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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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geplant oder gar nicht, sagen diese Arschlöcher.«
    Er sah Medler prüfend an und sagte: »Meinen Sie wirklich, Sie können mir helfen? Ich wäre Ihnen echt dankbar.«
    »Möglich«, sagte Medler lächelnd. »Aber was halten Sie davon, wenn wir zuerst mal ordentlich frühstücken und ein bisschen über alte Zeiten plaudern? Danach sehen wir weiter.«

6
    Die Tage wurden kürzer, der Winter verbiss sich immer tiefer und tiefer in die Erde, als wollte er der globalen Erwärmung eine Abfuhr erteilen, und Reverend Luke Hollins’ Gedanken wandten sich allmählich dem Weihnachtsfest zu. Zwar galt sein Hauptaugenmerk natürlich dessen Spiritualität und er ließ auch keine Gelegenheit ungenutzt, die gnadenlose Kommerzialisierung des Festes zu verdammen, doch ein Teil seines Verstandes war gleichzeitig mit weltlicheren Fragen beschäftigt, zum Beispiel, welche Vorgehensweise bessere Aussicht auf Erfolg hätte – beim Bischof einen neuen Heizkessel für das Pfarrhaus zu beantragen oder einen Brief an den Weihnachtsmann am Nordpol zu schreiben?
    Den meisten seiner Gemeindemitglieder, Hadda eingeschlossen, schien die Kälte nichts auszumachen. Die Menschen in Cumbria mussten wohl einen hohen Anteil Eiswasser in den Adern haben. Nur in Schloss Ulphingstone fand er jemanden, der sich ebenso nach behaglichen Zimmertemperaturen sehnte wie er selbst, aber da es sich bei dieser Person um Lady Kira handelte, führte die Übereinstimmung schwerlich zu größerer emotionaler Wärme.
    Die Luncheinladungen und Lady Kiras Fragen nach Hadda (jetzt durchsetzt mit lautstarken und scharfen Befehlen an die Diener, ihren Mann und gelegentlich auch an den Vikar, mehr Holz ins Feuer zu legen) dauerten den ganzen Winter hindurch an.
    In Birkstane war allerdings keine entsprechende Neugier vorhanden. Falls doch, hätte Hollins Haddas Fragen wahrscheinlich ebenso diskret wie Lady Kiras beantwortet. Doch die augenscheinliche Gleichgültigkeit, die der Mann gegenüber Neuigkeiten aus der Außenwelt im Allgemeinen und dem Schloss im Besonderen an den Tag legte, war irgendwie provozierend. So kam es, dass der Vikar sich bei einer erneuten Lebensmittellieferung irgendwann Mitte Dezember, als er die letzte Kiste auf den Küchenboden stellte, plötzlich sagen hörte: »Sir Leon hat mir erzählt, dass seine Tochter über Weihnachten zu Besuch kommt.«
    Hadda, der gerade heißes Wasser in die Kaffeekanne goss, hielt inne und sagte langsam: »Wie kommen Sie darauf, dass mich diese Information auch nur im Geringsten interessieren könnte?«
    »Na ja, immerhin war sie mal Ihre Frau, nicht? Und ich dachte, ich erwähne das vorsorglich, um Ihnen eine möglicherweise verstörende und peinliche Zufallsbegegnung zu ersparen …«
    Er merkte selbst, dass er plapperte, und zwang sich, den Mund zu halten.
    Hadda rührte eifrig den Kaffee um.
    Dann lächelte er.
    »Das zeugt von christlicher Weitsicht, Padre. Und führe mich nicht in Versuchung, was? Apropos, seh ich da eine Flasche Shiraz aus der Kiste lugen? Ich kann mich nicht erinnern, die auf die Liste gesetzt zu haben.«
    »Verzeihung … ich meine, es ist ein Geschenk. Es war ein Sonderangebot, ich dachte, es würde Sie freuen.«
    Dass er bei jeder Bestellung eine zusätzliche Packung Hundekekse mitbrachte, war mittlerweile akzeptiert worden, und obwohl Hollins seine Beziehung zu Sneck nicht gern auf die Probe gestellt hätte, klang das Knurren des Hundes bei seiner Ankunft jetzt eher freudig als bedrohlich.
    Einen Moment lang weckte Haddas finstere Miene in ihm die Befürchtung, der Wein könnte ein Geschenk zu viel sein.
    Dann hellten sich seine Gesichtszüge auf, und er sagte: »Besten Dank. Ich weiß das zu schätzen. Aber ich muss Sie wirklich bitten, Ihre Großzügigkeit in Zukunft zu zügeln. Bei den Almosen, die der Staat mir gewährt, kann ich es mir nicht leisten, teure Vorlieben zu entwickeln.«
    »Na, hören Sie, der hat bloß vier Pfund gekostet«, widersprach Hollins.
    »Trotzdem …«
    Er goss den Kaffee ein, und sie tranken schweigend eine Weile.
    »Was machen Sie denn an Weihnachten?«, fragte Hollins.
    Hadda stieß ein prustendes Lachen aus.
    »Fragen Sie mich das noch mal, wenn ich die Zeit gefunden hab, meine vielen Einladungen durchzusehen. Aber, wie ich schon sagte, wirklich keine Geschenke mehr, ja? Den Shiraz werde ich mir für Weihnachten aufheben. Und was den Christbaum betrifft, da stehen ja mehrere Tausend gleich hinter der Mauer auf dem Anwesen.«
    Der Vikar sah ihn bestürzt an,

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