Rache zum Dessert (German Edition)
keine Gedanken um den Blumenschmuck machen.“
„G a r t e n d e s i g n e r“, verbessert er entschieden. „Wie oft muss ich das wiederholen? Lee könnte dir wahrscheinlich auch deinen Schnittlauch auf dem Balkon zum Ranken bringen.“
„Nein lass mal“, wehrt Theresa sein Angebot ab, „ich mag meinen Schnittlauch so, wie er ist. Und solltest du je auf die Idee kommen, mir einen Buchsbaumdackel zu schenken, sind wir geschiedene Leute.“
„Na ja, was die grünen Tiere angeht, bin ich auch etwas skeptisch. Wenn ich da an Lees Garten denke, wird mir ganz anders. Aber lassen wir das“, winkt er ab. „Ich liebe ihn, und das ist schließlich die Hauptsache.“
Gedankenverloren nickte sie. So glücklich hatte sie Karl noch nie gesehen. Das ungute Gefühl in Bezug auf Lee macht ihr jedoch wirklich Sorgen, hinzu kam nun auch noch die Angst, ihren Freund an einen anderen zu verlieren.
„Hast du es Luisa schon erzählt?“, wollte Theresa wissen.
„Nein, es ist noch früh.“ Karl blicktr auf seine Uhr. „Sie kam erst heute morgen um drei Uhr von einer Klatsch-und-Tratsch-Party zurück. Was glaubst du was passiert, wenn ich ihr jetzt von meinen Hochzeitsplänen erzähle? Sie ist imstande und drückt mir ihr verschlafenes Beileid, samt einem Wilhelm Busch Zitat aus.“
„Damit hätte sie gar nicht so unrecht“, schmunzelte Theresa, weshalb sie sich erneut einen bösen Blick von Karl einfing.
„Ich ruf sie später an, um ihr das freudige Ereignis mitzuteilen. Schließlich möchte ich euch als Brautjungfern haben.“
Auch das noch, stöhnte Theresa innerlich auf. Aber was tut man nicht alles aus Freundschaft? „Tu mir nur den Gefallen und steck uns nicht in ein rosa Kleid mit dämlichem Haarkranz“, bat sie ihn vorsichtig. Denn, auch wenn er im normalen Leben bei der Kleiderauswahl einen exzellenten Sinn für Mode bewies, so schien er bei Hochzeiten an Geschmacksverirrung zu leiden. Für ihn konnte diese nicht kitschig genug vollzogen werden, und musste mit altertümlichen Bräuchen untermalt werden. Mit allen Mitteln versuchte er, jeder Braut seine Vorstellungen einer gelungenen Hochzeit aufzudrücken. Um nicht überrumpelt zu werden, mussten sie sehr energisch werden.
Schmunzelnd erinnerte sich Theresa an eine künftige Braut, die ohne Jungfern zum Altar schreiten wollte.
Um ihn für ein Abendessen abzuholen, spazierten Theresa und Luisa zu Karl ins Büro. Die Reiberei war durch die angelehnte Tür gut zu verstehen gewesen.
„Ich will keine Mandeln und damit basta“, erklärte die Braut entschieden. „Das Give Away besteht aus Schokokugeln.“
„Schokoladenkugeln?“ Karls Hyperventilieren musste sie nicht sehen, um zu wissen, dass er es tat. Das Rascheln von Papier sagte ihnen, dass er jetzt seine Mappe mit traditionellen Hochzeitsbräuchen hervorkramte und hektisch nach der Bedeutung der Mandeln blätterte.
Diesen überlieferten Brauch; der für Glück, Wohlstand, Gesundheit, Fruchtbarkeit und ein langes Leben steht, durfte nicht so einfach abgeändert werden. Trotzig ließ die Braut seine Argumentationen verhallen. Der Hintergrund, dass der Mandelbaum zur Gattung der Rosengewächse gehört und gerade deshalb etwas aussagt, interessierte sie ebenfalls herzlich wenig. Auch nicht, dass exakt fünf Blätter diese herrliche Blüte zieren.
Karl war angesichts dieser Ignoranz außer sich gewesen. Dass diese hübsche Tradition durch so etwas Profanes wie Schokolade modernisiert werden sollte, war für ihn ein Eingriff in die unternehmerische Freiheit eines Hochzeitsplaners.
Nach endlosem Hin und Her hatten sie sich alternativ auf Schokolade in Mandelform geeinigt. Wenn er aber gedacht hatte, dass mit dem Thema Give Away die Probleme endlich vom Tisch waren, irrte er. Denn nun durfte der organisierte Reisregen auf das frisch vermählte Brautpaar nicht stattfinden. Karl verstand die Welt nicht mehr, denn ihre Sorge bestand darin, dass ihr der Reis ins Dekolletee und wo möglich noch tiefer rutschen könnte.
Mit Engelszungen redete er auf sie ein und erklärte ihr, dass eine Hochzeit nun mal aus vielen kleinen Bräuchen bestand, an die man sich doch genauso, wie an den Ablauf halten musste. Zumindest, wenn man ihn als Hochzeitplaner engagierte. Eine Hochzeitsfeier wurde ja auch nicht vor der Trauung abgehalten. Die künftige Braut war jedoch hart geblieben.
Erst viel später
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