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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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dauerte einen Moment, bis ihre Augen sich wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten, aber im Grunde wusste sie längst, was sie sehen würde.
    Die Gestalt war verschwunden. Und nach all den langen Jahren, die die Eberesche gewachsen war, zuerst in Cumbria, wo sie im Wald von Imogens Vater herangereift war, dann hier in London, wo sie im milderen Klima neue Kraft entfaltet hatte, lag sie jetzt niedergestreckt auf dem verwüsteten Rasen.
    Imogen merkte, dass sie weinte.
    Worum, wusste sie nicht.

4
    Eine Woche nach seiner ersten Begegnung mit Hadda hatte Luke Hollins eine Nachricht auf seinem Handy gefunden, in der ihm eine Einkaufsliste diktiert wurde. Zwei Tage später kreuzte er mit den bestellten Lebensmitteln in Birkstane auf.
    Ihm kam der Gedanke, dass Hadda regelmäßig nach Carlisle fuhr, um sich mit seinem Bewährungshelfer zu treffen, und fragte sich, warum der Mann sich nicht bequem in einem der dortigen großen Supermärkte mit allem eindeckte, was er brauchte. Vielleicht hatte er was dagegen, auf einen Einkaufswagen gestützt wie auf einen Rollator durch die Gänge zu schlurfen. Oder vielleicht brauchte er doch, trotz seiner erklärten Ungeselligkeit, hier vor Ort ein wenig menschlichen Kontakt, eine Verbindung zu dem, was um ihn herum vor sich ging, und wollte wissen, wie die Leute über ihn dachten.
    Aber eine solche Neugier war Hadda nicht anzumerken. Im Vergleich zu seiner brummigen Begrüßung klang selbst Snecks tiefes Grollen freundlicher. Hollins hatte den Micra an der Straße abgestellt, weil er seine Stoßdämpfer nicht wieder überstrapazieren wollte. Er hatte nicht alle Kartons auf einmal tragen können, also musste er zurückgehen, um die zweite Ladung zu holen. Hadda bot nicht an, ihn zu begleiten, was der Vikar großzügig dessen Behinderung zuzuschreiben versuchte, aber es fiel ihm schwer, sich nicht darüber zu ärgern.
    Als er völlig außer Puste zurückkam, war Hadda dabei, den Inhalt der ersten Ladung Kartons in die Küchenschränke zu räumen. Auf den Tisch hatte er eine Tüte Zucker, eine Dose Kaffeesahne und eine Packung Hundekekse gestellt.
    »Was ist damit?«, fragte er. »Das hatte ich nicht bestellt.«
    »Und auch nicht bezahlt«, sagte Hollins. »Ein Geschenk.«
    »Ach nee? So leicht kriegen Sie Sneck nicht rum.«
    Und mich auch nicht, dachte Hadda wohl, sagte es aber nicht.
    Hollins machte die Packung Hundekekse auf und warf Sneck einen hin. Der fing ihn auf, knabberte misstrauisch daran und verschlang ihn dann in einem Stück.
    »Wo haben Sie ihn gefunden?«, fragte er Hadda.
    »Hab ich nicht. Er hat mich gefunden. Gleich und Gleich gesellt sich gern.«
    Er meinte wohl Ausgestoßene, vermutete der Vikar.
    »Wieso der Name Sneck?«
    »Weil man keinen braucht, wenn man einen Hund wie ihn hat. Wenn der Hagelschauer nicht gerade noch rechtzeitig runtergekommen wäre, hätte ich Sneck auf diese Idioten gehetzt, die neulich abends vom Dorf hochgekommen sind.«
    Sneck , so hatte Hollins in der Zeit, die er hier war, gelernt, war das cumbrische Wort für einen Tür- oder Torriegel.
    Er warf dem Hund noch einen Keks zu. Eine Beruhigungspille für den Zerberus.
    Hadda, der weiter die Einkäufe verstaute, sagte: »Machen Sie sich mal ein bisschen nützlich. Setzen Sie Kaffee für uns auf.«
    Hollins gehorchte und achtete darauf, sich tunlichst genau an das Prozedere seines Gastgebers zu halten, das er bei seinem ersten Besuch beobachtet hatte.
    Als er dieselben zwei Becher wie zuvor gefüllt und sich an den Tisch gesetzt hatte, schob Hadda den Zucker und die Kaffeesahne zu ihm rüber.
    »Lust, Ihr Geschenk auszuprobieren?«, fragte er süffisant.
    Er trank seinen eigenen schwarz und ungesüßt.
    »Nicht schlecht«, sagte er. »Bloß ein Teelöffel zu wenig, würd ich sagen.«
    »Sie sind da sehr pingelig.«
    »Hab ich im Knast vermisst. Ich glaub, die haben Soßenpulver benutzt. Die anderen Häftlinge haben größtenteils versucht, Drogen reinzuschmuggeln. Bei mir war’s Kaffee.«
    »Hatten Sie es dort schwer? Ich hab gehört, Leute mit einer Verurteilung wie Ihrer …«
    »Zuerst ja. Zum Glück, zumindest seh ich das im Rückblick so, hab ich am Anfang ohnehin nicht viel mitgekriegt, also ist das meiste wohl an mir abgeprallt. Und als ich es dann mitkriegte, hab ich zurückgeschlagen. Ganz egal, wer es war. Hab mir ziemlich viel Ärger damit eingehandelt, aber schließlich hat es sich rumgesprochen. Wenn sie sich ihren Spaß machen wollten, mussten sie dafür bezahlen.«
    »Klingt ein

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