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Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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nicht heraus.
    Hatte sie den ersten Satz wirklich gesagt?
    Das musste sie wohl. Und Toby musste ihn gehört haben, denn seine Hand hörte schlagartig auf, ihre Brust zu befummeln.
    Sie hatte nicht geplant , so etwas zu sagen, hatte es einfach ohne lange nachzudenken herausgegrummelt. Offenbar war ihr Hirn doch noch nicht völlig kaputt.
    Gut gemacht, lobte sie sich.
    Gib ihm was, woran er zu kauen hat.
    »Das kann doch nicht sein«, sagte er. »Wieso musste sonst Duane los und Gummis kaufen? Ich wette, du hast ihn geschickt …«
    »Wollte nicht … dass er … es kriegt.«
    »Unsinn.«
    »Du hättest … mich … in Ruhe … lassen sollen. Jetzt musst du … sterben.«
    »Fick dich ins Knie.«
    » Du hast mich gefickt . Und du hast … mich gebissen.«
    Toby rutschte erschrocken weg von ihr, stützte sich mit dem Ellenbogen auf und starrte sie an.
    »Du hast Blut im Mund. Mein Blut. Jetzt hast du Aids.«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Doch.«
    »Du verlogenes Luder.«
    »Tut mir Leid.«
    »Nimm das zurück.«
    »Es tut mir nicht Leid.«
    »Sag, dass das eine Lüge war.«
    »Kann ich nicht.«
    »Du bist schon so gut wie tot.«
    »Du auch.«
    Er holte aus und schlug ihr mit der rechten Faust so fest gegen den Kopf, dass Sherry die Spucke aus dem Mund geschleudert wurde.
    Dann kletterte er auf sie.
    »Sag, dass es eine Lüge war!«, schrie er.
    Sherry konnte überhaupt nichts mehr sagen.
    Schreien konnte sie noch, aber als sie das herausfand, hatte Toby bereits ein Kissen über ihr Gesicht gelegt.

27
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    Eine Stunde vor Anbruch der Dämmerung brachte Toby den Lieferwagen an einem unbebauten Stück des Mulholland Drive zum Stehen und blickte hinab auf das orangefarbene Glühen der Brände in Malibu. Sie waren sehr weit entfernt und würden wohl längst gelöscht sein, bevor sie bis hierher vordringen konnten.
    Und falls sie es in den nächsten Tagen doch schaffen sollten, umso besser.
    Nirgends war ein Fahrzeug zu sehen.
    Toby öffnete die hinteren Türen des Lieferwagens, beugte sich hinein und zerrte ein in eine Decke gewickeltes Bündel heraus.
    Mit Mühe wuchtete er es sich auf die Schulter.
    Unter der Last schwankend stapfte er an den Straßenrand und blieb dicht vor der Leitplanke stehen.
    Unter ihm lag das Lichtermeer von Los Angeles ausgebreitet.
    Toby hob das Bündel über die Leitplanke und ließ es hinunterfallen.
    Er beugte sich über die Leitplanke. Weil die Decke etwas dunkler war als das Gestrüpp, das an dem steilen Abhang wuchs, glaubte er sehen zu können, wie das Bündel auf dem Boden aufschlug und rasch nach unten rollte.
    Bald war es nur noch ein undeutlicher, schwarzer Fleck im Dämmerlicht, der rasch seine Form veränderte.
    Erst wurde er größer.
    Das musste die Decke sein, die aufging und sich entrollte.
    Und dann erschien Sherry in der Dunkelheit.
    Ihr wunderschöner, blasser Körper ließ die Decke hinter sich und purzelte, sich immer schneller überschlagend, in wilden Drehungen auf die Sohle des Abgrunds zu.

28
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    »Sid, Sid, wach auf!« Dawn rüttelte ihn an der Schulter.
    Sid rollte sich auf den Rücken, hob den Kopf und blinzelte sie an. Sie machte ein besorgtes Gesicht.
    »Da ist jemand an der Tür.«
    »Was?«
    »Jemand klingelt ständig.«
    »Wer denn?«
    »Keine Ahnung. Irgendjemand. Aber es läutet schon eine ganze Weile.«
    Die Türglocke schellte.
    »Hörst du’s?«
    »Mist«, brummte Sid. Er drehte den Kopf auf die andere Seite und schaute auf die Uhr auf dem Nachtkästchen.
    6:50.
    »Mist«, sagte er noch einmal.
    Die Glocke schellte abermals.
    »Willst du nicht nachsehen, wer es ist?«, fragte Dawn.
    »Und ob ich das will.« Sid schlug die Bettdecke zurück, stand auf und schnappte sich den seidenen blauen Morgenmantel seines Vaters, der vor dem Bett auf dem Boden lag.
    Als er ihn sich überstreifte, läutete es schon wieder an der Tür.
    »Glaubst du, dass was passiert ist?«, fragte Dawn.
    »Keine Ahnung. Aber das werden wir gleich sehen.«
    »Soll ich mich vielleicht … verstecken oder so was?«
    Sid wirbelte herum und wollte ihr eigentlich einen bösen Blick zuwerfen. Als er aber die nackte Dawn sah, wie sie auf die Ellenbogen gestützt unter der weißen, halb aufgeschlagenen Decke lag, schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht. »Du brauchst dich nicht zu verstecken«, sagte er.
    »Aber wenn uns jemand ans Leder will?«
    Tief in seinem Inneren verspürte Sid auf einmal ein Frösteln. »Es gibt keinen Grund, aber wenn du unbedingt willst, dann versteck

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