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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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und Hadda sagte: »Keine Bange. War ein Witz. Ich sehe gerade, wie spät es ist. Muss los, ich hab einen Termin mit meinem Bewährungshelfer. Es ist schon wieder Waren-Sie-ein-braver-Junge-Tag. Packen Sie den restlichen Kram in den Schrank?«
    Während er sprach, war er aufgestanden und hinkte zur Tür. Seine abschließende Bitte warf er fast beiläufig über die Schulter, und auf einmal spürte Hollins Ärger und Entrüstung in sich aufsteigen. Am liebsten hätte er gesagt: »Ich bin doch nicht Ihr Diener, zum Donnerwetter noch mal!«, aber die Frage, die er sich ziemlich erbost stellen hörte, war: »Ist das wirklich Ihre Haltung zu den Treffen mit dem Bewährungshelfer?«
    Hadda stockte und blickte sich verblüfft zu ihm um.
    »Um einen bekannten Ausdruck zu bemühen … Verzeihung?«
    »Immer, wenn Sie diese Treffen erwähnen, scheinen Sie sich darüber lustig zu machen, als wären sie bloß ein notwendiges Übel.«
    »Ist mir gar nicht aufgefallen. Aber wenn ich recht drüber nachdenke, was sollten sie denn wohl sonst sein?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht eine Gelegenheit zur Selbsteinschätzung. Eine Gelegenheit, Fortschritte zu beurteilen.«
    »Fortschritte? Von wo nach wo?«
    Hollins zögerte, ehe er antwortete. Er hatte nicht vorgehabt, das Thema in dieser Phase ihrer Bekanntschaft anzuschneiden, aber jetzt, wo er davon angefangen hatte, wäre es feige gewesen, zurückzurudern.
    Er sagte langsam: »Es steht mir nicht zu, zu sagen, von wo nach wo. Aber ich weiß, wie ich den eigentlichen Weg nennen würde. Bußfertigkeit.«
    »Buß-fer-tig-keit«, sagte Hadda, als würde er eine Fremdsprache lernen und versuchen, sich ein neues Wort einzuprägen.
    »Ja. Ich bin sicher, Ihre Gefängnispsychiaterin, Dr. Soundso …«
    »Ozigbo.«
    »… Ozigbo, hätte eine andere Bezeichnung dafür, aber so nennt es die Kirche. Ich würde meinen, es ist ein wesentliches Element in der wie auch immer gearteten Entwicklung, die Sie hierher geführt hat – aus dem Gefängnis, meine ich, zurück in die Gemeinschaft. Um ehrlich zu sein, habe ich im Verlauf unserer kurzen Bekanntschaft schon viele Ihrer Eigenschaften kennengelernt. Tapferkeit, Selbstbeherrschung, Mäßigung, Entschlusskraft. Aber ich kann nicht behaupten, dass ich viele Anzeichen von Bußfertigkeit gesehen hätte.«
    »Woran würde die sich denn zeigen?«, fragte Hadda. »An härenen Gewändern? Selbstgeißelung? Beten und Fasten? Ich denke, was das Fasten angeht, bin ich ganz gut. Manchmal begnüge ich mich abends bloß mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Käse. Zählt das, Heiliger Vater?«
    »Sehen Sie, da haben wir’s wieder«, sagte Hollins matt. »Sich hin und wieder mal hinter einer Fassade zu verstecken ist an sich nicht weiter schlimm. Aber wenn man es zu oft tut, wird die Fassade in Stein gemeißelt, und niemand, nicht mal Sie selbst, können Sie noch niederreißen.«
    »Lassen Sie mich raten, das muss das Neue Testament sein«, sagte Hadda. »Im Alten ist doch kein Platz für so was, da wird nur gemetzelt und begattet. Ich bin ein wenig enttäuscht, Padre. Gerade hatte ich mich an den Gedanken gewöhnt, dass Sie ein echter postmoderner Geistlicher sind – Sie wissen schon, Predigten zu schwingen ist altmodisch, also lassen wir’s bleiben und behandeln Menschen wie Menschen. Aber wenn Sie doch wieder in die alte Rolle zurückfallen, dann können Sie sich verpissen und Ihren Shiraz aus dem Sonderangebot gleich mitnehmen! Denken Sie drüber nach, während Sie meinen Schrank auffüllen.«
    Er verließ die Küche. Sneck folgte ihm mit einem Blick, der beinahe entschuldigend wirkte. Kurz darauf hörte Hollins den Defender anspringen.
    Nachdem das Dröhnen des Motors verklungen war, fing er an, die Lebensmittel wegzuräumen. Schließlich war nur noch die Weinflasche übrig. Wenn er sie daließ, würde Hadda denken, er hätte klein beigegeben. Aber wenn er sie mitnahm, könnte das das Ende ihrer Treffen bedeuten. Ein wenig bereute er seinen Ausbruch, aber nur ein wenig. Er hatte angefangen, den Mann zu mögen, aber er spürte die Gefahr, die darin lag, zumal ihr Verhältnis sich größtenteils nach Haddas Bedingungen entwickelte. Er erinnerte sich an ein Seminar über die Gefahren der Pädophilie, das er während seiner Ausbildung besucht hatte.
    »Vergessen Sie nie«, hatte der Seminarleiter, ein älterer Priester, gesagt, »Pädophile zählen zu den durchtriebensten Geschöpfen auf Gottes Erde.«
    Der Mann musste es ja wissen. Derzeit saß er wegen

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