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Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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sich. Bestimmt hat sie Kopfweh.
    Aber vielleicht ist das keine so gute Idee. So zerschunden wie sie ist, ist ein blutverdünnendes Mittel vielleicht nicht das Richtige für sie.
    Und wie wäre es mit Paracetamol?
    Vergiss es, sagte er sich. Bring ihr einfach das Wasser und …
    Und was?
    Etwas zum Anziehen.
    Jeff wird das bestimmt nicht gefallen.
    Mir gefällt es auch nicht.
    Aber was wird sie wohl von mir denken, wenn ich ihr nicht wenigstens ein Bettlaken bringe, in das sie sich einwickeln kann?
    Da braucht man nicht lange zu überlegen, dachte Pete, während er aus der Küche in den Flur trat. Wenn ich ihr nichts zum Anziehen mitbringe, stehe ich total beschissen da.
    Aber was nehme ich?
    Das Zeug wird bestimmt ganz blutig.
    Ein Laken? Ein Handtuch? Irgendwas von Moms alten Kleidern?
    Aber ich kann doch nicht Moms Kleiderschrank durchwühlen.
    Und wie wäre es mit meinen Sachen?
    Ich könnte ihr doch eine Badehose von mir geben.
    Pete hatte in seiner Kommode eine Schublade voller alter Badehosen, aber die waren alle viel zu groß für sie.
    Umso besser. Dann rutschen sie ihr herunter.
    Und außerdem hätte sie kein Oberteil.
    Noch besser.
    Ich bringe ihr einfach eine große, weit geschnittene Badehose mit, dachte Pete. Dann sieht es so aus, als hätte ich mir Mühe gegeben. Aber dann fiel ihm ein, dass sie im Gästezimmer ja jede Menge Schwimmsachen hatten. Für Freunde und Gäste, die spontan in den Pool springen wollten, hatten Mom und Dad mit der Zeit eine ganze Reihe von Badeanzügen und -hosen in verschiedenen Größen angeschafft.
    Aber davon kann sie ja nichts wissen. Ich könnte ihr also immer noch eine meiner Badehosen bringen.
    Aber das wäre ein fieser Trick.
    Außerdem wusste Pete, dass unter den Badesachen ein paar wirklich heiße Teile waren. Besonders der schwarze String-Bikini, den Harriet Hanson immer anzog, wenn sie zum Schwimmen kam, war rattenscharf.
    Harriet jedenfalls sah echt toll drin aus.
    Pete eilte ins Gästezimmer, stellte das Glas mit den Eiswürfeln auf die Kommode und zog eine Schublade heraus.
    Sekunden später hatte er den Bikini gefunden.
    Er hielt ihn in die Höhe und betrachtete die dünnen Bänder und die winzigen Dreiecke aus schwarzem Stoff.
    Was wird sie wohl denken, wenn ich ihr den gebe?
    Ich sage einfach, dass ich nichts anderes habe.
    Und außerdem: Je weniger Stoff mit ihren Verletzungen in Berührung kam, desto besser.
    Pete schob die Schublade wieder zu. Mit dem Glas in der einen und dem Bikini in der anderen Hand eilte er zurück ins Wohnzimmer und durch die noch immer offen stehende Schiebetür hinaus auf die Terrasse. Als er um den Pool herumlief, klirrten die Eiswürfel im Glas.
    Am anderen Ende des Beckens stellte er das Glas auf dem immer noch auf der Mauerkrone liegenden Hemingway-Roman ab, stopfte sich den Bikini in den Bund seiner Badehose und zog sich nach oben.
    Mit durchgedrückten Ellenbogen auf den Rand der Mauer gestemmt, spürte er die harte Kante der Schlackesteine an seinem Unterleib und starrte hinunter auf die andere Seite.
    Die Frau stand jetzt nicht mehr auf allen vieren, sondern saß mit gesenktem Kopf und im Schoß gefalteten Händen im Schneidersitz vor Jeff, der sie mit einem breiten, feinen Strahl aus dem Schlauch abbrauste.
    Er sollte sich doch nicht von der Stelle rühren.
    Pete spürte, wie Ärger in ihm hochstieg, aber dann sah er den feinen Regenbogen, der vor dem Körper der Frau in der Luft hing und sie mit einer Aura reiner, leuchtender Farben umgab.
    Pete konnte sich nicht bewegen.
    Er konnte nur die Frau anstarren.
    Sie sah magisch aus.
    Übernatürlich.
    Großer Gott, dachte er, während er sie voller Ehrfurcht und Staunen ansah.
    Nie wieder werde ich so etwas Schönes sehen.
    Und bei diesem Gedanken verflog auf einmal der Zauber, obwohl die Frau weiterhin unter ihrem zarten Regenbogen saß. Der Verlust tat Pete innerlich weh.
    Er wusste, dass er sich sein Leben lang daran erinnern würde, wie sie ausgesehen und was für ein Gefühl ein paar kurze, wunderbare Augenblicke lang in ihm aufgekeimt war. Er wusste, dass er darüber schreiben musste. Und dass er keine Chance hatte, es richtig hinzubekommen.
    Wie konnte man einen Leser diese intensiven Regenbogenfarben sehen lassen? Wie die hinter diesem feinen Schleier sitzende Frau mit dem jungenhaft kurz geschnittenen, klatschnass am Kopf klebenden Haar und der blassen, im Sonnenlicht glitzernden Haut?
    Das kann man nicht in Worte fassen.
    Ebenso wenig wie ihr Strahlen, ihre lädierte

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