Rache
wäre eine Beleidigung für Sie gewesen.«
»Nicht, wenn ich es nicht erfahren hätte. Und selbst wenn … wieso sollte ich mich deshalb beleidigt fühlen?«
»Wie auch immer«, sagte Toby. »Ich fand es einfach eine dumme Idee. Und eine schmutzige dazu. Mit einer wie der lasse ich mich nicht ein.«
»Dagegen ist nichts einzuwenden. Gut für dich.«
»Hey, da passiert was.«
»Kommt sie?«
»Nö. Aber es sieht so aus, als würde ein Typ aufs Klo gehen.«
Sherry drehte sich um und sah, wie der verliebte Junge auf das BANOS- Zeichen zusteuerte. Eine Sekunde später verschwand er in dem kleinen Durchgang.
»Mist«, murmelte Sherry.
»Was ist los?«
»Wahrscheinlich versucht sie es jetzt bei ihm. «
»Bestimmt.«
Was wird er tun ?, fragte sich Sherry. Der Junge war ganz offensichtlich total in seine Freundin verknallt, aber wie viele Männer konnten schon einer solchen Versuchung widerstehen?
»Könntest du mir einen Gefallen tun, Toby?«
Er schaute ihr in die Augen. »Ich tue alles, was Sie wollen.«
»Geh bitte noch einmal aufs Klo. Wenn noch ein Zweiter drinnen ist, lässt sie den armen Jungen hoffentlich in Ruhe.«
»Ich soll ihn vor ihr retten ?«
»Wäre nett, wenn du es versuchen würdest.«
»Okay.« Toby wischte sich den Mund mit der Serviette ab, stand auf und verließ den Tisch in Richtung Toilette.
Sherry sah ihm nach, bis er im Durchgang verschwunden war.
Dann drehte sie sich wieder um und aß weiter von ihrem Taco.
Was wird Duane wohl sagen, wenn ich ihm das erzähle? Eine nackte Frau, die Männer am Pissbecken angrabscht und …
Auf einmal fiel ihr wieder ein, dass Duane verschwunden war.
Ihr wurde fast schlecht von dem Gedanken.
Und wenn ich ihn nie wieder sehe?
Wenn er tot ist?
Ach, bestimmt geht es ihm gut, sagte sie sich. Wahrscheinlich fragt er sich inzwischen, ob mir etwas zugestoßen ist.
8
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Toby kam lächelnd und kopfschüttelnd an den Tisch zurück.
»Was ist passiert?«, fragte Sherry.
»Nichts.«
»Ist sie weg?«
»Ich glaube, sie war immer noch in der Kabine. Irgendjemand war da. Aber sie ist nicht rausgekommen. Ich hab mich hingestellt und so getan, als müsste ich pinkeln.«
»Und der Junge?«
»Der war gar nicht auf der Toilette. Der hat aus dem Automaten Kondome gezogen.«
Kondome gezogen?
»Du machst Witze«, sagte Sherry.
Was ist das hier? Die Nacht der Kondome?
»Auf der Toilette hängt ein Automat«, erklärte Toby. »Nein, eigentlich zwei. In dem einen gibt es Kölnisch Wasser, Aspirin und so Zeug, in dem anderen alle möglichen Kondome.«
Sherry schüttelte den Kopf.
»Der Typ hat sich welche gezogen, während ich am Pissbecken stand. Er ist vor mir gegangen. Und das Mädchen ist die ganze Zeit in der Kabine geblieben.«
»Dann ist ja alles in Butter.«
Toby grinste und sagte: »Ich schätze mal, der kommt heute Nacht bei seiner Freundin zum Zug.«
»Jedenfalls scheint er es zu hoffen.«
Achselzuckend nahm Toby seinen zweiten Taco vom Teller. »Typen wie der machen immer einen Stich«, sagte er.
»Es geht nicht darum, ob man einen Stich macht oder nicht«, erwiderte Sherry. »Aber das weißt du bestimmt selber, sonst hättest du vorhin ja nicht dieses erstaunliche Angebot abgelehnt.«
Fast lächelte er. »Kann sein.«
»Es geht darum, das richtige Mädchen zu finden.«
»Stimmt«, sagte er und biss in seinen Taco.
»Und dass man einander liebt.«
Er nickte kauend. »Lieben Sie Duane?«, fragte er mit vollem Mund.
Sherry hätte fast gesagt: »Natürlich.« Stattdessen aber neigte sie den Kopf zur Seite und lächelte. »Ich weiß nicht, ob es Liebe ist«, sagte sie achselzuckend. »Aber wir mögen uns sehr. Und ich weiß, dass ich ihn finden will.«
Toby schluckte und sagte: »Aber Sie lieben ihn nicht wirklich, oder?«
»Doch, auf eine bestimmte Art liebe ich ihn.«
»Und auf eine bestimmte Art auch nicht?«
Sherry rang sich ein Lächeln ab. »Hast du vor, Psychiater zu werden?«
Er biss noch einmal in den Taco, zuckte die Achseln und kaute.
»Wie dem auch sei«, sagte Sherry. »Wir sind noch nicht sehr lange zusammen. Erst seit drei Wochen. Er ist ein toller Kerl, und die meiste Zeit kommen wir prima miteinander klar.«
Toby trank einen Schluck Pepsi und sagte: »Dann stimmt doch irgendwas nicht mit ihm.«
»Wieso?«
»Wenn Sie nicht immer miteinander klarkommen, muss mit ihm irgendwas nicht in Ordnung sein.«
»Bei Duane ist alles in Ordnung. Außer, dass er verschwunden ist. Aber vielleicht ist er ja längst zu
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