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Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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sieht noch schlimmer aus als die, die wir vor ein paar Tagen gefunden haben.«
    Inzwischen war der Hauptkommissar hellwach. »Sie meinen, die Tote wurde wieder verstümmelt?« Er verabscheute dieses Wort – es war widerwärtig. Zu viele Bilder drängten sich ihm auf – von Toten, die vor oder nach ihrem Ableben von Sadisten geschändet worden waren. Bisher nicht in Cottbus – aber bei Lehrgängen und Weiterbildungen hatte er Tatortfotos gesehen, die bis ins Detail zeigten, was Menschen anderen Menschen antaten.
    »So wie’s aussieht, wurden ihr auch die Brüste amputiert. Wir haben schon alles abgesperrt und Scheinwerfer aufgestellt.«
    »Deckt den Fundort mit einer großen Plane ab. Ich kann hören, dass es regnet oder graupelt. Die Kriminaltechnik ist schon informiert?«
    »Klar, die sind schon auf dem Weg.«
    »Gut. Ich bin gleich da«, beendete Peter Nachtigall das Gespräch.
    »Scheiße!« Mit Schwung schleuderte er die Bettdecke ans Fußende. »So eine verdammte Scheiße!«, fluchte er weiter, während er Socken, Jeans und einen warmen Pulli vom Stuhl neben dem Bett zusammenklaubte. Wieso finden die Leute immer nachts irgendwelche Leichen – war denn ganz Cottbus zu mitternächtlicher Stunde auf den Beinen, meuchelte, mordete, quälte, fand verstümmelte Mordopfer und nur die Polizei schlief? Dann wählte er Skorubskis Nummer, informierte ihn und scheuchte danach Wiener aus dem Bett. Es sah verdammt nach demselben Täter aus.
     
    Verblüfft stellte Peter Nachtigall, als er wenig später am Fundort eintraf, fest, dass Dr. Pankratz die Tote bereits untersuchte.
    »Sind Sie aus Potsdam hierher geflogen?«
    »Cottbus braucht mich, ich eile. Nein, ich übernachte manchmal für ein paar Tage bei Freunden hier in eurer schönen Stadt. Aber Urlaub scheint es ja diesmal nicht zu werden. So – wir haben also wieder eine junge, weibliche Leiche. Auch dieses Opfer hat der Mörder auf ein Bett aus Reisig, Moos und Laub gelegt«, wurde er sofort wieder sachlich. »Sie ist bestimmt schon etwa 30 Stunden tot. Todeszeitpunkt gestern in den frühen Morgenstunden, nehme ich an. Völlig ausgekühlt. Die Totenstarre hat sich trotz der Kälte schon an vielen Stellen gelöst. Auch sie hat einen sehr harten Schlag gegen die Schläfe bekommen – ich kann aber erst nach der Obduktion mit Sicherheit sagen, ob der Schlag tödlich war, aber ich denke schon. Ihr Gesicht wurde durch tiefe Schnitte über beide Wangen entstellt. Es sieht auch so aus, als hätte der Täter versucht ihr die Nase abzutrennen. Ob sie vollständig von der Oberlippe gelöst wurde, kann ich erst bei der Obduktion genau feststellen – ich will hier im Halbdunkel nicht riskieren irgendwelche Spuren zu verwischen. Beide Brüste wurden amputiert und in ihrem BH in den Baum gehängt.« Peter Nachtigall spürte einen aufsteigenden Würgereiz, als er das Blut verschmierte Kleidungsstück mit den beiden formlosen Brüsten direkt über seinem Kopf im Geäst des Baumes ausmachte.
    Schnell atmete er tief durch und trat einen Schritt zur Seite.
    »Ja, ja. Ganz schön albtraumhaft, was? Aber wenn Sie sich übergeben müssen, dann bitte nicht hier, damit Sie nicht eventuelle Tatspuren vernichten!«, mahnte Dr. Pankratz nach einem missbilligenden Blick in Nachtigall fahles Gesicht. Dann fuhr er mit seiner Erläuterung fort.
    »Auch dieser Leiche fehlt ein Zeh. Er wurde mit einem kleinen, scharfen Messer abgetrennt, ob es das Messer vom letzten Mal war, weiß ich natürlich noch nicht.«
    »Hat er dasselbe Messer benutzt, um ihr das Gesicht zu zerschneiden?« Als der Rechtsmediziner mit den Schultern zuckte, fragte er weiter.
    »Die Haare wurden bis auf ein paar Zentimeter Länge abgeschnitten. Hat die schon irgendjemand gefunden?«, fragte Peter Nachtigall und der Pathologe schüttelte den Kopf.
    »Nicht, dass ich wüsste. Wir haben ja auch keine Vorstellung davon, welche Länge sie vor dieser Verstümmelung hatten. Aber die Spurensicherung ist ausgeschwärmt – wahrscheinlich werden sie sie schon finden. Ich habe auch wieder auf einen Stein als mögliche Tatwaffe hingewiesen – vielleicht hat der Täter ihn ja diesmal hier zurückgelassen. So, hier ist der Totenschein – ich nehme sie jetzt mit und mach mich gleich morgen früh an die Arbeit.« Dr. Pankratz bedeutete zwei Trägern mit einem Metallsarg die Leiche vorsichtig aufzunehmen, in einen vorbereiteten Leichensack zu legen und abzutransportieren.
     
    Michael Wiener und Albrecht Skorubski befragten den

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