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Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Sie ließ sich, ganz korrekt und sehr erwachsen, die Ausweise zeigen, strubbelte sich durch die blonden Haare und wies den Männern den Weg ins Wohnzimmer.
    »Dann kannst du dir sicher auch denken, warum wir bei dir sind«, stellte Peter Nachtigall fest. Lauras Augen füllten sich unvermittelt mit Tränen. Die Nase in dem schmalen Gesicht verfärbte sich tiefrot und das Mädchen fummelte nervös ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche.
    »Ich war ihre beste Freundin.« Umständlich putzte sie sich die Nase und nickte dann den beiden Herren, die sie auf die Couch bugsiert hatte, tapfer zu.
    »Wann hast du Anna gestern zuletzt gesehen?«
    »Wir waren natürlich in der Schule zusammen und dann kam sie mit zu mir. Wir hatten so unglaublich viele Hausaufgaben zu machen, dass gar keine Zeit für anderes blieb. Anna«, sie schluckte, fing sich aber wieder. »Anna war bis ungefähr halb sechs hier. Sie wollte die Bahn um kurz nach sechs kriegen, damit sie schnell noch duschen konnte, bevor sie sich mit Jens treffen wollte. Wir haben an dem Referat für Geschichte gearbeitet. Die Vokabeln wollte sie nochmals unter der Dusche üben.«
    »Meinst du, sie hat die Bahn auch noch bekommen?« Behutsam tastete Peter Nachtigall sich vorwärts.
    »Klar. Ich hab sie noch bis zur Spree – Galerie begleitet. Auf dem Weg zur Haltestelle rief dann ihr Freund an und sagte die Verabredung für den Abend ab. Er hätte eine betriebliche Konferenz oder so was in der Art. Anna war ziemlich enttäuscht. Aber sie hat zu ihm gesagt, es sei nicht so schlimm, sie müsse ja auch noch die Gedichtinterpretation für Deutsch schreiben und er versprach, sie später am Abend noch mal anzurufen. Na, ja – dann stieg sie in die Bahn ein und ich wartete, bis sie losfuhr. Ich hab ihr noch nachgewunken und ihr für die Arbeit an der Interpretation viel Spaß gewünscht. Auf dem Rückweg bin ich noch schnell in den Drogeriemarkt gegangen, um mir Stylinggel zu besorgen. Gegen Viertel vor sieben war ich wieder hier. Da muss Anna längst schon am Badesee gewesen sein«, Laura schniefte.
    »Sie wollte sich also nicht mehr mit ihrem Freund treffen. Kam das öfter vor, dass er Verabredungen abgesagt hat?«
    »Ja, eigentlich sogar ganz schön oft. Aber er muss eben tun, was sein Vater von ihm verlangt. Der ist schließlich der große Boss in der Firma und Jens wird sich hüten, sich mit ihm anzulegen.«
    »War Anna Magdalena dann auch schon mal so richtig verärgert?« Peter Nachtigall beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Oberschenkeln ab. Jetzt kamen sie langsam zum Punkt!
    »Klar war sie manchmal sauer. Aber sie hat das ihm gegenüber nie gezeigt. Sie wusste ja, dass er sich seinem Vater unterzuordnen hatte. Und vielleicht hätte der Alte ihn ja gezwungen die Beziehung zu beenden, wenn sie angefangen hätte Stress zu machen. Anna hat das ab und zu mal angedeutet.«
    »Gab es noch einen anderen – neben Jens?«
    »Nein, Anna war bis über beide Ohren verliebt! Nie hätte sie den Typen betrogen!«
    »Wir haben aber in ihrer Handtasche ein Päckchen mit Kondomen gefunden. Jens hat ausgesagt, Anna habe die Pille genommen.«
    Laura warf einen gehetzten Blick zur Tür.
    »Hören Sie«, flüsterte sie dann. »Das sind meine. Meine Mutter erlaubt mir nicht mit meinem Freund zu schlafen und die Pille vertrage ich nicht. Da hat Anna das Päckchen für mich verwahrt.«
    Nach einem weiteren ängstlichen Blick fügte sie hinzu: »Meine Mutter stöbert.«
    Nachtigall nickte verständnisvoll und Laura entspannte sich zusehends.
     
    »Hat Anna dir jemals erzählt, dass sie sich von jemandem bedroht fühlte?«
    »Meinen Sie etwa von Jens?«, fragte Laura lauernd zurück.
    »Vielleicht – oder von jemand anderem.«
    »Jens war immer voller Verständnis für Anna und sie hat ihn wirklich geliebt. Sie haben sich niemals gestritten. Er hat auch nicht versucht, ihr Vorschriften zu machen.« Laura betonte jedes Wort überdeutlich. »Mein Freund ist da ganz anders. Der ist ständig eifersüchtig und versucht mir zu verbieten, ohne ihn auszugehen. Manchmal war ich teuflisch neidisch auf Anna. Jens ist eben einfach lieb zu ihr gewesen. Er hat nie hinter ihr herspioniert, er war nie wütend auf sie, hat sie nie angebrüllt. Es war schon eine wirklich tolle Beziehung, die die beiden da hatten. Abgesehen natürlich von den ständigen Einmischungen seines Vaters.«
    »Gut, also nicht von Jens. Aber vielleicht war sie wegen anderer Dinge besorgt? Das würde sie doch mit ihrer besten

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