Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
fielen wieder in Laufschritt. Chelsea lief in Richtung Haus zurück, und Amber folgte ihr. Wir sind zuallererst Schwestern?, dachte sie mit einem Hauch Bitterkeit. Nun, das war allerdings auch Schwachsinn …
Amber hatte recht. Drei Tage später rief Leo sie in sein Büro. Es sei geschäftlich, sagte er, und als sie eintrat, trug er seine typische Produzentenkluft: Seidenhemd, schwarze Hose und die Aura der Ernsthaftigkeit. Hinter ihm an der Wand hingen die Auszeichnungen, die er bereits erhalten hatte. Er küsste sie nicht zur Begrüßung.
Ohne Umschweife kam er zur Sache. »Hör zu, Amber, ich muss mit dir reden. Diese Rolle in The Time of My Life. Ich werden sie Chelsea geben.«
»Was?« Amber umklammerte die Lehne des Stuhls, der vor ihr stand. »Machst du Witze?«
»Wie käme ich dazu, bei einer solchen Sache Witze zu machen?«, fragte er.
»Aber das ist meine Rolle!« Amber schnürte es die Kehle zu. »Du hast sie mir versprochen, weißt du noch?«
»Jetzt ist es Chelseas Rolle«, erwiderte er. »Es tut mir leid, ich gebe sie ihr.«
»Aber ich dachte …« Amber blickte sich hektisch um. Sie wusste nicht, was sie sagen, was sie nun tun sollte. »Ich dachte, du hättest ihr das nur im Scherz gesagt, und dass du sie mit dem Vorsprechen bloß testen wolltest. Die Rolle gehört mir«, wiederholte sie.
Leo wirkte plötzlich gelangweilt. Er legte die Fingerspitzen zusammen. »Amber, bitte benimm dich nicht so«, sagte er, als habe sie gerade seine Ming-Vase zerschmettert oder eine Pistole auf ihn gerichtet. »Chelsea ist eine großartige Schauspielerin. Ich bin sehr gespannt, was die Zukunft mit ihr bringen wird. Du bist ein Weltstar, einer der größten Stars überhaupt. Ich verstehe nicht, warum du deswegen eine solche Szene machen musst.«
Sie betrachtete die Preise hinter ihm, die Fotos, die ihn mit verschiedenen Stars und Studiobossen zeigten, die gerahmten Ausschnitte aus der Variety, in denen von »Britanniens wichtigstem Export« die Rede war. Und dann schaute sie noch einmal hin und stellte fest, dass nirgendwo ein Foto von ihr zu sehen war.
»Was wird aus uns?«, fragte sie plötzlich. »Ich meine – liebst du mich? Oder hast du mich die ganze Zeit nur benutzt?«
»Wenn du so bist, rede ich nicht mit dir«, sagte er schlicht. »Amber, nun komm schon. Chelsea ist wirklich eine erstaunliche Schauspielerin. Freust du dich denn nicht für sie?«
»Ich weiß nicht, was du von mir willst, Leo«, sagte sie leise. »Was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun?« Sie lehnte sich gegen die Wand seines Büros. Plötzlich war ihr Kopf wie leergepustet. Ihr Puls begann zu jagen, und ihr Atem beschleunigte sich. »Ich weiß im Moment nicht mehr, was ich tun soll.«
»Amber, bitte beruhige dich wieder«, sagte Leo. »Du machst deinen neuen Film zu Ende, und er wird großartig werden. Und anschließend warten noch viele, viele andere großartige Rollen auf dich, das wissen wir beide.«
Ja, na klar, hätte sie am liebsten geschrien. Immer derselbe alte Mist, der immer wieder neu aufgekocht wird. »Ich wollte aber einmal etwas anderes spielen.«
»Nun …« Leo zog eine Braue hoch und sagte nichts weiter.
Dieses Schwein. Dieses elende Schwein. Und doch hatte er sie einmal mehr in die schwächere Position manövriert, so dass die Gegenwehr mehr Kraft kosten würde, als sie hatte.
»Ich bin mir nicht mehr sicher, wer du bist.« Sie hätte nicht sagen können, ob sie mit ihm oder mit sich selbst sprach. »Ich weiß nicht, ob ich es je gewusst habe.«
Leo nickte und musterte sie traurig, und Amber begriff, dass sie keine weitere Reaktion von ihm bekommen würde.
Plötzlich war ihre Kehle wie zugeschnürt. Sie machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Raum, vorbei an einer irritierten Sally, die im Flur gewartet hatte, und hinaus in die Sonne, wo sie in ihren Bentley sprang, Gas gab und auf die Straße brauste. Wenn sie doch einfach nur hätte abhauen können …
Und das war alles nur Chelseas Schuld!
39
I ch kann’s nicht fassen!« Amber schluchzte. »Seit … seit sie hergekommen ist, versucht sie …« Sie schniefte. »Versucht sie, meinen Platz einzunehmen.
»Na, na, na.« Margaret tätschelte die Schulter ihrer Tochter und entzog sich ihr ein bisschen; sie trug eine neue Leinenbluse von Ralph Lauren und wollte nicht, dass sie mit Make-up verschmiert wurde. »Leo meint, dass es ihre ganz große Chance ist. Und die …«
»Du wusstest es?« Amber richtete sich abrupt auf. Sie hatte auf
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