Rache
»Alles in Ordnung. Er ist wieder da. Dann gehe ich jetzt mal hinauf zu ihm. Ganz herzlichen Dank für Ihre …«
»Vielleicht ist es besser, Sie steigen wieder ein und wir suchen uns einen Parkplatz.«
»Aber das ist doch nicht nötig.«
»Ich darf den Wagen hier nicht stehen lassen. Er versperrt die Einfahrt.«
»Ich kann doch alleine hinaufgehen.«
»Ich würde Sie aber lieber begleiten und nachsehen, ob wirklich alles in Ordnung ist.« Er klopfte mit der flachen Hand auf den Beifahrersitz. »Nun kommen Sie schon. Wir stellen den Wagen ab, und dann bringe ich Sie bis vor Duanes Wohnungstür.«
»Wenn Sie meinen …«, sagte Sherry. »Aber ich glaube nicht, dass es nötig ist.«
»Man kann nie vorsichtig genug sein.«
Sherry stieg ein und zog die Tür zu.
»Danke«, sagte Jim. Er setzte zurück und fuhr weiter die Straße entlang.
»Haben Sie eigentlich vor, auch in Zukunft meinen Leibwächter zuspielen?«, fragte Sherry.
»Um eine Zukunft zu haben, müssen Sie erst mal diese Nacht überleben.«
Er fuhr langsam die Straße entlang und blickte sich nach beiden Seiten um.
»Ist nicht leicht, hier einen freien Parkplatz zu finden«, sagte Sherry. »Zu viele Wohnhäuser ohne eigene Stellplätze.«
»Wir finden schon einen«, sagte Jim, während er vorsichtig über eine Kreuzung fuhr. Einen halben Block weiter fügte er hinzu: »Früher oder später.«
»Wenn das so weiter geht, sind wir bald bei mir «, sagte Sherry.
»Soll ich Sie lieber dorthin bringen?«
»Ganz so nahe ist es nun auch wieder nicht. In Wirklichkeit sind es schon noch ein paar Meilen.«
»Kein Problem. Wenn Sie wollen, fahre ich sie hin.«
»Aber dort wartet vielleicht Toby auf mich.«
»Kann sein. Aber ich bringe Sie ins Haus und …«
»Ich möchte heute Nacht lieber nichts mehr mit ihm zu tun haben. Am liebsten hätte ich nie mehr etwas ihm zu tun.«
»Mit dem werde ich schon fertig.«
»Oder er mit Ihnen. Ich habe für heute schon genug Aufregung gehabt. Ich denke, ich kann heute Nacht bei Duane bleiben, selbst wenn er …« Auf einmal sah sie Duane vor sich, wie er hinten in seinem Lieferwagen auf einer anderen Frau lag. Beide waren nackt, und die Frau keuchte lustvoll, während er sie stieß. »Er wird mich schon nicht rausschmeißen, was immer er auch getan hat. Morgen suche ich mir dann jemanden, der in meiner Wohnung die Schlösser auswechselt.«
»Endlich ein Parkplatz«, sagte Jim und stellte den Wagen in einer Lücke zwischen zwei Einfahrten ab. »Aber wir müssen leider ein ganzes Stück zu Fuß gehen.«
»Kein Problem.« Sherry öffnete die Tür. Kaum war sie ausgestiegen, fuhr ihr der Wind unter den Rock und blies ihn hoch, sodass sie die Bluse loslassen musste, um ihn wieder nach unten zu ziehen. Prompt fuhr ihr ein Windstoß unter die Bluse. Er riss den letzten Knopf ab und hätte ihr das flatternde Kleidungsstück fast ausgezogen, wenn sie nicht im letzten Augenblick danach gegriffen und es sich wieder über die Schultern gezogen hätte.
Ein Blick nach hinten zeigte ihr, dass Jim mit gegen den Wind gesenktem Kopf um den Wagen herumgegangen war und es vermutlich gar nicht mitbekommen hatte, dass der Sturm sie fast entkleidet hätte.
Hastig steckte sie die Zipfel der Bluse zurück in den Rockbund.
»Ganz schön stürmisch heute Nacht!«, rief sie nach hinten zu Jim.
Er schüttelte lächelnd den Kopf, wobei der Wind ihm die Haare wie wirres Gestrüpp in die Luft blies. Sherry ging über den Grünstreifen, dessen Gras sich unter der nackten Sohle ihres rechten Fußes weich und warm anfühlte, hinüber auf den Gehsteig. Hier war der Untergrund zwar harter, rauer Beton, aber wenigstens musste Sherry hier keine Angst haben, in eine Glasscherbe oder Hundekot zu treten.
Jim trat auf sie zu. »Ich habe ganz vergessen, dass Sie einen Schuh verloren haben«, sagte er mit lauter Stimme, um das Heulen und Stöhnen des Windes zu übertönen.
»Kein Problem«, sagte Sherry.
»Sind Sie sicher? Oder sollen wir lieber mit dem Auto fahren? Vielleicht kann ich es ja doch in Duanes Einfahrt abstellen. Wenn ich daran gedacht hätte, dass Sie halb barfuß sind …«
»Nein, das ist nicht so schlimm. Außerdem ist es wirklich nicht weit.«
»Soll ich Ihnen einen von meinen Schuhen geben?«, fragte er.
Sherry blickte hinab auf Jims Füße. Er trug knöchelhohe Treckingstiefel. Ziemliche Kaliber. »Was haben Sie für eine Größe? Siebzig?«
»Einundfünfzig.«
»Da passe ich ja dreimal hinein. Aber danke für das
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