Rache
versteckt.«
Mom drehte sich um und blickte Brenda stirnrunzelnd an.
»Und jetzt die gute Nachricht: Bis jetzt hat Sherry noch nicht mit ihm geschlafen. Anscheinend ist dieser Ausschlag furchtbar ansteckend. Sie kann ihn deshalb nicht einmal anfassen .«
Mom sagte: »Ich will mal hoffen, dass du dir das ausgedacht hast, junges Fräulein.«
»Nö. Er hat den Ausschlag von den alten Büchern. In letzter Zeit ist er so schlimm geworden, dass Duane keine Kleider mehr tragen kann. Und so rennt er mit all diesen eitrigen Stellen am Körper den ganzen Tag lang splitterfasernackt durch die Wohnung, und Sherry bleibt bei ihm und leistet ihm Gesellschaft. Aber sie muss ständig aufpassen, dass sie ihn nicht berührt und nicht auf die eitrige Schleimspur tritt, die dieser Typ wie eine Schnecke hinter sich herzieht. Und wenn er sich hinsetzt , dann …«
»Jetzt reicht’s, Brenda«, sagte Dad. »Deine Mutter und ich wollen in ein paar Minuten frühstücken.«
»Ach ja, richtig. Tut mir Leid.«
»Hat Duane denn wirklich Probleme?«, fragte Mom.
»Woher soll ich das wissen? Ich habe ihn noch nie gesehen, und allzu viel hat mir Sherry über ihn nicht erzählt. Aber ich glaube nicht, dass sie in ihn verliebt ist. Wisst ihr was? Ich wette einen Dollar, dass die beiden es noch nicht einmal gemacht haben. Ich denke, Sherry muss einen Typen lieben, um so was mit ihm zu tun.«
»Das möchte ich auch hoffen«, sagte Mom.
»Und außerdem weiß ich zufällig, dass sie panische Angst vor Aids hat.«
»Du hoffentlich auch, junges Fräulein.«
»Na klar. Bevor ich einen drüberlasse, muss er mir sein Gesundheitszeugnis zeigen.«
»Brenda!«, rief Mom aus.
Brenda lachte.
»Du hast echt das Zeug zur Komödiantin«, sagte Dad.
»Ich gebe mir Mühe.«
»Zu viel, wie mir scheint«, sagte Mom.
»Ach was.«
»Hast du denn einen Freund, von dem wir nichts wissen?«, fragte Dad.
»Wer, ich?«
»Ja, du.«
»Nein. Außer, ich weiß auch nichts von ihm. Und wenn, dann bete ich zu Gott, dass ich ihn nicht mal kenne , denn ehrlich gesagt sind alle Typen in meiner Bekanntschaft entweder Knallköpfe oder Volltrottel.«
»So mag ich mein Töchterlein«, sagte Dad.
»Dich mit eingeschlossen.«
Er lachte laut auf.
30
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Es war ein toller Morgen, sonnig und windig und schulfrei.
Und ganz allein im Haus.
Petes Eltern waren übers Wochenende nach Palm Springs zum Golfspielen gefahren, sodass er bis Sonntagabend sturmfreie Bude hatte.
Freiheit.
Ausgestreckt auf dem Bett liegend faltete Pete die Hände hinter dem Kopf und lächelte. Durch das geöffnete Fenster über ihm wehte der Wind herein und blähte den Vorhang bis hinauf an die Zimmerdecke, sodass das Sonnenlicht direkt auf Pete fiel. Die Sonne war warm, und der Wind strich sanft über seinen Körper.
Wie die laszive Liebkosung einer Frau.
Das ist ziemlich gut, dachte Pete.
Aber nur, wenn ich schwülstigen Mist schreiben will.
Trotzdem passten die Worte Liebkosung und lasziv irgendwie zueinander.
Ein Stabreim.
Weil die Kombination seiner Meinung nach festhaltenswert war, stieg er aus dem Bett und ging hinüber zu seinem Schreibtisch. Aus einer Schublade nahm er ein spiralgebundenes Heft, auf dessen Einband mit dickem Marker geschrieben stand: GRÜBELEIEN UND ANDERER UNSINN, Band 1. Er schlug es auf, überblätterte ein gutes Dutzend Seiten, bis er eine leere fand, und schrieb dann mit Kugelschreiber hinein: »Der Sommerwind war wie die laszive Liebkosung einer schönen Frau.«
Die Liebkosung eines lasziven Luders.
Vom Stabreim her war das noch besser, aber Pete entschloss sich, es doch nicht hinzuschreiben. Niemand konnte wissen, wem das Heft vielleicht noch in die Hände fiel. Vielleicht seiner Mom oder seinem Dad. Zum Beispiel wenn er erschossen oder von einem Auto überfahren wurde oder wegen einer Gehirnblutung plötzlich tot umfiel.
Möglicherweise las ja seine Freundin eines Tages seine Aufzeichnungen - falls er jemals eine haben würde.
Oder seine Frau.
Oder sein Biograf.
Den bekam man noch viel schwieriger als Freundin oder Frau.
So was kann man nicht im Voraus wissen, sagte sich Pete. Und deshalb schreibt man besser nicht so Zeug, das einen später wie einen Idioten oder einen Perversen aussehen lässt.
Scheiß drauf, dachte er sich.
Er schrieb: »Lachend liebkoste das laszive Luder seine prallen Brüste.«
Stabreim oder nicht, das war zu viel.
Und bei näherer Betrachtung war »lasziv« ein lausiges Wort.
Pete strich es durch. Auch »das Luder«
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