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Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Zeitung und die Post geholt hat«, fasste Michael Wiener die Ergebnisse zusammen.
    »Er ist also – wie man so sagt – gut beleumundet. Was aber natürlich nichts heißen muss«, Skorubski ging auf und ab.
    Peter Nachtigall sah ihm amüsiert dabei zu. Sein Freund hatte vor einiger Zeit ein Buch über Körpersprache geschenkt bekommen und ihm erzählt, dass man sich beim Denken immer von einem Fuß auf den anderen bewegen sollte – also laufen – damit die Gedanken im Fluss bleiben könnten. Offensichtlich ein Selbstversuch, konstatierte Nachtigall schmunzelnd.
    »Hat er noch irgendwelche Nebenjobs?«, fragte er dann.
    Michael Wiener begann in der Akte zu blättern.
    »Darüber steht hier nichts. Wahrscheinlich haben die Kollegen keinen Hinweis auf eine Freizeitbeschäftigung gefunden, sonst hätten sie es vermerkt.«
    »Na, dann fragen wir ihn doch einfach mal danach«, entschlossen erhob sich Hauptkommissar Nachtigall. »Ich hole uns noch schnell einen Kaffee. Albrecht, kannst du ihn schon mal bringen lassen?« Er verschwand, um schnell über Handy Jule zu bitten bei Tante Erna im Heim vorbeizuschauen. Großnichtenpflichten eben!
    Nachtigall seufzte und machte sich auf den Weg zur Kaffeemaschine.
     

14
    Günter Grabert wirkte wesentlich grauer und verhuschter als bei ihrer letzen Begegnung. Seine Augen bewegten sich unstet hin und her, als könnten sie in dem kahlen Raum keinen Fixpunkt finden. Ganz offensichtlich bekam ihm die Untersuchungshaft nicht. Sein fülliger Körper beanspruchte die gesamte Stirnseite des Tisches. Hinter ihm stand Dr. Kowalski, sein Anwalt, und sah misslaunig von einem zum andern.
    Hauptkommissar Nachtigall registrierte, dass sich Schweißperlen auf Günter Graberts Oberlippe gebildet hatten und er ein ums andere Mal mit der Zunge nervös über seine rauen, aufgerissenen Lippen fuhr.
    Er wirkt wie ein eingesperrtes Tier, dachte Peter Nachtigall und setzte sich zu Grabert an den Tisch, während Michael Wiener stehen blieb und unbehaglich von der dicken, grauen Stahltür zu den vergitterten Fenstern des Vernehmungsraumes sah.
    »Sie hatten inzwischen Gelegenheit mit Ihrer Therapeutin sowie mit ihrem Anwalt zu sprechen?«, eröffnete Peter Nachtigall das Verhör.
    Der unförmige Mann nickte trübsinnig. Dr. Kowalski zeigte eine unbewegte Miene.
    »Wir zeichnen unser Gespräch auf Band auf. Da wird es also kaum ausreichen, wenn Sie mit dem Kopf wackeln – Sie werden schon laut und deutlich antworten müssen«, wies der Hauptkommissar den Mann zurecht.
    »Sie sind sich über die Gründe im Klaren, die dazu geführt haben, dass wir Sie zur Einvernahme mitgenommen haben.« Das war keine Frage – es war eine Feststellung und sein Gegenüber sah ihn einen Augenblick verwirrt an, ehe er antwortete.
    »Klar. Sie haben in Ihrem PC nach den alten Akten gestöbert – und siehe da, schon konnten Sie Ihren Badeseemörder präsentieren!«
    »Kannten Sie denn das Opfer – Anna Magdalena Kranz?«
    »Nein, ich denke nicht. Zumindest habe ich den Namen noch nie gehört. – Hören Sie, ich habe mit der Sache nichts zu tun! Ich weiß schon, einmal Sexualstraftäter immer Sexualstraftäter. Aber diesmal irren Sie sich. Ich – habe – niemanden – getötet!« Günter Grabert betonte jedes Wort, als müsse er dafür sorgen, dass Peter Nachtigall ihn auch richtig verstand.
    Mit einer raschen Bewegung schleuderte der Ermittler ein paar Fotos auf die freie Tischfläche. Flüchtig sah der Befragte hin – um sich schnell wieder abzuwenden. Jetzt zitterte er.
    Der Schweiß floss in Strömen über sein Gesicht. Er wischte sich mit dem Ärmel seines Sweatshirts über die Stirn und bemühte sich die Tropfen, die ihm den Nacken entlangliefen, aufzuhalten, bevor sie unter dem Kragenbund verschwinden konnten.
    »Nie gesehen! Ich habe dieses Mädchen noch nie zuvor gesehen!« Seine Stimme wurde schrill, das verriet seine Angst. Er hörte es selbst, aber konnte es nicht beeinflussen. Das würde die Polizei ganz sicher negativ auslegen – bestimmt dachten sie, er zapple schon im Netz. Der Anwalt legte seinem Mandanten für einen kurzen Moment beruhigend die Hand auf die Schulter, zog sie rasch zurück und wischte sie sich unauffällig an seinem Jackettärmel ab.
    »Hören Sie –«, begann Günter Grabert erneut mit dieser unangenehm hohen Stimme, die schwankend und sich überschlagend durch die Sätze zu trudeln schien. »Ich habe mit dem Mord nichts zu tun. Sie haben doch mit Frau Dr. Jung über mich und die

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