Rache zum Dessert (German Edition)
Papiere denn zustellen lassen? Nach Nizza, München, Hamburg, auf die Seychellen?“
„Willst du mir jetzt sagen, dass du nicht weißt, wo dein Mann wohnhaft ist?“, fragte Michael kritisch nach.
„Was ist das denn für eine Frage? Natürlich weiß ich das!“ Der Blick, den sie ihm dabei zuwarf, schien zu sagen, dass sie ihn gerade für etwas dämlich hielt. „Nur nicht wann und für wie lange. Wäre doch schade, wenn dieses Schreiben drei Wochen in Nizza ungelesen rum liegt. Was ich aber sicher weiß ist, dass er zu unserem Jubiläum nach München kommt. Schließlich hat er eigens hierfür Familie, Kollegen und sogar Kunden eingeladen.“ Verächtlich schnaubte sie aus.
Ein bisschen tat Michael der künftige Ex-Mann leid. Nicht dass er seine Affaire gut hieß, aber das was auf Herrn Kopnick zuzukommen schien, klang fast schon besorgniserregend. Vielleicht, so dachte er, hatte er als Mann wirklich keine Ahnung.
„Ein Fest unter diesen Voraussetzungen zu planen …“, angewidert schüttelte sie den Kopf. „Aber die Rechnung wird nicht aufgehen.“ In diesem einen Satz lag die ganze Entschäuschung vieler verlorener Jahre.
„Willst du mir nicht doch lieber erzählen, was genau du vorhast?“, fragte er sachte nach. „Du weißt, ich bin Rechtsanwalt, solltest du eine Straftat planen, kann ich dich dabei nicht unterstützen.“
„Straftat? Ich bitte dich, nein!“, entrüstet richtete sich wieder auf. „Desavouierend ja, aber keine Straftat. Besprich am besten alles mit Theresa … ich meine Frau Sander. Sie kann dir die Einzelheiten erklären. Du wirst sehen, sie ist wirklich wundervoll … auf ihre sehr eigene Art.“ Sie schien ihn warnen zu wollen. „Ich bin bis zu unserer Silberhochzeit im Urlaub. Komme also erst am Abend der Veranstaltung wieder zurück.“ Damit erhob sie sich und ließ ihren Anwalt mit den Formalitäten der Scheidungspapiere allein.
Zurückhaltend blickte er ihr nach. Er sollte also mit einem Racheengel kooperieren? Er war Scheidungsanwalt und kein Handlanger für irgendwelche obskuren Vergeltungsanschläge.
Jobbedingt war ihm zwar bekannt, dass Frauen gerne zu Rache neigen, gerade dann, wenn sie sich betrogen fühlten, aber dass man sich eigens dafür einen Racheengel engagierte, war ihm neu. Was bitte konnte denn an so einer Frau wundervoll sein? Männer hereinzulegen und in kompromittierende Situationen zu bringen war in seinen Augen alles andere als wundervoll.
27
Kurz überflog Theresa noch einmal ihre Notizen. Das wird ein Kinderspiel, dachte sie bei sich und ging den Ablauf in Gedanken durch. Wie immer, wenn sie einen Auftrag übernahm, stellte sie sich vor, wie der Dreh werden sollte. Jedem ihrer Aufträge gab sie dabei einen Filmtitel. Heute hatte sie die Hauptrolle in „Rache zum Dessert.“
Luisa war auf diesen Titel gekommen, den sie natürlich dann auch so, für ihren Artikel übernehmen wollte.
Für diese Aktion benötigte sie wahrscheinlich nicht länger als eine halbe Stunde. Mit einem prüfenden Blick auf die Uhr griff Theresa zum Telefonhörer. „Hallo Margret, ich ...“
„Schön, dass du noch einmal meldest“, wurde sie barsch unterbrochen. „Du weißt, dass ich morgen nach Barcelona fliege?“
„Das sagtest du mir bereits, ja.“ Mehr denn je erinnerte sie diese Frau an einen Drachen. Margret begann über ihren Mann zu schimpfen und gelassen hörte Theresa den hartherzigen Ausführungen zu. Derweil betrachte sie ihre Fingernägel. Vor zwei Tagen war sie erst bei der Maniküre gewesen, und heute sahen ihre Nägel aus, als hätte sie damit eine Mienenöffnung per Hand gegraben.
Während Margret die Luft nicht auszugehen schien, kramte Theresa aus ihrer Schreibtischschublade einen Nagellack und begann die abgesplitterten Stellen auszubessern. Immer wieder nickte sie mit dem Kopf und bestätigte mit einigen „Hmms“ und „Ja, ich verstehe“, den Redeschwall.
„Ich überlasse dir also nun die ganze Organisation“ kam Margret zum Ende. „Ach, und noch etwas. Ich habe den Eventplaner gefeuert. Kümmere dich bitte, um einen Neuen.“
Theresa war wenig überrascht. Hatte sie doch selbst oft miterleben müssen, wie Margret mit Menschen umging, die in ihren Augen zu wenig Leistung erbrachten.
Doch dann wurde Margrets harte Stimme plötzlich sehr weich. „Bist du dir sicher, dass es klappen
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