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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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für den anderen Jagdaufseher.«
    Wacey schluckte. »Was ist mit ihm?«
    Â»Sie mögen ihn nicht besonders, oder?«
    Â»Er hat mich hier reingebracht. Also mag ich ihn nicht besonders, nein.« Das Wort mag stieß er geradezu hervor.
    Â»Und haben Sie gehört, was vor ein paar Jahren in der gleichen Gegend passiert ist?«, fragte Keeley. »Eine große Auseinandersetzung, bei der einige anständige Menschen im Schnee verbrannt sind? Eine Frau und ihr kleines Mädchen?«
    Â»Davon hab ich gehört.«
    Â»Das waren meine Schwägerin und ihr Kind – Gott hab sie selig. Das waren auch Keeleys – die letzten Keeleys, abgesehen von mir. Und wissen Sie was?«
    Wacey zögerte, fragte aber schließlich: »Was?«
    Â»Auch in diese Sache war der verdammte Jagdaufseher verwickelt. Können Sie sich das vorstellen? Dieser Kerl hat jedes Mal seine Finger im Spiel, wenn unser Familienname verschwindet.«
    Wacey musterte ihn. »Das muss doch nicht das Ende sein. Schließlich heißen Sie auch Keeley. Setzen Sie doch einen Haufen Kinder in die Welt – macht ihr das nicht so unten im Süden?«
    Jetzt platzte Keeley endgültig der Kragen. Er holte aus und schlug mit der Handkante gegen die Scheibe. Wacey wich instinktiv zurück, obwohl sein Gegenüber das Glas auf keinen Fall hätte zerschlagen können.
    Die Tür hinter Hedeman öffnete sich, und der Wärter steckte seinen Kopf herein. »Schluss mit dem Krach!«.
    Â»Sie verstehen nicht«, sagte Keeley, als der Wärter wieder verschwunden war. Wacey sah ihn argwöhnisch an. Offenkundig hatte er nicht mit dem Schlag an die Scheibe gerechnet.
    Â»Was verstehe ich nicht?«
    Â»Halten Sie einfach den Mund, und beantworten Sie mir ein paar Fragen. Ich bin den ganzen weiten Weg gefahren, nur um mit Ihnen zu reden – also sparen Sie sich Ihre dummen Sprüche. Ich bin durch Arkansas, Oklahoma, Kansas und Nebraska gefahren, um Sie zu sehen, Mr. Wacey. Ich brauch mir Ihre beschissenen Ansichten über meine Familie und meinen Namen nicht anzuhören.«
    Wacey schluckte erneut und warf einen raschen Blick auf die kleine Dose Kautabak.
    Â»Erzählen Sie mir von ihm«, fuhr Keeley fort. »Sagen Sie mir, was in ihm vorgeht. Verraten Sie mir, was ihm unter die Haut geht.«
    Wacey blieb für einen Augenblick stumm, dann nickte er kaum wahrnehmbar mit dem Kopf. »Er ist ganz anders, als Sie wahrscheinlich denken. Wenn Sie ihn treffen, das sage ich Ihnen voraus, werden Sie … enttäuscht sein. Das ist sein Trick. Ich weiß nicht mal, ob er sich dessen überhaupt bewusst ist.« Wacey hielt kurz inne. »Das nehme ich zurück – ich denke, es ist ihm bewusst. Aber das wirkt sich in keinster Weise auf sein Verhalten aus.«
    Â»Wie meinen Sie das?«
    Â»Er legt es darauf an, dass die Leute ihn unterschätzen. Er hat kein Problem damit, den Dummkopf zu spielen. Aber bloß weil er schweigt, bedeutet das nicht, dass er dumm ist. Es bedeutet, dass er zuhört.«
    Mit einem Nicken forderte Keeley ihn auf fortzufahren.
    Â»Seine schlimmste Eigenschaft – oder je nach Standpunkt auch seine beste – ist seine Sturheit. Sobald er einmal glaubt, richtigzuliegen, lässt er sich von niemandem mehr beirren. Selbst wenn er noch so tut, als könne man mit ihm reden, hat er sich tief im Innern längst festgelegt. Und nichts wird ihn jemals davon abbringen. Er denkt immer, er wäre der Erste, der sich ernsthaft über etwas Gedanken macht, so als hätte es niemanden vor ihm gegeben. Also glaubt er, unbedingt herausfinden zu müssen, was hinter den Dingen steckt. Verstehen Sie, was ich meine? Das hat etwas wirklich Überhebliches, aber das würde er nie zugeben.
    Wenn man ihn provoziert«, fügte Wacey hinzu, »nimmt er die Herausforderung an. Selbst wenn er merkt, dass du ihn am Haken hast. Er ficht den Kampf bis zum bitteren Ende – egal, was passiert. Darüber müssen Sie sich im Klaren sein. Sollten Sie es auf ihn abgesehen haben, sollten Sie für einen langen Kampf gerüstet sein.«
    ***
    Nachdem sie sich weitere zwanzig Minuten unterhalten hatten, schob Keeley die Dose durch den Schlitz, und Wacey griff danach, noch ehe sie ganz auf seiner Seite war. Keeley sah ihn den Deckel abnehmen und mit geschlossenen Augen und nahezu in den Tabak getauchter Nase tief einatmen. Ohne ein weiteres Wort setzte er den Deckel wieder

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