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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Hadda ihn wahrscheinlich nicht erkennen, und dass ein weiterer Wanderer auf diesem ausgetretenen Pfad unterwegs war, hätte wohl kaum sein Misstrauen geweckt.
    Als Pudovkin den Bach erreichte, machte auch er kurz Rast, um etwas zu trinken und rasch seine Karte zu konsultieren. Der Pfad überquerte den Bach und stieg dann weiter nach rechts hinauf zur Senke des Black Sail Pass zwischen dem Berg Kirk Fell, dessen Flanke er gequert hatte, und einem noch höheren weiter vorne namens Pillar – Säule –, der aber nichts besonders Säulenhaftes an sich hatte.
    Da er nicht wusste, welche der angebotenen Routen Hadda nehmen würde, wenn er den Pass erreicht hatte, zwang sich der Russe, einen Zahn zuzulegen. Doch trotz aller Anstrengung war der Mann verschwunden, als er dort ankam.
    Erbost, weil die ganze Anstrengung vielleicht vergeblich gewesen war, wägte Pudovkin die Möglichkeiten ab. Rechts von ihm führte der Pfad zu dem offenbar steilen und felsigen Aufstieg zum Kirk Fell. Und dort war kein Kletterer zu sehen.
    Er trat vor, bis er ins nächste Tal schauen konnte, dessen Name ihm wieder einfiel: Ennerdale. Es sah, wenn das überhaupt möglich war, noch gottverlassener aus, als das Tal, aus dem er gerade gekommen war.
    Er suchte die möglichen Abstiegsrouten vom Pass ab, konnte aber auch hier keine Bewegung entdecken.
    Er kehrte zu der Kreuzung auf dem Pass zurück und ging weiter auf den Pillar zu. Jetzt erspähte er Hadda. Er war nicht mehr auf dem Hauptpfad unterwegs, sondern auf einem tiefer gelegenen Steig, der sich unterhalb der schroffen Nordwand des Pillars mit Blick auf das Ennerdale-Tal erstreckte.
    Der kurze Abstieg zu diesem tieferen Pfad war steil und schlüpfrig, und er bewältigte ihn beinahe auf dem Hintern rutschend. Sein ursprünglicher Plan, Hadda irgendwie zu überholen und ihm aufzulauern, kam ihm jetzt schon fast absurd vor. Abgesehen von dem erstaunlichen Tempo, mit dem der hinkende Mann sich bewegte, folgte der Pfad der besten und die meiste Zeit auch einzig möglichen Route, und es war für Pudo praktisch aussichtslos, vor seine Beute zu gelangen. Also konnte er jetzt nur noch darauf hoffen, nahe genug für einen sauberen Schuss an ihn ranzukommen.
    Seine Waffe war eine Makarow PM, ähnlich wie die, die Hadda am Strand zerstört hatte. Er hatte die Pistole wirklich geliebt. Sie hatte dem ersten Mann gehört, den er getötet hatte, und irgendwie hatte er daran gehangen. Deshalb hatte er sie durch das gleiche Modell ersetzt, obwohl es inzwischen bessere, modernere Waffen gab.
    Sie hatte nämlich einen Nachteil: Damit ihre Treffgenauigkeit und Durchschlagskraft auch garantiert tödlich waren, durfte er höchstens zwanzig Meter, besser noch zehn Meter von seinem Ziel entfernt sein. In seiner üblichen urbanen Umgebung war das kein Problem. Aber hier draußen in dieser verfluchten Wildnis wäre eine Waffe mit größerer Reichweite zweckmäßiger gewesen. Andererseits würde ihm die Nähe zu seiner Beute vielleicht das Vergnügen bescheren, erkannt zu werden. Er hatte absolut nichts dagegen, Hadda in den Rücken zu schießen, aber der Kick, ihn wissen zu lassen, wer den Abzug betätigte, wäre ein schöner Bonus.
    Das Wetter schlug um. Wolken ballten sich am stahlblauen Himmel und sanken tief genug, um die Berggipfel zu verhüllen und tastende Nebelwirbel die felsigen Hänge hinabzusenden. Pudovkin neigte nicht zu Überspanntheit, doch jetzt überraschte ihn der Gedanke, dass Hadda selbst diese Schwaden herbeibeschworen haben könnte, damit sie ihn verbargen, und als ein großer Rabe aus der Felswand herabstieß und genau über seinem Kopf spöttisch krächzte, kam es ihm so vor, als würde ein feindlicher Spion ihn narren.
    Er fegte diese abergläubischen Gedanken beiseite, doch wenige Minuten später kamen sie gleich scharenweise zurück, als ihn der Steig zu einer vorspringenden Bergnase führte, auf der ein imposanter Steinmann stand.
    Direkt vor ihm erhob sich dunkel und drohend wie die uralte Festungsruine eines Trollkönigs ein gewaltiger zerklüfteter Felsen über der Bergflanke, dessen Vorderseite fast senkrecht hinab ins Tal stürzte.
    Daher also der Name Pillar. Der Berg war nicht wegen seiner Höhe oder Masse so genannt worden, sondern wegen dieses einzigartigen dominierenden Felsens. Und genau auf diesen Furcht erregenden Auswuchs führte der Pfad zu.
    Er konnte Hadda deutlich sehen, wie er mit demselben erbarmungslosen Tempo weiter voranschritt. Zum ersten Mal beschlichen den Russen

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