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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Reginald Hill
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Zweifel. Das Wesen, das er da verfolgte, bewegte sich in seinem eigenen Revier. Und er war hier der Eindringling.
    Dann rief er sich in Erinnerung, dass seine Beute ein einäugiger Krüppel mit einer verstümmelten Hand war, der keine andere Waffe hatte als eine langstielige Axt. Er spürte das beruhigende Gewicht seiner Makarow im Schulterholster und wandte sich von dem Steinmann ab, um dem Pfad weiter zu folgen.
    Auf dem Weg hinauf zum Black Sail Pass war der meiste Schnee schon verschwunden, aber hier auf der Nordseite des Berges sorgten viele weiß gefüllte Spalten zwischen den dunklen Felsen für eine wild gescheckte Schönheit, an der ein weniger scharf fokussiertes Gemüt als das des Russen Gefallen hätte finden können. Ihm fiel nur auf, dass der Wind hier viel stärker wehte als unten im Tal, mit heulenden Böen, die zwischen den Felsen widerhallten und mit einem fast metallischen Echo zurückprallten. Er zog sich die pelzgefütterte Kapuze über den Kopf. Der Lärm des Windes würde die Geräusche übertönen, die er beim Klettern verursachte, und selbst falls Hadda sich umdrehte, würde er ihn unter der Kapuze wohl erst erkennen, wenn es zu spät wäre.
    Weiter vorne folgte Hadda dem Pfad über lose Steine, die unter seinen Stiefeln knirschten und rasselten, einen steilen Hang hinauf. Er verschwand in einem Nebelschwaden. Pudovkin rechnete damit, ihn weiter oben auf dem Pfad wiederzusehen, aber Hadda tauchte nicht wieder auf. Vielleicht machte er eine Pause. In dieser steinigen Wildnis konnte es doch wohl nicht noch eine Abzweigung geben? Vielleicht hab ich ihn jetzt, dachte er, und stellte sich vor, wie er auf seine Beute stieß, die sich ausruhte, um Luft zu schöpfen, ohne zu ahnen, dass es ihr letzter Atemzug sein würde.
    Er eilte weiter, aber als er an die Stelle kam, wo er Hadda zuletzt gesehen hatte, fehlte von dem Mann jede Spur. Auch würde wohl niemand, der halbwegs bei Trost war, hier eine Rast einlegen. Solange man in Bewegung blieb, hatte man wenigstens keine Zeit, sich seine schreckenerregende Umgebung genauer anzusehen.
    Über ihm führte der Pfad einen noch steileren, steinigen Hang hinauf. Da oben wäre Hadda ganz sicher deutlich zu sehen gewesen. Pudovkin sah sich nach anderen Möglichkeiten um und bemerkte einen kleinen Steinmann, der anscheinend den Anfang eines Seitenpfades markierte. Es war ein Pfad, den eigentlich nur ein wahnsinniges Schaf freiwillig genommen hätte, aber er folgte ihm trotzdem. Nach einem in einem Bogen verlaufenden längeren Abstieg kam Pudo um eine Biegung und sah vor sich eine trostlose Felsrinne, die das Gelände, das er soeben durchquert hatte, wie eine windstille und sichere Oase wirken ließ.
    Auf der gegenüberliegenden Seite der Rinne erblickte er seine Beute wieder, die jetzt näher war, aber durch die Größe der Felsen ringsherum kleiner wirkte. Hadda suchte sich vorsichtig seinen Weg über eine große Felsplatte und schien direkt auf die senkrechte Wand des gewaltigen Pillar zuzuhalten. Die Bedächtigkeit, mit der er sich bewegte, veranlasste Pudovkin, einen Schussversuch in Erwägung zu ziehen.
    Er zog seine Pistole und zielte. Gleichzeitig berechnete er im Kopf die Entfernung und den Wind und kam schnell zu dem Schluss, dass er verrückt wäre, so ein Risiko einzugehen. Im Moment würde Hadda, falls er ihn entdeckte, ihn bloß für einen anderen Irren halten, der sich den zweifelhaften Spaß machte, Leib und Leben aufs Spiel zu setzen, indem er mitten im Winter an diesem unwirtlichen Ort herumkraxelte. Doch eine Kugel, die von der Wand abprallte, an der er hing, wäre ein deutlicher Hinweis darauf, dass Ärger im Anzug war.
    Er steckte die Pistole zurück ins Holster. Er musste so nah rankommen, dass sein erster Schuss den Mann garantiert zumindest bewegungsunfähig machte.
    Hadda hatte den oberen Rand der Felsplatte erreicht. Es sah aus, als würde er einen Schritt nach unten machen und sich ein bisschen nach rechts bewegen, ehe er begann, schnurstracks nach oben zu klettern.
    Na, das sah ja schon wesentlich vielversprechender aus, dachte Pudovkin. Wenn er unter ihm angekommen war, wäre der Mann ein leichtes Ziel und hätte keine Möglichkeit, irgendwo in Deckung zu gehen.
    So schnell er konnte durchquerte er die Rinne und hievte sich auf die Felsplatte. Sie stellte kein großes Hindernis dar, da sie nicht besonders steil geneigt war und reichlich Risse und Einkerbungen den Füßen guten Halt boten. Aber sie war auch an zahlreichen Stellen
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