Rache zum Dessert (German Edition)
herzförmig getrimmten Strauch hat er mir den Antrag gemacht“, seine Stimme überschlug sich fast vor Aufregung. „Über und über mit Lichterketten geschmückt und davor ein Teppich aus Rosenblättern.“ Weit holte er mit seinen Armen aus, um die Größe des Teppichs zu umschreiben. „Kannst du dir vorstellen, wie lange man dafür zupfen muss?“ Tränen der Rührung steigen in ihm hoch. Hecktisch fächelte er sich die Augen trocken und wandte sich verschämt ab.
Unauffällig blickte Theresa sich um. Konnte jetzt vielleicht irgendwo der Bühnenvorhang fallen und das Ende des Aktes eingeläutet werden?
„Jetzt kuck nicht so. Freust du dich denn gar nicht für mich?“
„Doch, natürlich“, antwortet Theresa ertappt. „Aber warum ausgerechnet den?“ So sehr sie sich auch bemühte, den Freund von Karl konnte sie einfach nicht ausstehen. Außerdem fand sie die Hecken, die er zu Figuren schnitt, einfach nur albern. Natürlich ist das immer eine Frage des Geschmacks, aber es war halt definitiv nicht ihrer. Überraschenderweise musste sie aber immer wieder feststellen, dass sich ihr Geschmack scheinbar mit dem vieler anderer Menschen überhaupt nicht deckte. Mittlerweile hatte bald jeder, der es sich nur irgendwie leisten konnte, so einen Buchsbaum in seinem Garten stehen. Fein säuberlich zu einem Vogel, Elefanten oder Buddha zurecht geschnitten.
Und die Krönung des Ganzen sollte jetzt die Hochzeit zwischen Lee Hamoto und ihrem Freund Karl Waldmann sein? Wie würde Karl nach der Hochzeit heißen? Karl Hamoto? Ehrlich, das klang doch völlig daneben.
„Ich will einfach nicht, dass du enttäuschst wirst“, nahm Theresa besorgt seine Hand in die ihre. „Ich hab kein gutes Gefühl bei ihm.“
„Es tut mir leid Schatz, aber wenn es um die Liebe geht kann ich dich nicht ernst nehmen. In dieser Beziehung denkst du einfach nicht mehr rational. Viel zu pessimistisch für meinen Geschmack.“
„Pessimistisch? Du meinst wohl realistisch.“
Dass sie allen Grund dazu hatte, nicht mehr an Liebe und Treue, bis dass der Tod euch scheidet, zu glauben, sah sie doch jeden Tag aufs Neue in ihrem Büro. Frauen, die mit rotgeweinten Augen vor den Trümmern ihrer Beziehung standen und Männer, die ihre Familien für ein bisschen Geltungsbedürfnis im Stich ließen. Auf solche Erfahrungen konnte und wollte sie für den Rest ihres Lebens gerne verzichten.
„Wie du meinst. Aber irgendwann erwischt es dich, und dann jammer mich nicht voll, ich hätte dich nicht gewarnt.“
„Mach dir keine Sorgen um mich, ich weiß mich gegen die Liebe ganz gut zu wehren“, feixte sie. „Aber zurück zu dir. Wann soll denn die Hochzeit steigen?“
Völlig gestresst legte er den Kopf in seine Hände „Diesen Sommer noch. Mir bleiben also nur vier Monate für die Vorbereitungen. Weißt du, was das bedeutet? Das wird Stress in seiner vollkommensten Form.“ Gequält verzog er sein Gesicht.
Unwillkürlich musste Theresa bei dem Anblick lachen. Die Allüren ihres Freundes waren aber auch zu theatralisch.
„Ich versteh sowieso nicht, warum man dafür ein Jahr Planung braucht, nur um am Ende zwei Buchstaben hervorzupressen,“ brachte sie völlig nüchtern hervor, was er mit einem strafenden Blick honorierte.
„Aus deinem Mund klingt das so, als würde man mal eben einen Zahnarztbesuch ausmachen.“ Nachdenklich sah er sie an. Die Mauer, die sie sich um ihr Herz gebaut hatte, war für seinen Geschmack schon zu hoch geworden.
„Schätzchen, es geht bei einer Hochzeit nicht um Zeit“, versucht er überaus ernst den Sinn dahinter zu erklären. „Die ganze Vorbereitung dient dafür, die Romantik und Vorfreude bis aufs letzte auszukosten, sozusagen, eine Spannung aufzubauen. Dann, am Tag der Tage, lässt man sich hingebungsvoll in des anderen Arme sinken, um dann endlich das Ja zu flüstern. Und nicht wie du sagst, hervorzupressen.“ Dramatisch schmiegte er sich in Theresas Arme und hauchte hingebungsvoll einen Kuss in die Luft.
„Wie du meinst, und am Ende platzt die Seifenblase“, beendete sie das romantische Stelldichein ihres Freundes. „Wenigsten weißt du als Hochzeitsplaner, wie man die Trauung richtig in Szene setzt.“ Leicht boxte sie ihm in die Seite. „Und weißt du, was noch gut ist?“ Ein schelmisches Grinsen konnte sie jetzt nicht mehr unterdrücken. „Wenn man einen Gärtner heiratet, muss man sich wenigstens
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