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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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    Â»Robey, ich bin auf dem Rückweg von der Thunderhead Ranch. Hank verweigert mir den Zutritt, deshalb brauche ich schnellstmöglich einen von Richter Pennock unterschriebenen Durchsuchungsbeschluss. Und wenn ich wieder zur Ranch fahre, wären ein paar Hilfssheriffs nützlich, die sich mit mir umsehen. Könnten Sie das mit dem Sheriff regeln?«
    Robey ging ans Telefon. Er sei eben ins Büro gekommen. Joe wiederholte, was er auf den AB gesprochen hatte.
    Â»Ich treffe mich heute Nachmittag mit dem Richter«, meinte Robey. »Ist das früh genug?«
    Joe bejahte.
    Â»Ich frage mich, warum Hank so streitsüchtig ist«, überlegte Robey und lachte dann leise. »Aber vermutlich entspricht das einfach nur seinem Wesen.«
    Â»Oder er hat Dreck am Stecken. Und sein Freund Bill Monroe ist auch da draußen und geht für ihn ans Telefon.«
    Â»Im Ernst?«
    Â»Auch deshalb könnte ich die Hilfssheriffs brauchen.«
    Â»Ãœbertreiben Sie es mit dem Kerl nicht etwas?«
    Â»Nein«, sagte Joe. »So vermöbelt er mich nicht wieder.«
    ***
    Joe verbrachte den Nachmittag zu Hause und mühte sich, alle Risse und Lecks seines Driftboots mit Epoxidharz zu versiegeln. Das Handy trug er ständig in seiner Brusttasche bei sich, bereit, alles stehen und liegen zu lassen, um sich an der Zufahrt zur Thunderhead Ranch mit den Hilfssheriffs zu treffen.
    Robey rief erst kurz vor fünf an.
    Â»Der Richter unterzeichnet die Anordnung nicht, solange ihm keine hinreichenden Verdachtsmomente vorliegen.«
    Â»Was?«
    Â»Das hat er gesagt, Joe.«
    Â»Darauf hat er bisher noch nie bestanden. Was will er haben? Ein Transkript des anonymen Hinweises auf Hank? Mehr können wir ihm nicht bieten.«
    Â»Schätzungsweise ja.«
    Â»Aber ein Hinweis ist ein Hinweis. Ich habe Ihnen alles gesagt, was auf dem Band war.«
    Â»Joe, ich bin hier nur der Bote.«
    Â»Und ich dachte, Sie sind der Bezirksstaatsanwalt«, gab Joe zurück und bereute augenblicklich, das gesagt zu haben.
    Â»Sie können mich mal, Joe.«
    Â»Tut mir leid. Aber was läuft da eigentlich? Steckt der Richter etwa mit Hank unter einer Decke? Oder traut er sich nur nicht, etwas zu unternehmen, wenn der Name Scarlett beteiligt ist?«
    Â»Warum fragen Sie ihn das nicht selbst?«
    Â»Ich hab doch gesagt, es tut mir leid.«
    Â»Ich will jetzt nicht mit Ihnen reden.«
    Â»Robey … «
    Damit legte der Staatsanwalt auf.
    Wütend schleuderte Joe das Handy ins Boot, wo es klirrend über den Fiberglasboden hüpfte.

JUNI
    Gleich wie Blätter im Walde, so sind die Geschlechter der Menschen,
    Einige streut der Wind auf die Erd hin, andere wieder
    Treibt der knospende Wald, erzeugt in des Frühlinges Wärme;
    So der Menschen Geschlecht; dies wächst und jenes verschwindet.
    Homer: Ilias, 6. Gesang, Verse 146–49.
    [Aus dem Griechischen von Johann Heinrich Voß]
    Ich wünschte, alle Hervorbringungen der Natur zu besitzen, doch ich wünschte sie belebt. Das war unmöglich.
    John James Audubon

18. KAPITEL
    Arlen Scarlett war abgelenkt, das merkte Marybeth. Obwohl er sie über ihren Schreibtisch hinweg mit der wohleinstudierten Miene eines Hundes ansah, der es jedem recht machen will, war er in Gedanken offenkundig ganz woanders. Selbst als sie auf die Buchhaltung für die Ranch zu sprechen kam und sie ihm erklärte, sie habe Opals Code geknackt – und darüber hätte er begeistert sein sollen – , war Arlen nicht bei der Sache.
    Mit fünf kleinen Kisten voller Briefumschläge, Kontoauszüge, Rechnungen und Akten war er in der Vorwoche bei Marybeth im Büro aufgekreuzt und hatte geklagt, von all dem nicht das Geringste zu verstehen. Opal habe die Bücher geführt und niemandem erklärt, wie. Arlen hatte behauptet, keine Ahnung zu haben, ob und wie viel Gewinn die Ranch abwerfe oder ob sie in Schwierigkeiten steckten.
    Marybeth hatte sich widerstrebend bereit erklärt, sich die Unterlagen anzuschauen, um zu sehen, ob sie in Opals Wahnsinn Methode würde entdecken können.
    Â»Ich habe nicht mal so lange dafür gebraucht wie befürchtet«, erläuterte sie Arlen, der sie ansah und doch durch sie hindurchzublicken schien. Eine Handy-Antenne ragte aus der mit einem Druckknopf verschlossenen Brusttasche seines weißen Cowboyhemds. Obwohl er nicht darauf zu achten schien und es nicht in die Hand nahm, hatte Marybeth das

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