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Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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genannt und sie hat uns gleich jede Menge Auswahl angeboten.« Albrecht Skorubski war ärgerlich.
    »Hat sie denn sonscht gar nichts über ihn erwähnt – ob er Fußball spielt zum Beispiel?« So schnell gab der hoch motivierte Neuling Wiener nicht auf.
    »Sie hat gesagt, der junge Mann sei geistig behindert. Aber vielleicht stimmt das gar nicht. Mädchen in dem Alter neigen dazu jeden für geistig behindert zu halten, der eine andere Mode bevorzugt oder eine andere Musik gut findet.«
    »Mukke«, korrigierte Michael Wiener. »Musik heißt jetzt Mukke. Sie habe noch gar nichts vo Ihrer Feier gestern Abend erzählt«, stellte er dann fest und sah seinen Kollegen aufmunternd an.
    »Stimmt. Du hast noch gar nicht richtig von diesem Großereignis berichtet.«
    »Na, wie soll so was schon gewesen sein? Wir waren sehr chic essen, bei dem neuen Inder in der Stadt. Das ist ein tolles Restaurant, sehr geschmackvoll eingerichtet und mit einer abwechslungsreichen Speisekarte. Kann ich nur weiterempfehlen! Es duftete schon beim Reinkommen nach exotischen Gewürzen, viel Curry und aromatischen Kräutern.«
     
    Michael Wiener tippte derweil weitere Angaben in die Maske des Programms. Flink bewegten sich seine Finger über die Tastatur, die er von zu Hause mitgebracht hatte, weil die büroeigene so laute Klickgeräusche produziert hatte, dass man sich kaum unterhalten konnte.
    »Meine Frau hatte sich toll in Schale geworfen und unsere Jungs steckten ausnahmsweise in anständigen Klamotten. – Kann man ja eigentlich auch erwarten. Schließlich sind sie jetzt schon um die Dreißig. Maik hatte sogar eine Freundin mitgebracht, die wirklich einen sehr sympathischen Eindruck gemacht hat. Unsere Tochter konnte leider nicht kommen, sie hatte einen wichtigen Termin. Zuerst war meine Frau ein bisschen enttäuscht, aber das hat sich bald gelegt. Na ja, das Essen war wie gesagt einfach wunderbar, der Wein gekühlt, das Dessert ein Traum.«
    »Und dann? Seid ihr danach einfach nach Hause gegangen und vor dem Fernseher eingeschlafen wie sonst auch?«, stichelte Peter Nachtigall.
    »Nein, natürlich nicht. Wir waren noch im Kino: »Der verbotene Schlüssel«, so ein Film mit viel Geklapper und Zauberei. War nicht so mein Fall, aber die Damen waren total begeistert. Zum Schluss haben wir zu Hause noch ein Glas Sekt getrunken und nachdem die Jugend uns wieder verlassen hatte, war die Feier beendet. Schließlich wollte ich ja nicht vollständig unausgeschlafen zum Dienst erscheinen«, schloss der Kollege und Hauptkommissar Nachtigall fiel siedend heiß ein, dass er vergessen hatte seine Schwester wegen Tante Erna anzurufen.
    »Na na, du wirst ja plötzlich ganz rot«, frotzelte Albrecht Skorubski und sah seinen Freund fragend an.
    »Ich hab was vergessen. Ist mir gerade eingefallen«, Peter Nachtigall gab eine launige Darstellung der nächtlichen Ereignisse, doch trotz des gewollt leichten Tons konnte er seine Besorgnis nicht verbergen.
    »So – wenn ich die Herren dann mal bitte zu mir an den PC bitten dürfte!«
    Nachtigall grinste. Wenn Michael Wiener ganz bewusst Hochdeutsch sprach, klang er fast wie Ulla Schmidt.
    »Wir haben hier eine Liste, die sich ergibt, wenn wir nur nach Hans Müller/Schmid/Schmidt/Schmied suchen. Die umfasst dreißig Personen. Wenn wir aber mal sehen, wer in einer Behinderteneinrichtung gemeldet ist und am Madlower Badesee wohnt, bleibt nur noch ein einziger Name übrig. Hans Schmidt, Auerhahnweg 7, geboren 1985. Im Birkenweg wohnt ein Hans Schmied, aber der ist Jahrgang 1998. Über seine geistige Verfassung gibt es keine Angaben und er kommt wohl auch sonst nicht wirklich in Betracht.«
    »Prima, Mensch Michael. Bevor Sie hier angefangen haben, konnte keiner diesem Wunderwerk der Technik so schnell die gewünschten Informationen entlocken. Fabelhaft.«
    »Gibt es neue Informationen zu Günter Grabert? Konnten Sie herausfinden, ob er das Mädchen gekannt hat?«
    »Eine Gruppe hat seine Wohnung durchsucht, aber wohl keinerlei Hinweise darauf gefunden, dass er das Mädchen kannte. Es gibt keine Fotos von ihr, keine Briefe, keine Kleidung. Auch den Zeh haben die nicht sicherstellen können. Die Nachbarn finden ihn ein wenig seltsam, weil er nie Besuch bekommt und nie so wilde Partys feiert, aber sie sagen auch, dass er stets hilfsbereit sei, angenehm und zurückhaltend. Eine ältere Dame schwärmt direkt von ihm, weil er, als sie sich den Knöchel verstaucht hatte, für sie einkaufen gegangen ist und ihr jeden Tag die

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