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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Metallkiste hervor. Sie war an den Ecken verrostet, hatte einen schwarzen Lackanstrich, der stellenweise abgeblättert war, und auf dem Deckel waren mit weißer Farbe die Initialen W.H. aufgemalt.
    Sie fühlte sich ziemlich schwer an.
    Ein Schlüssel steckte im Schloss.
    Also war wohl nichts zu verbergen darin, nicht wenn der Schlüssel im Schloss war …
    Wieso suche ich eigentlich noch immer nach Entschuldigungen?, fragte er sich.
    Die Weinkiste ist doch wohl Rechtfertigung genug, oder?
    Er rang noch immer mit sich, während er schon den Schlüssel umdrehte und die Kiste öffnete.
    Sie war voller Geld. Bündel von Fünfzigpfundscheinen, ordentlich in vier Sechserreihen angeordnet und mindestens fünf Lagen hoch, wobei in der oberen Lage ein paar Bündel fehlten.
    Ach du Schande!, dachte Luke Hollins und setzte sich schwerfällig aufs Bett.
    Zumindest hatte er jetzt etwas gefunden, das seine Gedanken vom Heizkessel im Pfarrhaus ablenken würde.

7
    Wolf Hadda war schon halb in Carlisle, als er merkte, dass er sein Handy vergessen hatte.
    Ich werde alt, dachte er. Aber eigentlich spielte es keine Rolle. Den Anruf, den er tätigen wollte, sollte er ohnehin vielleicht besser über eine anonyme und sichere Festnetzleitung machen.
    Öffentliche Telefonzellen waren rar geworden, und er war schon fast am Rande der Stadt, ehe er die erste entdeckte. Ihm schoss durch den Kopf, dass er die Nummer schon seit Jahren nicht mehr angerufen hatte und sie möglicherweise geändert worden war. Doch fast augenblicklich hob jemand ab.
    »Personalagentur Kapelle, was kann ich für Sie tun?«, sagte eine muntere junge Stimme.
    Er sagte, »Ich brauche einen Holzfäller.«
    »Einen Moment bitte.«
    Es trat eine lange Stille ein, dann sagte eine Männerstimme: »Guten Tag.«
    »Dir auch einen guten Tag, JC.«
    »Wie schön, deine Stimme zu hören. Was kann ich für dich tun?«
    »Ich brauche etwas.«
    »Ach ja? Und was bringt dich auf den Gedanken, dass ich gerade in Geberlaune sein könnte?«
    »Die Tatsache, dass mich keine im Unterholz lauernden Journalistenhorden belästigt haben. Dafür fällt mir nur ein Grund ein, nämlich der, dass die Redaktionen unter Druck gesetzt worden sind. Und mir fällt nur einer ein, der die dazu nötige Überzeugungskraft hat.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt. Aber wenn ich schon so viel für dich getan habe, wieso sollte ich dann noch mehr tun wollen?«
    »Weil dein gutes Werk ein gewisses Schuldgefühl verrät, JC. Wie groß das ist, weiß ich nicht genau. Irgendwann werde ich es rausfinden, aber bis dahin hast du vielleicht das Bedürfnis, noch etwas mehr guten Willen zu zeigen.«
    »Noch nie was von simplem Altruismus gehört?«
    Haddas Schweigen war vielsagender als jedes Lachen.
    »Also schön. Was willst du?«
    »Ein paar Kilo Kokain.«
    »Verstehe. Besteht die Aussicht, dass ich den Grund dafür erfahre?«
    »Nenn es Notwendigkeit.«
    »Wenn das so ist, gib mir einen Moment Zeit.«
    »Ich bin in Cumbria, am westlichen Stadtrand von Carlisle, falls du den Anruf zurückverfolgst.«
    »Natürlich bist du da«, sagte der Mann. »Was übrigens durchaus praktisch sein könnte. Also, mal sehen … Ah ja. Da hätten wir’s. Ich denke, ein paar Kilo könnten schwierig werden.«
    »Ein Kilo tut es vielleicht auch, zur Not.«
    »Nein, das Problem ist genau umgekehrt. Falls du mit hundert Kilo vorliebnehmen würdest, könnte ich dir helfen. Unter geografischen Gesichtspunkten bist du sogar genau am richtigen Ort. Interessiert? Falls ja, leg auf, und ich melde mich in ein paar Minuten wieder.«
    Hadda legte auf und setzte sich in den Defender. Nach drei Minuten klingelte das Telefon.
    Er ging ran, lauschte, machte sich eine Notiz und sagte: »Danke.«
    »Sei vorsichtig. Diese Leute sind Profis. Und du bist nicht mehr so jung, wie du mal warst.«
    »Ich bin überhaupt nicht mehr, wie ich mal war«, sagte Hadda barsch und legte auf.
    Er stieg wieder in den Land Rover und fuhr davon.
    Während er den Wagen durch den dichter werdenden Verkehr Richtung Stadtzentrum steuerte, sagte er zu sich: »Na, das war ja ein Kinderspiel. Wie groß genau ist dein schlechtes Gewissen, JC?«

8
    Alva Ozigbo fand, dass sie bei ihrer Abstammung in der Lage hätte sein müssen, sowohl winterliche Kälte als auch die größte Sommerhitze gleichmütig hinzunehmen.
    In Wahrheit konnte ihre schlanke skandinavische Mutter Kälte nicht ausstehen und fand nichts schöner, als sich in der sengenden Sonne zu aalen, während ihr massiger

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