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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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sollten Sie sich besser mit ihm treffen«, sagte Marybeth. »Vielleicht findet sich sogar eine Lösung für den Streit. Bitte halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    Â»Mach ich«, entgegnete Arlen und wirkte nervöser denn je.
    Als er ihr Büro verließ, blieben sein Stetson und seine Scheunenjacke auf ihrem Sofa liegen. Er würde also noch mal zurückkommen.
    Sie stand auf und beobachtete Arlen durch die Jalousie. Er hüpfte nach draußen und ging auf den staubigen schwarzen Lincoln Continental von Meade Davis zu. Davis stieg aus. Er war korpulent und onkelhaft, hatte schütteres Haar und einen weißen Schnurrbart und setzte ein flüchtiges Lächeln auf. Arlen und Davis waren in etwa im gleichen Alter. Marybeth beobachtete, wie Davis ihm die Hand gab und dann die andere Hand darüberlegte, als spräche er Arlen sein Beileid aus. Dann schüttelte er bedächtig den Kopf, und Arlen wirkte einen Moment lang beunruhigt.
    Für Marybeth sah das ganz danach aus, als brächte Davis schlechte Neuigkeiten. Sie war überrascht, aber anscheinend nicht so sehr wie Arlen.
    Doch er gewann seine Fassung rasch wieder, drehte Davis herum und legte ihm den Arm um die Schulter. Beide gingen davon, wobei Arlen dem Anwalt den Kopf zuwandte, ihm den Mund ans Ohr hielt und lebhaft auf ihn einredete.
    ***
    Eine Stunde später kam Arlen wieder in Marybeths Büro gestürmt. Seine Augen leuchteten.
    Â»Es gibt tatsächlich einen geheimen Letzten Willen. Meade Davis hat ihn im Herbst zu Papier gebracht. Mutter hat mir die gesamte Ranch überschrieben – ich wusste ja, dass sie das tun würde. Hank bekommt nichts.«
    Marybeth war baff, denn als sie die beiden beobachtet hatte, hatte es ganz und gar nicht danach ausgesehen.
    Â»Da darf man vermutlich gratulieren.«
    Â»Und ob«, erwiderte Arlen strahlend.
    Â»Als ich Sie draußen stehen sah, hatte ich den Eindruck, als hätte Davis Ihnen etwas Schlimmes mitgeteilt. Sie schienen unglücklich über das, was er Ihnen sagte.«
    Arlen starrte Marybeth an, als wäre plötzlich ein greller Scheinwerfer auf ihn gerichtet, gewann aber rasch die Beherrschung zurück, warf den Kopf in den Nacken und lachte übertrieben laut. »Als er mir berichtete, bei ihm sei eingebrochen und das Testament gestohlen worden, dachte ich, Hank hätte mich endgültig geschlagen. Das haben Sie vermutlich beobachtet. Dann habe ich begriffen, dass Meades Aussage, was im Testament gestanden hat und was Mutters Wünsche waren, so gut sind wie ihr Letzter Wille selbst! Sie müssen mich gesehen haben, bevor ich das erkannt habe.«
    Â»So wird es gewesen sein.« Sie stand auf und streckte ihm die Hand entgegen. »Glückwunsch noch mal.« Dabei galten ihre Glückwünsche weniger Arlen, als vielmehr dem ganzen Tal.

19. KAPITEL
    Nach dem Abräumen der Abendbrotteller setzten sich Marybeth und ihre Mutter Missy Vankueren-Longbrake mit Kaffeetassen an den Küchentisch. Joe hatte aus den Bergen angerufen, er werde das Essen verpassen, weil jemand gemeldet habe, ein Wilderer habe auf eine Rotwildherde geschossen. Marybeth fand es verdächtig, dass Joe sich ausgerechnet an dem Abend, an dem ihre Mutter zu Besuch gekommen war, verspätete.
    Missy trug wieder ihren früheren Namen und hatte nach der nun ein halbes Jahr zurückliegenden Hochzeit mit dem hiesigen Rancher Bud Longbrake zusätzlich dessen Namen angenommen, weil der Doppelname so schön klinge. Irgendwie adlig, wie sie erklärte.
    Sheridan und Lucy waren auf ihrem Zimmer und erledigten angeblich ihre Hausaufgaben. Missy bevorzugte Lucy, und die spielte auf ihrer Großmutter wie auf einem Musikinstrument. Sheridan reagierte mit Verachtung, wenn die beiden zusammen waren, und behauptete, sie würden sich gegenseitig Honig um den Mund schmieren und sich in etwas ergehen, das sie »Girlieville« nannte.
    Marybeth hatte ihrer Mutter eben vom Miller-Wiesel an ihrer Haustür erzählt und dass in der Vorwoche Wapitihäupter auf den Zaunpfählen gesteckt hatten. Missy hatte dazu angewidert den Kopf geschüttelt. Marybeth war klar, dass sich ihr Zorn genauso gegen Joe richtete wie gegen die Vorfälle selbst. Es war kein Zufall, dass Missy und Joe sich nur selten unter einem Dach aufhielten. Sie mühte sich, es so einzurichten. Die zwei hatten sich auf eine Art vorübergehende Waffenruhe geeinigt, die aus der Not heraus geboren war: Sie

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