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Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Hause und fragt sich, wo ich wohl stecke.«
    »Dann sollten wir mal aufbrechen«, sagte Toby.
    »Du kannst gerne noch in Ruhe …«
    Toby stopfte den Rest des Tacos in seinen Mund und wischte sich mit einer Papierserviette die vorgewölbten Lippen ab. Dann nahm er seinen Pappbecher und stand auf.
    Sherry forderte ihn mit einer Handbewegung auf, sich wieder zu setzen. »Ganz ruhig. So eilig habe ich es nun auch wieder nicht.«
    Toby setzte sich wieder.
    Sherry fragte sich, ob sie ebenfalls auf die Toilette gehen sollte. Sie verspürte das Bedürfnis, aber es war nicht dringend.
    Ich warte lieber noch ein Weilchen. Wenn hier auf dem Herrenklo ein nacktes Mädchen über die Männer herfällt, wer weiß, was dann auf der Damentoilette alles los ist.
    Sie sah sich nach dem grauhaarigen Mann um, der sie vorhin so intensiv angestarrt hatte.
    Er saß nicht mehr an seinem Tisch.
    Auch sonst konnte sie ihn nirgends entdecken.
    Vielleicht ist er gegangen.
    Vielleicht wartet er auf der Toilette auf mich.
    Da kann er lange warten, dachte sie.
    Toby, der inzwischen seinen Taco aufgegessen hatte, trank nun seine Pepsi leer. Bald machte der Strohhalm am Boden des Bechers gurgelnde Geräusche. »Ich bin so weit«, sagte Toby.
    Auf dem Weg nach draußen sah Sherry, dass das junge Liebespaar noch immer an seinem Tisch saß. Die beiden hielten sich an den Händen, und der Junge sah dem Mädchen tief in die Augen.
    Tief, suchend, aufrichtig.
    Aufrichtig daran interessiert, sie flachzulegen, dachte Sherry.
    Das kann man ihm nicht verübeln, sagte sie sich.
    Ich hoffe nur, dass seine verliebten Blicke nicht nur Show sind.
    Sie warf ihren Abfall in einen Müllbehälter am Ausgang und folgte Toby dann nach draußen. Ein Windstoß erfasste sie und brachte sie ins Stolpern, und um ein Haar hätte sie das Gleichgewicht verloren. Toby machte einen Schritt auf sie zu, legte ihr einen Arm um die Hüfte und hielt sie fest. »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Ja, danke. Alles bestens.«
    »Ich helfe Ihnen.« Den Arm noch immer um sie gelegt, die Hand knapp unterhalb ihrer Achsel, führte er sie über den Parkplatz. Erst als sie bei seinem Wagen angelangt waren, ließ er sie wieder los und schloss die Beifahrertür auf. Als sie einstieg, legte er ihr eine Hand auf die Schulter. Dann schloss er hinter ihr die Tür.
    Froh, aus dem Wind heraus zu sein, stellte Sherry ihre Handtasche vor sich auf den Boden und legte den Sicherheitsgurt an.
    Toby eilte zur anderen Seite. »Ganz schön stürmisch da draußen«, sagte er und ließ sich auf den Fahrersitz fallen.
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Hey, danke für die Tacos und die Pepsi.«
    »Danke, dass du mir geholfen hast, Duane zu suchen.«
    »Gern geschehen.« Er schnallte sich an, ließ den Motor an und schaltete die Scheinwerfer ein. »Wissen Sie was? Vielleicht stimmt es ja, was man über diesen Santa-Ana-Wind sagt.« Er fuhr von dem Parkplatz herunter. »Sie wissen schon - dass er die Leute verrückt macht.«
    »Würde mich nicht wundern«, sagte Sherry.
    »Vielleicht war deshalb das nackte Mädchen auf der Herrentoilette.«
    »Stimmt«, sagte Sherry. »Vielleicht hat ihr ja der Wind die Kleider weggeweht.«
    Toby sah sie an und lächelte. »Genau.«
    »Und der Wind ist auch der Grund, weshalb sie so wild aufs Blasen ist.«
    Toby lachte. »Wie der Wind!«
    »Genau.«
    Toby hielt kopfschüttelnd an der Ausfahrt. »Gut möglich, dass der Wind sie so verrückt gemacht hat, dass sie so was tut«, sagte er.
    »Könnte sein.«
    Toby ließ ein paar Autos vorbeifahren und bog dann nach rechts auf den Venice Boulevard.
    In Richtung Meer.
    Obwohl er wegen einer Leitplanke in der Mitte der Stra ße nicht anders fahren konnte, erinnerte ihn Sherry: »Wir müssen in die andere Richtung.«
    »Ich weiß. Bestimmt kommt gleich eine Stelle, an der ich wenden kann.«
    Sherry nickte. »Eigentlich könntest du mich zum Speed-D-Mart zurückbringen.«
    »Was wollen Sie denn da?«
    »Nachsehen, ob der Lieferwagen noch dort ist.«
    »Und wenn er dort ist, was machen Sie dann?«
    Sie überlegte kurz und sagte dann: »Keine Ahnung. Ich habe es noch nie erlebt, dass … jemand verschwunden ist. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wenn er überhaupt nicht wieder auftaucht, werde ich wohl irgendwann zur Polizei gehen müssen. Aber nur, wenn wirklich alle Stricke reißen. Ich weiß ja nicht, was mit ihm los ist, und will ihn nicht in Schwierigkeiten bringen.« Sie lachte schnaubend. »Du siehst, ich stecke in einer

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