Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
seiner neugegründeten Produktionsfirma als Sekretärin begonnen, doch während er immer erfolgreicher geworden war, war auch ihre Rolle in seinem Leben gewachsen. Sie zog wieder zurück nach Kalifornien, als er nach L. A. kam, und mittlerweile regelte sie Leos komplettes Leben, kümmerte sich sogar um sein Haus und seine Rechnungen, wenn er nicht da war. Sie ließ seine Hemden reinigen, kaufte ihm nach Anweisungen neue Anzüge. Wenn er mit einem seiner Sportwagen einen Unfall gehabt hatte, regelte sie die Formalitäten mit der Versicherung und der Werkstatt.
Mit achtunddreißig Jahren bewegte sich Sally Miller nach Hollywoodstandard auf die mittleren Jahre zu, aber sie war eine schöne junge Frau gewesen und hatte gut auf sich achtgegeben. Jeder Zentimeter ihres Körpers war bestens gepflegt, von den pedikürten Füßen bis hin zu der mit Strähnchen durchsetzten Frisur. Sally wusste, dass Leo Schlampigkeit verabscheute, und deshalb sorgte sie dafür, dass ihr Make-up immer makellos aufgetragen war und nach dem Mittagsessen aufgefrischt wurde, dass ihre Zähne strahlend weiß und kerzengerade waren und dass sie kein Gramm Fett zu viel auf den Rippen hatte. Natürlich hatte ihre Haut unter der vielen Sonne gelitten, und der einst geschmeidige Körper sah eher sehnig und hart aus. Aber sie wollte für Leo perfekt sein – dass sie sich für dieses Ziel selbst aufgegeben hatte, war ihr nicht bewusst.
Jeder, der für oder mit Leo arbeitete, kannte sie, und es gefiel ihr, dass sie in seinem Leben eine Rolle spielte. Sie wusste, dass er ihr hundertprozentig vertraute, und sie war vollkommen loyal – außer ihm gab es nicht viel in ihrem Leben.
Es kam ihr gar nicht in den Sinn, dass sie einen großen Teil der Arbeit für ihn machte. Sie war selbst eine großartige Produzentin und hätte im Filmgeschäft ebenfalls Karriere machen können, doch wahrscheinlich hätte sie jeden, der sie darauf hingewiesen hätte, nur verständnislos angesehen.
Sally hatte ihr Leben vollkommen in Leos Dienst gestellt und all ihre Energie in das – in ihren Augen – einzig erstrebenswerte Ziel gesteckt: sich um ihn zu kümmern.
Und so hatte Leo sich ebenfalls schon vor langer Zeit angewöhnt, ihr alles Mögliche zu erzählen. Was sie darüber dachte, kümmerte ihn nicht. Er vertraute sich ihr an, wie er sich einem Priester oder einem Therapeuten anvertraut hätte, denn er wusste, dass seine Geheimnisse bei ihr in Sicherheit waren. Sie hatten im Laufe der letzten Jahre schon vieles gemeinsam durchgemacht.
Sally wusste, wie sich das Kapitel Amber lesen würde. Sie kannte Leo gut. Amber war im Moment gefragt wie keine andere. Sie war talentiert, niedlich, und sie war jung – er mochte die jungen Dinger. Er würde sie in einem Film unterbringen, sie vögeln und dann weiterziehen … Sie war wie all die anderen, dachte Sally. Alle anderen außer ihr. Denn sie, Sally, blieb. An seiner Seite.
»Es geht dir um Amber?«, fragte sie und tat, als sei sie betroffen. Sie strich sich eine blonde Strähne hinters Ohr. »Entspann dich, Leo, die melden sich schon. Es sind ja erst zwei Tage vergangen. Sie wäre doch dumm, wenn sie den Part nicht annimmt.«
»Ich habe so ein Gefühl, was sie betrifft. Sie ist … sie hat alles.« Leos Stimme war tief und sexy. Manchmal ließ Sally seine Nachrichten auf Band zurückspulen, nur um seine Stimme noch einmal zu hören.
»Was denn, zum Beispiel?«, fragte sie lächelnd, teils um ihn zu necken, teils um ihm zu schmeicheln.
Leo zählte an seinen Fingern ab. »Im Moment besteht auf dem Markt ein echter Bedarf nach so jemandem. Sie kann singen. Sie kann tanzen. Sie ist lieb. Die Mädels mögen sie. Die Jungs wollen sie rumkriegen. Sie hat ein breites strahlendes Lächeln wie ein niedlicher Teenager, ist aber schon ganz Frau. Sie kann schauspielern, sie hat es einfach drauf. Sie ist lustig, wenn auch auf eine tapsige Art, aber ihre Ausstrahlung ist heiter und fröhlich, und damit wickelt sie alle um den Finger. Und sie ist noch vollkommen formbar. Sie will es.« Er machte eine Pause. »Zumindest will die Mutter es. Und sie sitzt am längeren Hebel.«
»Hm-hm.« Sally nickte.
Er stand auf und begann erneut, auf und ab zu gehen. »Verdammt, sie ist wirklich gut. Sie ist sogar perfekt.« Plötzlich blieb er stehen, und sein Blick ging ins Leere. Sally begriff mit einem Anflug beißender Eifersucht, dass er sich vorstellte, wie die zwanzigjährige Amber Stone auf ihm ritt und die kleinen festen Brüste
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