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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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seine Zelle geschmuggelt, um daran zu riechen und ihn zu genießen, ohne von zweihundert Kameras beobachtet zu werden? So oder so: Nach dem Konsum würde er innerhalb weniger Minuten daran zugrunde gehen. Keeley erinnerte sich an einen Jagdgast, einen Gerichtsmediziner aus Texas, der ihm den genauen Ablauf erklärt hatte: Das Opfer wird rot im Gesicht und erleidet einen Krampfanfall wie bei einem Herzinfarkt. Es kollabiert und ringt nach Atem. Die Haut wird rosa, während sich das Blut in den Adern kirschrot verfärbt. Gut möglich, dass grellrosa Schaum aus der Nase dringt, das hätte etwas … Festliches. Und dann Sayonara!
    Â»Lass es dir schmecken, Wacey!«, brüllte er. »Das war für Ote!«
    Das Treffen mit Wacey hatte ihm kaum neue Erkenntnisse gebracht. Er wusste längst, wie er die Sache mit Joe Pickett angehen würde: Er würde ihn dort attackieren, wo er lebte. Ihn verletzen. Zur Strecke bringen. Der verdammte Jagdaufseher sollte zu spüren bekommen, wie es ist, sich einsam zu fühlen und wertlos und unfähig, sich und die Seinen zu schützen.

3. KAPITEL
    Im Sheriff-Büro des Twelve Sleep County saßen die Scarlett-Brüder auf Kunststoffstühlen – zwischen sich je ein freier Sitz – dem am Schreibtisch thronenden McLanahan gegenüber. Arlen hockte am einen, Hank am anderen Ende, Wyatt in der Mitte. Alle drei trugen weiter Handschellen. Hank und Wyatt waren mit den Armen hinter dem Rücken gefesselt, während Arlen die Handschellen vor dem Körper trug, um seine Kopfwunde mit einem Tuch abtupfen zu können. Neben den Brüdern standen zwei Hilfssheriffs. So hatte Joe sie bei seiner Ankunft angetroffen und darüber gestaunt, dass sich die Gemüter so weit beruhigt hatten und McLanahan daher beschlossen hatte, alle drei ins gleiche Zimmer zu holen. Joe setzte sich auf die Kante des Schreibtischs, eine Geste, die McLanahan sicherlich verärgerte. Prima, dachte er. Arlen hatte den Sheriff offenbar davon überzeugt, ihn nicht direkt ins Krankenhaus zu liefern, und hielt sich ein blutiges Tuch an die geschwollene Schläfe. Sein Blick wirkte hellwach, fand Joe, und auch ein wenig belustigt.
    Robey Hersig, der Bezirksstaatsanwalt, war vom Abendessen mit der Familie weggeholt worden, um die Brüder zu verhören.
    Â»Sie haben gefragt, was passiert ist«, sagte Arlen zu Robey. »Das will ich Ihnen erzählen. Wie Sie wissen, ist die Sitzungsperiode des Parlaments am Dienstag zu Ende gegangen. Ich habe am Abend meine Sachen in Cheyenne gepackt und bin zurück auf meine Ranch gereist. Vorgestern habe ich nett mit Mutter und Wyatt im Holiday Inn in Saddlestring zu Abend gegessen, und wir sind wieder auf den Hof gefahren.«
    Â»Es gab prima Spareribs«, warf Wyatt ein.
    Â»Ja«, sagte Arlen und betrachtete ihn mit einer Miene, die weder Sympathie noch Verärgerung ausdrückte, eher widerwillige Zustimmung. »Wie dem auch sei – wir sind an dem Abend gegen zehn nach Hause gekommen, was für Mutter spät ist. Sie ist Frühaufsteherin. Das kann der Jagdaufseher bestätigen«, fügte er hinzu und wies mit dem Kopf auf Joe.
    Robey sah Joe fragend an, um darüber aufgeklärt zu werden, warum er in das Gespräch einbezogen worden war.
    Â»Ich bin ihr gestern früh begegnet, so etwa um sieben, schätze ich.« Aber Joe wusste nicht so recht, warum Arlen das erwähnt hatte. Wollte er erneut darauf hinweisen, dass Joe vielleicht derjenige war, der sie als Letzter gesehen hatte?
    Â»Und warum waren Sie dort, Herr Jagdaufseher?«, fragte der Sheriff von seinem Schreibtisch.
    Joe missfiel die Art und Weise, wie McLanahan seine Frage gestellt hatte. Der unterschwellige Sarkasmus war unüberhörbar.
    Â»Wegen Angelgenehmigungen«, erwiderte er knapp.
    Â»Welchen Eindruck machte sie auf Sie, als Sie mit ihr über … Angelgenehmigungen sprachen?«, fragte McLanahan.
    Â»Sie war wohlauf«, sagte Joe. »Alles normal so weit.«
    Â»Hatten Sie Meinungsverschiedenheiten?«, wollte der Sheriff wissen.
    Â»Nicht mehr als sonst.«
    Joe war dankbar, als Arlen wieder das Wort ergriff. »Wie gesagt: Sie ist eine Frühaufsteherin. Gestern haben wir nett daheim gefrühstückt, Mutter, Wyatt, meine Nichte Julie und ich.«
    Bei der Erwähnung Julies setzte Hank sich unvermittelt auf; sein Mund war zu einer hässlichen Grimasse verzogen. Joe fiel auf, dass Arlen gerade

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