Rache
Fran.«
»Roll dich zur Seite«, sagte Fran.
»Dazu musst du mich schon zwingen.«
Fran streckte ihr zitterndes Kinn vor. »Versuch bloß keine üblen Tricks mit mir.«
»Nun mach endlich!«, schrie Toby.
»Ich greife dir jetzt unter den Rücken«, sagte Fran zu Brenda. Sie legte ihre linke Hand auf Brendas Hüfte und schob die rechte langsam in den Spalt zwischen Brendas Rücken und dem Fußboden.
Mit einem Ruck richtete Brenda sich auf.
Ihr Ellenbogen knallte voll in Frans Gesicht. Sofort schoss ihr das Blut aus ihrer gebrochenen Nase.
»JA!«, schrie Toby begeistert.
Von der Wucht des Schlages fiel Fran aus der Hocke nach hinten um. Ihr nackter Rücken klatschte mit einem feuchten Geräusch auf den Marmorboden, gefolgt vom Plonk ihres Hinterkopfs und dem raschen Pffft eines Furzes.
Toby lachte schallend.
Brenda griff hinter sich, packte das Messer und warf es mit einer raschen Drehung ihres Oberkörpers in Richtung Toby.
Es flog direkt auf ihn zu.
Toby riss die Pistole hoch, und als das Messer ihn an der Stirn traf, drückte er ab.
60
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Der Knall des Schusses gellte in Brendas Ohren, und an ihrer Wange spürte sie einen seltsam scharfen Luftzug. Das musste die Kugel gewesen sein, die sie um Haaresbreite verfehlt hatte. Noch während sie das dachte, sah sie, wie Jacks Kopf von der Wucht des Messers nach hinten geschleudert wurde.
Es hatte ihn mit dem Griff voraus an der Stirn getroffen und war dann irgendwo zu Boden gefallen.
Jack hielt immer noch die Pistole in der rechten Hand, aber jetzt zielte er damit hinauf zur Decke, während er einen taumelnden Schritt nach hinten machte.
Einen zweiten Schritt schaffte er nicht mehr. Er schwankte wie Baum im Sturm und fiel kerzengerade auf den mit Teppichboden ausgelegten hinteren Teil des Vorraums, wo er mit dem Hinterkopf aufschlug. Die Pistole entglitt seiner Hand und schlitterte ein Stück weit über den Teppichboden, wo sie etwa einen Meter von seinen gekrümmten Fingern entfernt liegen blieb.
Das Messer konnte Brenda nirgends entdecken.
Vielleicht war es, nachdem es von Jacks Stirn abgeprallt war, hinter eine der Leichen gefallen.
Die Pistole ist sowieso besser, dachte Brenda.
Wenn ich die habe, bin ich gerettet.
Um sie zu kriegen, musste sie allerdings an Jack vorbei, der offenbar bei dem Aufprall das Bewusstsein verloren hatte.
Fragt sich nur, für wie lange.
Als sie ein lautes Stöhnen hörte, bekam sie panische Angst. Aber es kam zum Glück von Fran, nicht von Jack.
Sie lag mit angewinkelten Knien auf dem Rücken und hielt sich mit beiden Händen das Gesicht.
Mein Gott, was habe ich ihr angetan?
Von dem Gedanken wurde Brenda fast schlecht.
Wieso habe ich ihr nur voll ins Gesicht geschlagen? Ich hätte sie doch einfach beiseite stoßen können.
Darüber kannst du dir später Gedanken machen, sagte sie sich. Sie hat sich gegen dich gestellt, deshalb musstest du sie außer Gefecht setzen. Und jetzt musst du dir die Pistole holen, bevor Jack wieder zu sich kommt.
Brenda biss die Zähne zusammen und verlagerte ihr Gewicht nach vorn auf ihren ausgestreckten linken Arm. Dann drehte sie langsam ihren Körper, bis sie zitternd und schwitzend auf beiden Händen und ihrem linken Knie stand. Obwohl sie ihr angeschossenes rechtes Bein nicht belastete, tat es fürchterlich weh.
Ob ich das schaffe? dachte sie.
Der Schmerz aus dem rechten Bein schien sich im ganzen Körper zu verbreiten.
Scheiß drauf, sagte sie sich. Scheiß auf den Schmerz. Hol dir die Pistole, alles andere ist unwichtig.
Mit zusammengebissenen Zähnen setzte sie sich in Bewegung hinüber zu Jack.
Er schien unendlich weit weg zu sein.
Ich bin ja langsamer als eine Schnecke.
Brenda hätte nie geglaubt, dass es so schwer sein könnte, auf zwei Händen und einem Knie zu kriechen und dabei ein schmerzendes Bein hinter sich herzuziehen. Sie fragte sich, ob sie nicht besser versuchen sollte aufzustehen.
Das hat mir gerade noch gefehlt, dachte sie. Auf einem Bein herumzuhüpfen, bis ich noch mal hinfalle. Mit dem Hinfallen reicht’s für heute.
Nur keine Panik, sagte sie sich. Alles wird gut. Ich komme da hin.
Ihr ganzer Körper zitterte vor Anstrengung und Schmerz. Der Schweiß troff ihr aus allen Poren. Er brannte in ihren Augen und tropfte wie Regenwasser von Ohrläppchen und Nasenspitze, von Kinn und Brüsten hinab auf den glatten Marmorboden, der davon nass und glitschig wurde. Einmal glitt sie sogar mit der rechten Hand aus und knallte so schmerzhaft auf den
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