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Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Gesicht wies ein paar dekorative Falten auf und die Narbe von der Messerstecherei damals bei einem ihrer ersten Einsätze war durchaus nicht störend, sondern ließ ihn lausbubenhaft und verwegen aussehen. Die leuchtend blauen Augen versteckten sich hinter einer schmalen, eckigen Hornbrille, das blonde Haar, das er früher wie Nachtigall schulterlang getragen hatte, war zu einer grauen, modischen Kurzhaarfrisur gestutzt.
    »Komm, gehen wir was trinken!«, Hajo Mangold schob den Kollegen sanft aus der Zuschauergruppe.
    »Moment!«, protestierte der. «Ich muss erst noch Sabine und Jule Bescheid geben. Sonst melden die mich noch als vermisst.«
    »Sabine? Soso!«, feixte Mangold.
    »Meine Schwester!«
     
    Auf der Rückfahrt nach Cottbus war es ziemlich still im Wagen. Leander schlief an Jules Schulter, Jules Kopf ruhte am Seitenpolster und selbst Sabine war wohl zu müde für eine Unterhaltung. Alle waren hoch zufrieden mit diesem Tag.
    Düster starrte Nachtigall in die Dunkelheit. Regen, schon wieder! Da hatten sie ja noch richtig Glück gehabt, dass ihr Ausflug nicht ins Wasser gefallen war.
    Dann lächelte er. Hajo Mangold – nicht zu fassen! Der arbeitete jetzt bei der Leipziger Kripo. So weit war man also gar nicht von einander entfernt. Und natürlich hatten sie beschlossen, ab sofort wieder enger in Kontakt zu bleiben. Wozu gab es denn all diese neuen Kommunikationsmittel!
    Es hatte ihm gut getan Hajo zu treffen, räumte er in Gedanken ein. Vielleicht hatte Sabine ja doch Recht und er vergrub sich tatsächlich zu tief in seiner Arbeit. Und mit Hajo konnte er sich auch über all das unterhalten, was er vor Jule nie ansprechen würde – so wie eben im Zoo, als sie bei einem Kaffee über den Cottbuser Fall sprachen, während Sabine, Jule und Leander die Seelöwen fütterten.
    Auf der anderen Seite konnte eine engere Beziehung zu Hajo auch Komplikationen mit sich bringen – und Peter Nachtigall fand, sein Leben sei eigentlich schon reich genug mit Komplikationen aller Art gesegnet.
    »Peter – wir haben über Tante Erna nachgedacht.« Unterbrach Sabine seine Gedankengänge so unerwartet, dass er zusammenzuckte.
    »Aha.«
    »Ja. Sie hat uns damals bei sich aufgenommen, und ich denke wir sind ihr was schuldig. Dass sie bei dir nicht wohnen kann, liegt auf der Hand. Aber bei uns ist genug Platz. Wenn das Baby da ist, wird Tante Erna in das hintere Gästezimmer einziehen.«
    »Hmmm. Bist du sicher, dass das nicht zu viel für dich wird? Leander, das Baby und Tante Erna? Wird das nicht auch für Johannes zu anstrengend?«
    »Johannes meint, er wird schon klar kommen. Als er mich geheiratet hat, wusste er schließlich von meinem ausgeprägten Familiensinn! Und als wir damals zu Tante Erna kamen, hat sie auch niemand gefragt, ob ihr das nicht zu viel ist. Ich fahre jetzt für ein paar Tage weg, in wenigen Wochen kommt das Baby und dann zieht Tante Erna zu mir.«
    »Und wie sieht mein Part aus? Ich kann dir das doch nicht einfach alles überlassen und mich entspannt zurücklehnen!«
    »Nein – so ist das auch nicht gedacht. Ich fürchte, du wirst wohl an manchem Wochenende Babysitterpflichten haben und dann alle drei übernehmen müssen!«
    »Gut, einverstanden. Und das Finanzielle?«
    Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und ließ die Frage unbeantwortet.
     

23
    Das Mädchen ist zweifellos eine Schönheit. Sie sticht mir zwischen den vielen Kinobesuchern sofort ins Auge. Was für eine wundervolle Überraschung sie hier anzutreffen. Welch günstige Gelegenheit. Ein klarer Wink des Schicksals. Geschmeidig bewegt sie sich zwischen all den anderen Menschen. Sie fällt mit Sicherheit allen auf. Bewundernde Blicke folgen ihr und ich spüre, dass sie es weiß und in vollen Zügen genießt. Immer wieder fährt sie mit ihren schlanken, langen Fingern durch ihre lockige, leicht kupferfarbene Mähne und lässt das Haar dann in einer glänzenden Kaskade wieder auf ihre Schultern fallen. Fast scheint es, als sei sie in ein geheimnisvolles, sakrales Licht getaucht, während wir anderen im Dunkel stehen. Es ist, als hätte sie eine Aura strahlenden Lichts – durchaus ähnlich einem biblischen Heiligenschein.
    Sie ist auserwählt und ich werde die Erfüllung ihres Schicksals sein.
    Was für ein wunderbarer Gedanke.
    Während des Films starre ich auf ihren perfekten Kopf, bewundere ihr beinahe klassisches Profil. Dabei taste ich immer wieder in meiner Tasche nach meinen Werkzeugen der Erkenntnis, nach meinem Stein und dem

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