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Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Jeff.

44
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    In der Küche nahm Pete drei Gläser aus dem Schrank und begann die Bloody Marys zu mixen.
    »Warum nicht?«, dachte er wagemutig.
    Trotzdem verspürte er ein leises Schuldgefühl.
    Sherry den Drink zu geben, war nicht das Problem. Sein Dad hätte das bestimmt auch getan. Sie war ein Gast und über einundzwanzig. Ganz anders freilich verhielt es sich damit, dass er auch für sich und Jeff Bloody Marys mixte.
    Pete stellte sich vor, wie seine Eltern reagieren würden.
    Mom: Wie konntest du nur?
    Dad: Ich habe darauf vertraut, dass du keinen Unfug machst.
    Mom: Was hast du dir nur dabei gedacht ?
    Dad: Ich bin wirklich enttäuscht von dir, Pete.
    Sie müssen es ja nicht erfahren, dachte Pete. Und wenn es jemals zur Sprache kommt, sage ich einfach, dass Sherry eine Bloody Mary getrunken hat, und wir beide eine Cola.
    Die Zwei-Liter-Flasche Wodka in der Bar war noch zur Hälfte voll.
    Dad wird nie merken, dass etwas davon fehlt.
    Mit dem Tomatensaft war es etwas anderes, denn für die drei Drinks ging fast eine ganze Dose drauf.
    Kein Problem, dachte Pete. Die habe ich eben für Sherrys Drink gebraucht. Wenn sie überhaupt danach fragen. Außerdem kann ich immer noch in den Laden gehen und neuen kaufen.
    Ich darf nur nicht vergessen, hinterher die Gläser zu spülen.
    Und zu lügen, dass sich die Balken biegen.
    Pete hasste es zu lügen.
    Andererseits aber wollte er mit Sherry draußen am Pool einen Drink schlürfen. Das wäre etwas, woran er sich immer erinnern würde. Es wäre etwas, worüber er schreiben könnte.
    Wie Hemingway, dachte er.
    Das Mädchen und ich saßen am Pool. Wir redeten und tranken. Unsere Bloody Marys waren dunkelrot, und die Eiswürfel blitzten im Sonnenlicht.
    Als er die Drinks fertig hatte, stellte Pete die Gläser auf ein Tablett und trug sie nach draußen. Sherry und Jeff saßen am Tisch.
    »Täusche ich mich, oder sehe ich da drei Bloody Marys?«, fragte Jeff grinsend.
    »Ja.«
    »Ich glaub, ich träume. Aber zwei davon sind alkfrei, stimmt’s?«
    »Nö.«
    Pete schob Schreibheft, Stift und Kaffeetasse beiseite, um Platz für das Tablett zu machen.
    »Dann sind alle drei echt?«
    »Natürlich.«
    »Gut gemacht.«
    Pete gab Sherry eines der Gläser. »Danke«, sagte sie.
    »Bitte. Probier doch mal, ob alles okay ist.«
    Sherry trank einen Schluck, setzte das Glas ab und sagte: »Schmeckt prima.«
    »Ich kann dir gerne noch mehr Wodka oder Tomatensaft hineintun.«
    »Perfekte Mischung. Setz dich.«
    Pete holte einen Stuhl von der anderen Seite des Tisches, trug ihn an Jeff vorbei und setzte sich Sherry gegenüber. Dann nahm er seinen Drink und sah sie an.
    Sherry hob ihr Glas. »Auf euch, Jungs«, sagte sie. »Ihr habt mir das Leben gerettet.« Dann streckte sie den Arm aus und hielt ihnen das Glas hin.
    Die beiden standen auf und stießen über den Tisch hinweg mit ihr an, bevor sie sich wieder auf ihre Stühle sinken ließen und tranken.
    Pete musste die Augen zusammenkneifen, so grell glitzerten die Eiswürfel im Sonnenlicht. Und wenn sie zusammenstießen, dann gab das kein helles, melodisches Klingen, sondern nur ein leises, vom dickflüssigen Tomatensaft gedämpftes Klack .
    Auf euch, Jungs. Ihr habt mir das Leben gerettet.
    Das ist der Wahnsinn, dachte er.
    Die Bloody Mary schmeckte merkwürdig und wundervoll zugleich. Normalerweise mochte Pete keinen Tomatensaft. Aber dieser war anders. Mit dem Wodka. Und mit Worchestershire-Sauce und Tabasco und einer Limonenscheibe und frisch gemahlenem Pfeffer. Er war so scharf, dass es Pete Tränen in die Augen trieb.
    »Hey«, sagte Jeff, »dieses Zeug ist ziemlich gut.«
    »Finde ich auch.«
    »So schmeckt also eine Bloody Mary. Bist du sicher, dass auch Alkohol drinnen ist?«
    »Ein kräftiger Schuss Wodka.«
    »Ohne Scheiß?« Jeff nahm noch einen Schluck. »Wow! Echt gut.«
    »Kommst du jetzt in Schwierigkeiten, Pete?«, fragte Sherry.
    »Wieso?«
    »Wegen der Drinks.«
    »Nur, wenn meine Eltern es herausfinden.«
    »Aber die kommen erst morgen Abend wieder«, erklärte Jeff und grinste, als wäre er schon leicht benebelt.
    Aber das konnte eigentlich nicht sein. Nicht so bald.
    »Wie alt seid ihr eigentlich?«
    »Sechzehn«, antwortete Pete.
    »Ich werde bald siebzehn«, sagte Jeff.
    Sherry zuckte zusammen. »Da habe ich es ja mit Minderjährigen zu tun. Die ich zu schlimmen Dingen verführe.«
    »Uns macht das tierisch Spaß«, sagte Jeff und trank noch einen Schluck.
    »Ja«, pflichtete Pete ihm bei. »Das ist echt toll. Ich

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