Rache zum Dessert (German Edition)
ausgerechnet bei Wasti? Ich meine, warum nicht in eurem Unternehmen oder in einem anderen Großen? Sicherlich habt ihr genug Beziehungen.“
„Warum sollte ich die Hektik eines Konzerns dem beschaulichen Ambiente, das mir ein Restaurant bietet, vorziehen?“
Widerstrebend zog Theresa ihre Stirn kraus. Als beschaulich konnte sie die Arbeit im Restaurant ganz und gar nicht beschreiben. Aber da hat wohl jeder seine eigenen Ansichten.
„Warum bist du nun aber genau hier? Sicherlich nicht, um mir deine Lebensgeschichte zu erzählen.“ Irgendwie hegte Theresa noch immer eine gewisse Abneigung gegen diese Frau.
„So kenn ich dich“, erwiderte Margret kühl. „Abweisend und direkt.“
Nun fiel Theresa auch wieder ein, warum sie Margret nie besonders gut leiden konnte. Dass sie abweisend wäre, hatte wirklich noch nie jemand zu ihr gesagt, aber das machte es ihr leicht, Margret auch weiterhin nicht zu mögen.
„Ich möchte mich scheiden lassen“, kam Margret nun zur Sache.
„Das ist schade … aber ich bin keine Scheidungsanwältin, wie du weißt“, erwiderte Theresa belegt.
„Sicher, aber meine Scheidung soll etwas Besonderes werden“, ein gehässiges Lächeln umspielte das sonst so ausdruckslose Gesicht von Margret. Ausführlich begann sie, von ihrer gescheiterte Ehe zu erzählen.
Seit Jahren schon pflegte Margrets Mann einen ungeschriebenen Kodex über Gebühr auszuleben. In den elitären Kreisen, in denen sie sich bewegte, so verstand es Theresa, gehörte es zum guten Ton, als Frau über die Eskapaden ihres Mannes hinwegzusehen und stillschweigen darüber zu bewahren. Den gehörnten Frauen stand als Ausgleich dafür, die Kreditkarte des Mannes zur Verfügung. Sollte dennoch einmal eine Scheidung im Raum stehen, wurde erwartet, dass diese Ehen möglichst leise mit den Worten unüberbrückbare Differenzen und in gegenseitigem Einvernehmen beendet wurden. So zumindest wünschten es sich die Herren.
Margret aber, und das freute Theresa insgeheim, wollte keine dieser Frauen sein, die sich mit eingezogenem Schwanz davonschlich und das Feld räumte. Dafür hatte sie schon zu viele Frauen, sang- und klanglos verschwinden sehen. Irgendwann, so erklärte sie Theresa, sollte man die Spielregeln ändern. Leise wollte sie daher nicht und in gegenseitigem Einvernehmen schon dreimal nicht.
„Weiß dein Mann, dass du die Scheidung willst?“
„Natürlich nicht, sonst könnte ich mir das hier doch sparen“, antwortete Margret reserviert. „25 Jahre Ehe!“, schüttelte sie den Kopf und die abweisende Fassade, die sie jahrelang versuchte hatte, aufrechtzuerhalten, brach in sich zusammen. „Was glaubt dieser Mann eigentlich, wer er ist!?“ Eine Träne rann ihr übers Gesicht, die sie verstohlen wegwischte.
„Beruhige dich“, sagte Theresa behutsam. Dass Margret so aufgelöst vor ihr saß, machte sie hilflos. Um wenigstens irgendetwas zu tun, stand Theresa auf und ging zu ihrer Kaffeemaschine. Sie ließ für sich einen Kaffee heraus und goss für Margret eine Tasse heißes Wasser ein. Margret hatte nie etwas anderes als Tee getrunken. Zusammen mit einer Teemischung reichte sie ihr das dampfende Gebräu. Dankbar nahm Margret ihr die Tasse ab und stellte sie vor sich auf dem Tisch ab.
„Seit wann läuft das schon so?“, wollte Theresa wissen. Im Großen und Ganzen stellte sie bei ihren Aufträgen immer dieselben Fragen. Seit wann? Mit wem? Und warum? Wobei das Warum Theresa eigentlich weniger interessierte. Für sie gab es da keinerlei Diskussionsspielraum. Stichpunktartig begann sie, das Interview mitzuschreiben.
„Ich kenne seine Buchhalterin“, begann Margret. „Mit Sofia war ich ja schon in der Schule - was mein Mann natürlich nicht weiß.“ Sie nippte an ihrem Tee und fuhr dann fort. „Über seine kurzeitigen Liebeleien bin ich also bestens informiert. Ich kenne nicht nur unzählige Hotelreservierungen und Restaurantrechnungen, sondern auch all die Geschenke, die als Sonderausgaben gebucht wurden.“
Blumen, erzählte Margret offen weiter, werden in den Posten Officefloristik geschoben, Juwelierrechnungen als Anerkennung für besondere Verdienste eines Mitarbeiters deklariert; von den vielen sogenannten Geschäftsessen ganz zu schweigen. Das alles schien Margret jedoch bisher wortlos hingenommen zu haben. Es schien sie herzlich wenig zu interessieren, was ihr Mann
Weitere Kostenlose Bücher