Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
zusammen und sah auf. Leo kam die Auffahrt herauf und warf die Autoschlüssel in die Luft.
Chelsea legte sich unwillkürlich die Hand aufs Dekolleté. »Komisch. Ich habe gerade an dich gedacht.«
Leo musterte sie. »Alles in Ordnung?«
»Ja, mir geht’s gut.« Chelsea spürte, wie sie errötete. Das war doch lächerlich – er war wirklich nicht ihr Typ. Chelsea hatte schon einige Zeit keinen Sex mehr gehabt. Wenn man berühmt war, war es schwierig, den Richtigen zu finden, und sie fühlte sich gewöhnlich von zwielichten Gestalten angezogen, die später dem Fernsehen Storys über ihre Vorliebe für Oralsex und rote Spitzenkorsetts verkauften. Also hatte sie seit einer Weile auf Beziehungen dieser Art verzichtet. Sie wollte einen gleichberechtigten Partner. Sie war nicht einfach das Anhängsel eines Mannes.
Nun aber war sie … ja, was eigentlich? Sie war in Stimmung. Scharf, wie sie es ausgedrückt hätte. Sie wollte jemandem ihren neuen, schlanken Körper zeigen, wollte die Hände eines Mannes auf der Haut spüren, und sie hatte sich bereits einige Kandidaten ausgeguckt. Chelsea sah an Leo vorbei. Carlos, der Gärtner, stand ganz oben auf der Liste – er war Kubaner und konnte tanzen. Chelsea hatte ihm von ihrer Zeit im Roxy’s erzählt, und er hatte ihr ein paar Schritte gezeigt; sie war sich nicht sicher, ob es vertretbar war, den Gärtner zu vögeln: War das schon Ausbeutung? Andererseits – wenn der Gärtner es auch wollte, konnte es doch wohl nicht schaden, oder?
»Woran denkst du gerade?« Leo wirkte leicht amüsiert, wie immer, wenn er mit ihr sprach.
»Das willst du gar nicht wissen«, antwortete sie.
Leo grinste. »Wetten doch?« Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und strich sich unbewusst über den Bizeps. Oh ja, sie mochte ihn in der Tat. Er verstand sie, schien genau zu wissen, was sie gerne mit Carlos gemacht hätte, und es gefiel ihr, dass zwischen ihnen niemals Langeweile herrschte. Sie konnten verbal miteinander ringen, sich sogar gegenseitig Beleidigungen an den Kopf werfen und dennoch Freunde bleiben. Alles war ein Spiel – er wusste es, und sie ebenfalls. Und sie wusste auch, dass er für sie tabu war, und genau aus diesem Grund hatte sie das Gefühl, dass sie bei ihm Grenzen überschreiten durfte, ohne dass er Anstoß daran nahm.
Darüber hinaus hatte er ihr eine Chance geboten, was mehr war, als ihre eigene Schwester und Mutter je getan hatten.
»Du siehst großartig aus, Chelsea«, sagte er leise. Er warf einen flüchtigen Blick zum Haus hinauf, als wolle er ihr klarmachen, dass sie wegen Amber nicht über den Film sprechen sollten. Er senkte die Stimme. »Ich freue mich schon auf die gemeinsame Arbeit.«
»Ich kann’s kaum erwarten«, sagte sie und lächelte breit. »Ich kann’s echt nicht erwarten. Vielen Dank, Leo.«
Ihre Begeisterung war ansteckend, ihr breites, aufrichtiges Grinsen wunderschön, und Leo holte tief Luft. Sie hatte keine Ahnung, wie umwerfend sie war; die Kamera liebte sie. Er war mit anderen Produzenten und Regisseuren im Schneideraum gewesen, als sie die Castingaufnahmen für The Time of My Life gesichtet hatten. Er hatte noch nie jemanden mit einer solchen Leinwandpräsenz erlebt. Wenn Chelsea Stone in einer Szene erschien, sah man nirgendwo anders mehr hin. Sie zog alle in den Bann.
Wieder sah sie an ihm vorbei zu Carlos, dem zweifellos attraktiven Gärtner, und Leo wollte ihrem Blick folgen, doch eine Gestalt versperrte ihm die Sicht. Eine Gestalt in einem dunkelblauen Kostüm mit knappem Rock und eng geschnittener Jacke mit perfektem schneeweißem Lächeln und makelloser Frisur.
»Hi! Hi, Leo«, hauchte sie.
»Oh, hi, Sally«, sagte Chelsea. »Schön, Sie auch mal wieder zu sehen.«
Sally war sehr souverän, was die typisch amerikanische Unverbindlichkeit anging, und Chelsea wusste nie, ob sie sie verachtete oder gerade noch tolerierte, und Sally war total scharf auf Leo, aber er merkte kaum, dass sie existierte. »Gleichfalls.« Sally strahlte. »Hey, wir sind gekommen, weil wir mit Amber über einen Nachdreh reden wollten – ist sie da?«
»Oh«, sagte Chelsea. Die Realität drang ihr wieder ins Bewusstsein. Sie blickte ernüchtert zum Haus. »Ja, sie ist da. Sie … na ja, viel Glück.«
»Danke«, sagte Leo, und irgendetwas in seiner Miene veränderte sich. »Also, wir melden uns. Ich möchte, dass du Paul und Bryan und die anderen Leute, mit denen wir arbeiten werden, kennenlernst.«
»Wie wäre es denn am Dienstag,
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