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Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Zwickmühle.«
    »Wieso?«
    »Solange ich nicht weiß, was mit Duane ist, kann ich nicht zur Polizei. Und wenn ich es wüsste , bräuchte ich nicht zur Polizei, denn dann wäre er ja wieder aufgetaucht.«
    Toby sah sie an. »Das schnall ich nicht.«
    Sherry zuckte die Achseln. »Macht nichts. Ist nur so ein Lehrerding.«
    »Aha.«
    »Auf jeden Fall sollte man die Polizei erst dann einschalten, wenn es unbedingt nötig ist. Sonst bringt man womöglich die falschen Leute in Schwierigkeiten. Oder sogar sich selbst.«
    »Da ist was dran.«
    »Wir fahren immer noch in die falsche Richtung, Toby.«
    »Tatsächlich! Ich hab nicht aufgepasst, weil ich Ihnen zugehört habe.« Er lachte leise und schüttelte den Kopf. »Ich wende bei der nächsten Gelegenheit.«
    »Wie wär’s denn mit der Ampel da vorn?«
    »Okay.«
    Toby fuhr auf die linke Spur und näherte sich der Kreuzung, an der weit und breit kein anderes Auto zu sehen war. Als er vor der roten Ampel anhielt, sagte er: »Mist! Da darf man nicht wenden.«
    Jetzt sah auch Sherry das Verkehrsschild.
    »Soll ich trotzdem wenden?«, fragte Toby. »Schließlich ist hier niemand.«
    »Besser nicht. Man weiß ja nie. Und wir wollen ja nicht angehalten werden. Es ist sowieso immer besser, sich an die Regeln zu halten.«
    »Ist das auch so ein Lehrerding?«
    »Vermutlich.«
    »Was soll ich tun?«
    »Bieg nach links ab und fahr einmal um den Block herum. So müssten wir in der Gegenrichtung wieder auf den Venice Boulevard kommen.«
    Als die Ampel auf Grün schaltete, fuhr Toby nach links. Sie kamen in eine Wohnstraße mit Ein- und Mehrfamilienhäusern und hohen Bäumen mit mächtigen, vom Wind gepeitschten Kronen.
    Toby bremste ab und sagte: »Warum wende ich nicht einfach hier?«
    »Gute Idee.«
    Obwohl auf der ganzen Straße kein anderes Fahrzeug zu sehen war, fuhr er langsam an der ersten Auffahrt vorbei. Sie war breit und hell erleuchtet. Als er noch zwei weitere ignorierte, fragte sich Sherry, ob er es sich anders überlegt hatte und nun doch den Block umrunden wollte.
    Aber dann zog er auf einmal das Lenkrad nach links und fuhr quer über die Straße in die Einfahrt zu einem kleinen, weiß verputzten Haus. Die Einfahrt war schmal und dunkel, und auf der Fahrerseite stand eine dichte Hecke.
    Toby schaltete die Scheinwerfer aus.
    Und dann den Motor.

9
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    »Was machst du denn?«, fragte Sherry.
    Hatte sie etwas nicht mitgekriegt? Er sollte doch wenden, nicht den Motor abstellen.
    Toby drehte sich hinüber zu ihr, aber in der Einfahrt war es so dunkel, dass sie nur seine Umrisse erahnen konnte. Sein Gesicht war ein dunkles, von struppigen Haaren umrahmtes Oval ohne Augen, Nase und Mund.
    »Können wir vielleicht einen Augenblick hier sitzen bleiben?«, fragte er. Er klang zögerlich und ein wenig traurig.
    »Was ist denn los?«
    »Nichts.«
    »Toby?«
    »Bitte!«
    »Was hast du denn? Was ist los?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Nun komm schon. Sag es mir.«
    »Ach, es ist bloß … wenn ich Sie jetzt zurückbringe, ist alles vorbei. Vielleicht sehe ich Sie dann nie wieder. Und das will ich nicht.«
    »Hey«, sagte Sherry mit sanfter Stimme. Sie schüttelte den Kopf und legte Toby eine Hand aufs Knie. »Klar sehen wir uns wieder. Wir sind doch jetzt Freunde.«
    »Nein. Sind wir nicht. Ich glaube … dass Sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, wenn diese Nacht erst mal vorüber ist.«
    »Natürlich will ich dann noch was mit dir zu tun haben.« Sie drückte sein Knie.
    »Nein, bestimmt nicht. Soll ich Ihnen sagen, was passieren wird? Sie werden herausfinden, dass ich sie wegen Duane angelogen habe, und dann werden Sie böse auf mich und …«
    »Was meinst du mit ›angelogen wegen Duane‹?«
    »Na ja … ich habe gar nicht gesehen, wie er mit einem Typen weggegangen ist.«
    »Wie bitte?«
    »Der Schwule im Netzhemd, von dem ich Ihnen erzählt habe. Ich habe ihn erfunden.«
    »Du hast ihn erfunden?«
    »Ja. Tut mir Leid.« Er seufzte. »Ich habe irgendwie gedacht … wenn … wenn ich Ihnen erzähle, Duane wäre mit einem anderen Mann weggegangen, dass Sie sich dann von mir herumfahren lassen und nach ihm suchen.«
    »Das ist nicht dein Ernst«, sagte Sherry.
    »Tut mir Leid. Ich weiß, es war dumm von mir.«
    Sherry bemerkte, dass ihre Hand noch immer auf seinem Knie lag. Sie zog sie fort. »Du hast mich die ganze Zeit über angelogen?«
    »So ziemlich.«
    »Hast du denn Duane überhaupt gesehen?«
    »Ja, habe ich.«
    »Und was war los mit ihm? Wenn er nicht mit

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