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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sicherheitskontrolle nehmen. Aber ich hab’s versucht. Die Frau am Empfangsschalter hat es mir erlaubt, doch der Mann am Metalldetektor hat es mir abgenommen.«
    Wacey lief rot an, fixierte zornig sein Gegenüber und ließ den Hörer sinken. Keeley befürchtete schon, Hedeman würde einfach aufstehen, sich umdrehen und aus dem Zimmer gebracht werden wollen.
    Â»Tut mir leid«, sagte er.
    Wacey starrte ihn nur an. »Kommen Sie mir nicht blöd«, sagte er, nachdem er den Hörer wieder ans Ohr gesetzt hatte. »Wissen Sie, wie sehr ich mich hier drin nach dem Zeug sehne? Haben Sie davon die leiseste Vorstellung?«
    Â»Nein.«
    Â»Einige der Jungs hier haben das Zeug.« Wacey wies mit dem Kopf auf die Häftlinge, die im Kontaktbereich Besuch von ihren Familien hatten. »Wieso bekommen die es und ich nicht? Warum ist Rauchen in Ordnung, und Kauen nicht? Das kotzt mich an. Wir sind in Wyoming. Ein Mann sollte hier kauen dürfen.«
    Vielleicht liegt es daran, dass du im Todestrakt sitzt, dachte Keeley, doch er sagte: »Ich weiß nicht. Es kommt mir nicht gerade fair vor. Tut mir leid.«
    Â»Hören Sie auf mit dem Gerede«, erwiderte Wacey, den Blick auf Keeley gerichtet. »Sie klingen wie eins von diesen mitleidigen Arschlöchern.«
    Keeley spürte, wie der Zorn, den er stets mit sich herumtrug, in ihm aufloderte und hielt ihn nur mühsam im Zaum. Er würde diesem Mann erlauben, ihn zu erniedrigen, sofern er nur an die Informationen kam, die er brauchte. Wen kümmerte es, ob ihn ein dämlicher Häftling schlecht behandelte? Schließlich würde er ihn nie wiedersehen.
    Â»Fangen wir noch mal an«, sagte er. »Danke, dass Sie mich empfangen. Dass Sie mich auf Ihre Besucherliste gesetzt haben.«
    Wacey verdrehte die Augen, und sein Mund wurde schmal. »Ja, ich musste zwanzig Leute ans Ende der Liste setzen, um Sie einzuschieben. Und Sie haben mir nicht mal mitgebracht, was ich haben wollte.«
    Â»Wie gesagt, es tut mir leid. Ich hab’s probiert. Vielleicht kann ich Ihnen eine Kautabakrolle schicken.«
    Wacey grinste höhnisch. »Alles wird durchsucht. Die Wärter würden sie einsacken und sich bedanken.«
    Derweil ließ Keeley die Hand unter den Tresen sinken, öffnete den Reißverschluss seines Hosenschlitzes, fand, was er suchte, und hob es hoch genug, damit Wacey es sehen konnte. Es war eine Dose Kautabak, aber viel schmaler als eine normale Plastikdose, und sie hatte einen Plastikdeckel, auf den der Metalldetektor nicht reagiert hatte.
    Â»Das ist eine Probierpackung, wie Sie vermutlich wissen. So was gibt’s bei Rodeos und Jahrmärkten auf dem Land und so. Die ist viermal kleiner als die echte Dose. Ich hab sie letzten Sommer erworben und als Reserve verwahrt, falls mir die eigentliche Packung abgenommen wird – auch wenn Sie gesagt haben, ich bekäme sie durch die Kontrolle. Ich schätze, das ist besser als nichts.«
    Waceys Augen fixierten die Dose. »Geben Sie sie mir.«
    Keeley spürte, dass er nun am Drücker war. »Tu ich. Aber erst hab ich einige Fragen an Sie. Darum bin ich hier.«
    Keeley sah, wie Wacey sich über die Lippen leckte, kurz den Blick hob und dann wieder auf die Dose schaute. Wie ein Drogensüchtiger, dachte er – der braucht den Kautabak. Aber wie konnte er ihn so sehr brauchen, wenn er es sechs Jahre ohne ihn ausgehalten hatte? Dann fiel es ihm wieder ein: Häftlinge sind dämlich. Selbst Wacey Hedeman.
    Wacey sah auf und konnte es kaum erwarten zu reden. Erbärmlich, dachte Keeley.
    Er sagte: »Ich schätze, Sie wissen, warum ich hier bin. Ich habe großes Interesse an Ihnen. Mein Bruder ist nämlich vor acht Jahren nach Wyoming gezogen. Er war Jagdführer oben im Twelve Sleep County. Ote – erinnern Sie sich an ihn?«
    Nun wirkte Wacey interessiert. »Ich erinnere mich.«
    Keeley forschte in seinen Augen nach einem Anzeichen von Schuld oder Reue. Nichts dergleichen.
    Â»Er wurde umgebracht«, fuhr er fort.
    Wacey nickte nur.
    Â»Er hat mir Briefe geschrieben. So ist mir Ihr Name zum ersten Mal begegnet. Und der des anderen Jagdaufsehers. An den erinnern Sie sich doch?«
    Wieder das Nicken. Wacey fragte sich bestimmt, worauf das hinauslief – schließlich war er es gewesen, der Ote in einem Jagdlager erschossen hatte. Keeley machte weiter, als wäre er sich dessen gar nicht bewusst.
    Â»Ich interessiere mich

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