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Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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konnte.
     
    Zurück im Büro wurden sie schon von Michael Wiener erwartet.
    Wie meistens war er sehr aufgeregt und seine Augen strahlten.
    »Mir könnet vielleicht no heit den Kerl dingfescht mache, der des Mädchen im Wald so verstümmelt hot!«
    »Hat jemand überraschend gestanden? Gibt es ein Bekennerschreiben?«
    »Na los, Michael, ziehen Sie Ihren Täter schon aus der Tasche!«, forderte Peter Nachtigall gutmütig.
    »Dann komme Se doch mol hier rüber«, mit nervösen, hektischen Bewegungen dirigierte er die beiden Kollegen zu seinem PC. Er drückte mehrere Tasten und auf seinem Bildschirm erschien das Foto eines Herrn um die vierzig, mit rundem Kopf, kleinen, dunklen, eng beieinander liegenden Augen, die ihm ein listiges Aussehen gaben, beginnender Glatze und schmalen Lippen. Das Gesicht war pausbäckig, was auch die dunklen Schatten des Dreitagebarts nicht verbergen konnten.
    »Das ist Günter Grabert. Er wurde vor zwölf Jahren wegen Vergewaltigung und Mordes an einer Sechzehnjährigen verurteilt. Der Gutachter hot ihm Unzurechnungsfähigkeit zur Tatzeit b’scheinigt un sah auch eine realistische Wiederholungsg’fahr. So verurteilte ihn des G’richt zur Unterbringung im Maßregelvollzug. Mindestens sechs Jahre sollt er dort bleibe, eine Therapie bekomme und dann sollten regelmäßige Gutachten über den Therapiefortschritt Auskunft gebe. Vor zwei Jahren wurd er entlasse. Das G’richt stützte sich bei seiner Entscheidung auf ein psychologisches Prognosegutachten, das Günter Grabert große Fortschritte b’schtätigte und eine Wiederholungsgefahr nimmer mehr als gegebe ansah.« Stolz präsentierte Michael Wiener das Ergebnis seiner Recherchen und vergaß dabei sein Hochdeutsch.
    Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte er sich der Aufmerksamkeit der beiden Hauptkommissare, dann informierte er, während er das Foto nach oben scrollte: »Und jetzt kommt’s – er wohnt in Cottbus, arbeitet aber in Burg im Reha – Zentrum.«
    »Gute Arbeit, Michael. Sehr gut. Was meinst du Albrecht, wir könnten ihn doch mal vorsichtig befragen? Fragen, wo er zur Tatzeit war. Aber natürlich muss das ganz unauffällig passieren, sonst hetzt die Presse gleich wieder gegen uns.«
    »Und wenn wir ihn nicht überprüfen, wird die Presse auch wieder hetzen – so was kriegen die doch immer schnell spitz und dann fragen sie uns, warum so ein gefährlicher Typ da so unbehelligt wohnen darf. Egal ob er eine »Unbedenklichkeits-Bescheinigung« vorlegen kann oder nicht!«, nörgelte Albrecht Skorubski.
    »Gut Michael. Wir überprüfen den Herrn.« Irgendetwas im Gesichtsausdruck des jungen Mannes ließ Hauptkommissar Nachtigall stutzen. Es war Triumph, stellte er überrascht fest, Triumph und vielleicht eine Spur Arroganz.
    »Das ist noch nicht alles!« Der Kollege hatte seinen Dialekt wieder abgelegt und öffnete mit einem Mausklick ein neues Fenster auf dem Bildschirm. Seine Stimme vibrierte und seine Erregung übertrug sich nun auch auf die Kollegen. Sie starrten gebannt auf den Monitor.
    »Hier in der Zusatzdatei ist sein Vorgehen genauestens beschrieben: Günter Grabert hat seinem Opfer damals in einer Art sexuellem Blutrausch beide Brüste amputiert, sie im BH in den Baum gehängt, unter dem sie gefunden wurde. Die abgeschnittenen Haare des Mädchens verteilte er um die Tote herum. Also ganz ähnlich! Und er schnitt dem Opfer damals den Zeh neben dem großen Zeh am linken Fuß ab.« Gespannt sah er die Kollegen an, denen es die Sprache verschlagen zu haben schien.
    »Na, Mensch!« Albrecht Skorubski machte seiner Überraschung Luft.
    Mit einer großspurigen Geste schlug Michael Wiener eine Akte neben dem Bildschirm auf. »Hier! Im Sectionsbericht steht auch, dass er ihr die zweite Zehe am linken Fuß abgetrennt hat. Kein Irrtum möglich. Das passt doch wirklich wie die Faust aufs Auge!«
    »Prima Arbeit, Michael. Aber das ist natürlich keinesfalls schon ein Beweis. Vielleicht hat jemand die Tat von damals einfach kopiert. – Möglicherweise um sie genau diesem Günter Grabert in die Schuhe zu schieben. Wir sollten ihn ansehen und sein Alibi überprüfen. Zurückhaltend. Und dann brauchen wir natürlich die vollständige Akte aus dem Archiv.« Er wies auf den schmalen Hefter neben dem Monitor. »Das kann ja unmöglich alles sein. – Ach und Michael, prüfen Sie doch genau nach, welche Informationen damals nicht an die Presse weitergegeben wurden«, Hauptkommissar Nachtigall klang skeptisch.
    »Gibt es eigentlich

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