe die Tat entdeckt wurde. Er brauchte mindestens eine Stunde, um auf die Schnellstraße Richtung Süden zu kommen. Falls vorher schon eine Fahndung eingeleitet wurde, würden die Straßen gesperrt werden und er säße hier bei den Bauern fest.
    Er verzog sich wieder in sein Versteck. Nach wenigen Minuten hörte er ein weiteres Motorengeräusch. Verdammt, dachte er. Hier geht’s ja zu wie auf der Oxford Street zu Weihnachten!
    Kurz darauf kam eine weitere Frau die Zufahrt heraufspaziert. Diese erkannte er. Sie war die Frau von diesem Anwalt, die gut aussehende Blondine, auf die Pasha Nikitin scharf gewesen war. Als Pudo in dem Lagerhaus Toby Estover in die Mangel genommen hatte, war ihm, schon lange bevor sein Boss das Signal zum Aufhören gab, klar gewesen, dass der Anwalt nichts über den Zeitungsartikel wusste. Wie viel, so fragte er sich, hatte das mit der schönen Imogen zu tun gehabt? Und wie würde Pasha auf die Nachricht reagieren, dass sie sich noch immer in der Nähe ihres Exmannes rumtrieb?
    Mit großer Gleichgültigkeit, schätzte er, falls er ihm meldete, dass der Ex tot war.
    Aber ihre Anwesenheit war eine weitere unwillkommene Komplikation.
    Als sie sich dem Tor näherte, waren plötzlich Stimmen zu hören. Dann kam die Schwarze in Sicht und ging Richtung Haus. Die Blonde duckte sich in eine Hecke, die die Zufahrt säumte. Hadda, noch immer nackt, und sein Hund tauchten hinter der Schwarzen auf, und die drei verschwanden im Haus.
    Die blonde Frau ging zurück die Zufahrt hinunter. Pudovkin horchte auf das Geräusch eines startenden Motors, hörte aber nichts. Dann war sie wieder da. Diesmal ging sie durch das Tor und auf den Hof. Sie hielt ein Stück Papier in der Hand und trat damit in die Scheune, wo der Russe sie nicht mehr sehen konnte, aber als sie gleich darauf wieder herauskam, war ihre Hand leer.
    Erneut ging sie die Zufahrt hinunter, bewegte sich anmutig, aber entschlossen. Diesmal hörte er, wie ein Wagen ansprang.
    Als Nächstes kam Hadda, jetzt vollständig angezogen, aus dem Haus. Er blickte sich vorsichtig um. Irgendwas musste ihn gewarnt haben, wahrscheinlich der verdammte Köter. Jetzt überquerte er den Hof und ging in die Scheune. Die Schwarze tauchte in der Tür auf und beobachtete ihn einen Moment lang, ehe sie wieder hineinging. Hadda folgte ihr kurz darauf, in der Hand einen Zettel, vermutlich den, den seine Ex zurückgelassen hatte, und knüllte ihn zusammen, als er durch die Tür ging.
    Was ging hier vor?, überlegte Pudo. Im Grunde interessierte es ihn einen Dreck. Seine einzige Sorge war, dass er sich in diesen Stechginsterbüschen langsam die Eier abfror, ohne zu wissen, wie lange er noch warten musste, ehe ihm das Vergnügen vergönnt war, Hadda das Gehirn wegzupusten!
    Nicht mehr lange und er wäre viel zu durchgefroren, um noch abdrücken zu können. Er hatte nicht übel Lust, einfach runter zum Haus zu laufen, in die Küche zu stürmen und auf alles zu ballern, das sich bewegte. Aber das war bloß der Frost, der ihm allmählich in den Schädel kroch. Am besten, er ging zurück zu seinem schönen warmen Auto, um die Situation neu zu überdenken.
    Er war fast am Anfang der Zufahrt, als er irgendwo hinter sich einen Motor aufheulen hörte. Er kroch seitlich durch die Hecke und sah gleich darauf den Land Rover Defender über die zerfurchte Zufahrt rumpeln. Er blieb auf der anderen Seite der Hecke
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