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Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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zu zittern schien, gelang es Sherry, auch den zweiten Fuß aufs Fensterbrett zu bekommen. Der Vorhang wehte ihr nun direkt ins Gesicht.
    In dem dunklen Schlafzimmer konnte sie ohnehin kaum etwas erkennen, aber der Vorhang versperrte ihr vollends die Sicht.
    Als sie versuchte, ihn mit der linken Hand wegzuschieben, verlor sie das Gleichgewicht.
    Und fiel, mit der linken Schulter voran, nach unten in die Dunkelheit.
    Toby packte sie noch am Rocksaum und hätte damit fast ihren Fall aufgehalten, aber mit einem scharfen Ruck zerriss der Stoff, und Sherry landete auf dem schmalen Streifen zwischen Bettkante und Schreibtisch auf dem Boden.
    Obwohl sie mit beiden Händen versuchte, den Aufprall abzufangen, schlug sie mit dem Kopf auf die Dielen. Einen Augenblick lang fühlte sie sich, als hätte sie jemand kopfüber an die Wand gelehnt, aber dann kippte sie langsam zur Seite, sodass auch Beine und Oberkörper nach unten fielen.
    Mist!
    Nur weil Sherry die Knie anzog und einen Buckel machte, klatschte sie nicht wie ein Sack zu Boden sondern schaffte es, in eine sitzende Position abzurollen.
    Als sie sich umdrehte sah sie, wie sich Toby hinter dem jetzt wieder ins Zimmer wehenden Vorhang auf das Fensterbrett hochstemmte. Weil sein Körper den Wind abhielt, sank der Vorhang langsam herab auf ihn.
    Sherry rappelte sich hoch und stolperte auf das dunkle Rechteck der offenen Schlafzimmertür zu. Im Flur drehte sie sich nach rechts und rannte in Richtung Wohnzimmer.
    Hinter sich hörte sie einen dumpfen Schlag. Tobys Aufprall auf dem Boden?
    Die Leute unter mir müssen glauben, ich …
    Nein, die sind doch vor ein paar Tagen ausgezogen. Unter mir ist niemand.
    »Sherry?« T obys Stimme war ein raues Flüstern. »Sherry!«
    Dann hörte sie seine Schritte.
    Da kommt er schon!
    Nach der tiefen Dunkelheit des Flures kam ihr das Wohnzimmer fast hell vor. Der vom Mondlicht beschienene Vorhang vor dem Panoramafenster erschien ihr wie eine schwach leuchtende Wand, die graues Dämmerlicht auf Sofa und Couchtisch warf.
    Der Bereich um die Eingangstür aber lag im Dunklen, und das Bücherregal dort konnte sie überhaupt nicht sehen.
    Trotzdem rannte sie am Couchtisch vorbei darauf zu.
    Toby klang so nahe, als wäre er bereits im Wohnzimmer.
    Sherry warf sich gegen die Tür und tastete an ihrem Rahmen vorbei nach dem Lichtschalter. Sofort war der Raum in Licht getaucht. Sie hörte, wie Toby heranschnaufte, aber sie schaute nicht in seine Richtung.
    Sie schaute auf das Bücherregal. Der Platz am Ende des mittleren Regalbretts, wo sie ihre Pistole hingelegt hatte, war leer.
    Nein!
    Während Toby von hinten auf sie zustampfte, ließ sie die Blicke rasend schnell über das Regal schweifen.
    Sie musste doch da sein!
    Und dann fiel ihr auf einmal Duane ein.
    Als Duane sie früh am Abend abgeholt hatte, war Sherry noch nicht ganz fertig gewesen und hatte ihn ein paar Minuten lang im Wohnzimmer allein gelassen. Als sie schließlich aus dem Badezimmer gekommen war, hatte er ihr die Pistole gezeigt und gesagt: »So etwas sollte man nicht offen herumliegen lassen, Sherry. Eigentlich wäre es besser, du hättest dieses Ding überhaupt nicht, aber das ist ein anderes Thema. Was ist denn, wenn ein Kind hereinkommt und …«
    »Aber hier kommen keine Kinder rein.«
    »Du solltest die Waffe wenigstens verstecken.« Mit diesen Worten hatte Duane ein paar Bücher aus dem obersten Regal gezogen, die Pistole dahinter gelegt und dann die Bücher wieder zurückgestellt.
    »Jetzt kann wenigstens nicht irgendein Besuch von dir damit in der Gegend herumballern«, hatte er selbstzufrieden gesagt.
    Sherry, die den Abend nicht mit einem Streit beginnen wollte, hatte genickt und lächelnd erwidert: »Gute Idee.« Sie würde ja ohnehin nicht in der Wohnung sein.
    Und wenn ich wieder zurück bin, hole ich sie gleich als Erstes wieder heraus.
    Jetzt griff Sherry mit beiden Händen hinauf ins oberste Regal und riss so hastig die Bücher heraus, dass sie ihr ins Gesicht und auf Brust und Schultern fielen.
    Dann spürte sie, wie sich Fingernägel in ihren Nacken gruben und sie brutal nach hinten gerissen wurde. Toby schleuderte sie vom Regal weg nach rechts, wo sie über eine Ecke des Sofas hinweg auf den Couchtisch stürzte und über ihn hinwegschlitternd zu Boden fiel.
    Sherry versuchte, den Kopf zu heben, aber sie fand die Kraft nicht dazu.
    Was macht er denn?
    Kurze Zeit später wurde der Couchtisch beiseite geschoben, und Toby baute sich vor ihr auf. Er stand auf dem

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