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Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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verließ den Laden.
    Sherry trat vor und legte die Kondome auf den Tresen.
    Der Kassierer schaute das Päckchen an. Dann hob er die braunen Augen und bedachte Sherry mit einem wissenden Lächeln. »Haben Sie sonst noch einen Wunsch, junge Frau?«, fragte er in seinem melodisch klingenden, indischen Akzent.
    »Nein, das ist alles.«
    Er tippte etwas in die Kasse ein und nannte ihr den Preis. Sherry gab ihm einen Zehndollarschein. Als sie ihr Wechselgeld entgegennahm, fragte der Kassierer: »Möchten Sie dafür eine Tüte?«
    »Nein, das geht so. Aber dürfte ich Sie etwas fragen?«
    »Natürlich. Fragen Sie nur.«
    »Ich bin auf der Suche nach einem Mann, der wahrscheinlich vor ungefähr einer Stunde hier im Laden war. Vermutlich hat er auch so was gekauft.« Sie deutete auf die Schachtel mit den Kondomen.
    »Verstehe«, sagte er.
    »Waren Sie vor einer Stunde hier?«
    »Ja.«
    »Erinnern Sie sich an ihn? Er trug ein blaues Hemd und beige Shorts.«
    »Oh ja, an den erinnere ich mich gut. Ein netter Typ. Sie müssen die Glückliche sein, von der er sprach. Habe ich Recht?«
    Sherry wurde rot und sagte: »Kann sein. Wissen Sie noch, wann er wieder gegangen ist?«
    »Das ist schon eine Weile her.«
    »Er ist nicht nach Hause gekommen. Und sein Lieferwagen steht immer noch bei Ihnen auf dem Parkplatz.«
    Jemand trat hinter Sherry an die Kasse. Sie sah sich um. Es war der Mann vom Toilettenartikelregal, der sie höflich anlächelte. Sherry nickte ihm zu und wandte sich dann wieder an den Kassierer.
    »War jemand bei ihm?«, fragte sie.
    »Bei wem?«
    »Bei dem Mann, über den wir gerade gesprochen haben. War er allein oder in Begleitung hier?«
    »Ach so. Ich glaube, er war allein. Jedenfalls habe ich niemanden bei ihm gesehen.«
    »Und ist Ihnen irgendetwas Seltsames aufgefallen?«
    »Etwas Seltsames? Nein, tut mir Leid.« Er schaute nach hinten zu dem wartenden Kunden.
    »Danke«, sagte Sherry. Sie steckte Geldbörse und Kondome in ihre Handtasche und ging zum Ausgang.
    Na schön, dachte sie. Duane war also hier. Und zwar allein. Er hat Kondome gekauft und ist dann wieder gegangen, und dem Verkäufer ist nichts Seltsames aufgefallen.
    Was auch immer ihm passiert ist - es muss geschehen sein, nachdem Duane den Laden wieder verlassen hatte.
    Wenn es stimmt, was der Verkäufer sagt.
    Aber warum sollte er lügen?
    Vielleicht hat er seine Gründe, sagte sie sich. Aber gehen wir vorläufig mal davon aus, dass er die Wahrheit gesagt hat.
    Sherry öffnete die Tür und ging nach draußen.
    Von dem Penner war nichts zu sehen.
    Das ist doch wenigstens etwas.
    Sie wandte sich nach links und ging hinüber zu dem Waschsalon, in dem sich acht oder neun Leute befanden. Einige be- oder entluden gerade eine Maschine, die meisten aber saßen herum und warteten, dass ihre Wäsche fertig wurde. Einige blätterten in Zeitschriften oder lasen ein Taschenbuch, andere plauderten miteinander, und einer telefonierte.
    Duane hatte keinen Grund, in den Waschsalon zu gehen.
    Aber er war ein kontaktfreudiger Mensch, und wenn ihn jemand aus dem Salon nach Kleingeld gefragt oder ihn gebeten hat, ihm mit irgendwas zu helfen, ist er vielleicht mit ihm ins Gespräch gekommen …
    Eine ganze Stunde lang?
    Duane war zu so etwas durchaus in der Lage.
    Aber doch nicht heute Abend, sagte sich Sherry. Nicht, wenn ich auf ihn warte.
    Jetzt war er jedenfalls nicht in dem Waschsalon.
    Aber vielleicht hat ihn einer von den Leuten drinnen gesehen.
    Sherry steuerte auf die offene Tür des Salons zu. Als sie an einem geparkten Auto vorbeiging, hupte es.
    Sherry zuckte zusammen.
    Sie riss den Kopf nach rechts und sah auf dem Fahrersitz des Wagens einen Jungen, der ihr durch die Windschutzscheibe lächelnd zuwinkte.
    Kenne ich den?
    Der Junge öffnete die Tür und stieg aus. »Hallo, Frau Lehrerin!«
    »Hallo.«
    Er war ein dicklicher, vergnügt dreinblickender Typ, siebzehn oder achtzehn Jahre alt, mit struppigem, windzerzaustem braunem Haar. Wie viele Jungs seines Alters trug er über dem T-Shirt ein offenes, langärmeliges Hemd, dessen Zipfel vom Wind in die Luft geweht wurden, während er mit großen Schritten auf Sherry zuging.
    »Haben Sie nicht letzte Woche für Mr. Chambers Vertretung gemacht?«, fragte er.
    Sherry nickte. »Dann bist du wohl in einem seiner Kurse.«
    »Dem in der dritten Stunde. Ich habe Sie hoffentlich mit der Hupe nicht erschreckt.«
    »Nur ein bisschen.«
    »Tut mir Leid. Ich war einfach total verblüfft, Sie hier zu sehen. Ist doch komisch

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