Rache
Kugel mitten durch die Stirn.«
»Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte Sherry.
»Und außerdem ist er sowieso nicht hier. Darauf verwette ich mein letztes Hemd.«
»Ich hoffe, du hast Recht«, erwiderte Sherry. »Aber wenn er da drinnen ist, dann hat er garantiert mitbekommen, dass gerade ein Wagen in die Garage gefahren ist.«
»Was schlägst du vor, dass wir tun sollen?«, fragte Pete.
»Ich weiß nicht so recht, aber … halt! Wie wäre es, wenn du das Tor wieder aufmachst und schon mal den Rückwärtsgang einlegst? Auf diese Weise können wir schnell von hier verschwinden, falls er wirklich in die Garage stürmt.«
Pete nickte und betätigte die Fernbedienung. Das Garagentor öffnete sich. Dann ließ er den Motor an, drückte den Fuß auf das Bremspedal und legte den Rückwärtsgang ein.
»Gut so«, sagte Sherry.
»Aber jetzt kann er sich von hinten anschleichen«, gab Jeff zu bedenken.
»Du behältst die Tür zur Küche im Auge«, sagte Sherry zu ihm. »Und du, Pete, schaust in den Rückspiegel. Wenn du Toby hinter dir auftauchen siehst, gibst du Gas und überfährst ihn.«
Mit beiden Händen am Lenkrad starrte Pete in den Rückspiegel, während Jeff mit dem Revolver auf die Küchentür zielte.
Niemand erschien im Rückspiegel.
Niemand öffnete die Tür.
»Wie lange sollen wir so warten?«, fragte Jeff.
»Wenn er wirklich hier ist, dürfte er ziemlich bald etwas unternehmen«, sagte Sherry.
Sie warteten.
Und warteten.
Schließlich sagte Pete: »Der kommt nicht mehr.«
»Sieht so aus«, pflichtete Sherry ihm bei.
»Vielleicht sollte ich mal drinnen nachsehen«, schlug Jeff vor. »Nur für den Fall, dass er doch im Haus ist …« Er sah Pete an. »Lass den Motor laufen und halte dich bereit.«
»Ich weiß nicht recht …«
»Irgendjemand muss früher oder später mal nachsehen.«
»Dann mache ich das. Es ist schließlich mein Haus.«
»Aber ich habe den Revolver«, sagte Jeff und stieg aus dem Wagen.
»Komm sofort zurück, Jeff!«
Jeff schaute grinsend über die Schulter. »Mach dir keine Sorgen, Mann. Wenn er mich angreift, puste ich ihm das Hirn aus dem Schädel.«
»Sei vorsichtig!«, rief Sherry ihm nach.
»Wenn ich hier lebend wieder rauskomme, kriege ich dann einen Kuss?«
»Na klar.«
»Einen richtigen? Keinen Schmatz auf die Backe oder so? Einen richtigen, saftigen Kuss direkt auf den Mund?«
»Versprochen«, sagte Sherry.
»Dafür riskiere ich mein Leben jederzeit«, sagte Jeff und ging zur Küchentür.
»Kommt er denn rein?«, fragte Sherry leise.
»Ja. Wir sperren …«
Pete sprach den Satz nicht zu Ende, weil Jeff die Tür bereits geöffnet hatte.
Bevor er die Küche betrat, drehte sich Jeff noch einmal um, winkte ihnen mit der linken Hand zu und machte ein übertrieben ängstliches Gesicht wie ein Junge, der gleich ein halsbrecherisches Kunststück vollführen wird. Dann blickte er geradeaus und ging in die Küche.
»Er hält das für ein Spiel«, sagte Sherry.
»Da bin ich mir nicht so sicher«, erwiderte Pete leise und erwartete fast, dass jeden Augenblick ein Schuss durchs Haus gellen könnte. »Man sollte Jeff nicht unterschätzen, auch wenn er manchmal ein wenig seltsam ist.«
»Das ist mir auch schon aufgefallen.«
»Er liebt es, den Trottel zu spielen, aber in Wirklichkeit ist er hochintelligent. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er genau weiß, was ihn da drinnen erwarten kann.«
»Er will seinen Kuss«, sagte Sherry.
»Klar will er ihn. Wer würde das nicht wollen?«
»Was für ein Glück, dass ich ausgerechnet auf zwei Jungs wie euch gestoßen bin.«
»Ob es ein Glück war, wird sich noch zeigen.«
»Mein Gott, ich hoffe bloß, dass Jeff nichts passiert.«
»Wenn, dann würden wir Schüsse hören.«
»Das muss nicht sein«, sagte Sherry. »Die anderen hat Toby mit dem Messer umgebracht.«
»Dann sehe ich besser mal nach.«
»Ich komme mit.«
Pete schaltete den Motor aus und schloss mit der Fernbedienung das Garagentor. Dann stieg er aus und ging auf die andere Seite des Wagens, um Sherry beim Aussteigen zu helfen, aber als er dort angelangt war, hatte sie es bereits selbst geschafft.
»Alles in Ordnung bei dir?«, fragte Pete. Sherry atmete schwer.
»Ich bin topfit«, sagte sie, aber ihr Gesicht sah nicht danach aus. »Darf ich mich ein bisschen bei dir einhängen?«, fragte sie.
Arm in Arm gingen sie durch die offene Tür in die Küche.
»Ruf nicht nach ihm!«, flüsterte Sherry.
In der Küche ließ sie Petes Arm los, aber während er
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