Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
einen aufstrebenden Designer. Sie würde mit den besten Fotografen arbeiten und künstlerische Videos drehen, über die jedermann sprechen würde. Und sie sollte ein Parfum promoten, das bereits einen Namen hatte: Nectar. All das würde ihre talentierte Tochter auf den Weg nach Hollywood bringen, wo sie als Schauspielerin, Sängerin und Produkt-Repräsentantin junge Mädchen und Frauen und Männer jeden Alters ansprechen würde.
Margaret hatte viel von George gelernt, so wie er von ihr. Sie war begabt als Geschäftsfrau, hatte den richtigen Riecher und die Zielstrebigkeit, die es in dieser Branche brauchte. Amber war ihr wichtigstes Produkt, und an diesem Produkt war nun Sir Leo Russell interessiert. Leo Russell, der größte und wichtigste Filmproduzent dieser Welt.
Sie dachte nicht darüber nach, ob Amber das alles wollte. Und es wäre ihr wohl auch niemals in den Sinn gekommen, dass es vielleicht nicht so war. Amber war immer so lieb, so dankbar, so nett. Sie vermisste ihren Vater als Manager und Vertrauten schrecklich, und daher hatte Margaret begonnen, mit anderen Leuten zu reden und sich in die Zukunft zu orientieren. Nach Los Angeles.
Amber war sich nicht bewusst, wie bedeutend Sir Leo für diese Zukunftspläne war. Und welch wichtige Rolle er bald in ihrem Leben spielen würde. Sir Leo wollte mit Amber arbeiten, wollte sie dringend unter Vertrag nehmen, bevor die Konkurrenz sie sich sicherte, und Margaret wusste sehr gut, dass im Augenblick sie die Fäden in der Hand hielt. Und daher sollte er ruhig noch ein wenig zappeln.
Sie nahm den Stift wieder auf und begann, in die leere Kalenderwoche Termine zu schreiben. Sie atmete tief ein, nickte und lächelte. Das Leben war manchmal nicht einfach, aber Margaret musste sich eingestehen, dass sie diesen Teil hier mochte. Sie war der Bühne so nah, dass sie fast selbst oben stand. Zumindest hatte sie die absolute Kontrolle.
23
S ally.«
Sally Miller tippte weiter. Sie war heute Morgen bei der Maniküre gewesen und liebte das entschlossene Klicken auf dem Keyboard, den Anblick ihrer perfekten Nägel, rosé mit weißen Mondsicheln, makellos zurechtgefeilt und glänzend poliert.
Leo sagte immer, ungepflegte Nägel wiesen auf eine ungepflegte Frau hin, und mit solchen Frauen wolle er nicht arbeiten.
»Sally!« Die Stimme wurde lauter, und Schritte erklangen auf dem gefliesten Boden. Sally seufzte nachsichtig und tippte umso schneller. Was würde er nur ohne sie machen?
»Sally, haben sie schon zurückgerufen?«
Sie blickte auf, sah ihren Chef mit finsterer Miene im Türrahmen stehen und lächelte.
Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie bei seinem Anblick eines Tages keine Schmetterlinge mehr im Bauch fühlen würde. Sein dichtes schwarzes Haar, das er sich ständig aus dem gebräunten Gesicht strich, die dunklen Augen, die glatte Haut, das wölfische Grinsen mit den schockierend weißen Zähnen …
Sally Miller hatte eine Leidenschaft: Leo Russell. Sir Leo Russell, um ihn beim korrekten Titel zu nennen.
»Nein, haben sie nicht«, sagte sie. »Tut mir leid, Leo. Ich weiß, wie wichtig es ist. Aber sie hat gerade erst die Tournee angefangen. Du musst Geduld haben.«
Er ließ sich auf einen Sessel in ihrem Büro fallen. Leos Produktionsfirma war wahrscheinlich die erfolgreichste unabhängige in Los Angeles, und sie hatte ihm einen weißen Bürokomplex im mexikanischen Stil in Santa Monica eingebracht – einen großen Bungalow mit einem üppig begrünten Innenhof und einem Garten mit Pool, wo Leo Vorführungen und Partys abhielt. Er hätte sich anonyme Büros in Beverly Hills anmieten können, aber das hatte er nicht. Und das machte einen Teil seines phänomenalen Erfolges im Filmgeschäft aus: Er war der Beste, und er wusste es nicht nur, sondern zeigte es auch.
Leo Russell wusste auch, wann er das Klischee des charmanten britischen Querkopfes ausspielen musste, so wie er den »Sir« einsetzte, wenn er die Amerikaner beeindrucken wollte. Während die Engländer es eher als Angeberei verurteilten, liebte man in L. A. derartige Titel, und auch sein Büro wusste, wie man daraus Kapital schlug.
Ende 1990 war Leo an der Spitze. Er hatte sich hochgearbeitet, obwohl er seine Herkunft verbarg und stattdessen seinen sanften Akzent und sein makelloses Aussehen kultivierte. Er hatte vor vielen, vielen Jahren bei der BBC angefangen (obwohl er behauptete, Ende dreißig zu sein, war er bereits fünfundvierzig) und hatte sich rasch einen Namen damit gemacht,
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